Das bittere Ende

Gestern war der schlimmste und schmerzvollste Tag meiner noch kurzen Zeit als Bienenhalter. Mein 5x geschwärmtes Volk hatte sich nicht wieder erholen können und ist vergangenen Freitag der Räuberei eines anderen Volkes zum Opfer gefallen. Obwohl das Flugloch aufs Minimum verkleinert gewesen war, hat das nach wie vor winzige Volk dem Druck nicht standhalten können und ist komplett ausgeräubert worden. Eindeutiges Bild: hektischer und ungewöhnlich starker Flugverkehr, später dann Wachs- und Honigreste auf dem Flugbrett, abgeschrotete und geleerte Waben, usw.

Bei der Überlegung, das Volk noch rasch auf einen entfernten Stand zu verlagern, haben meine Frau und ich mit Unterstützung eines erfahrenen Imkers eine Durchsicht gemacht, um herauszufinden, ob der Aufwand noch gerechtfertigt ist. Dabei stellte sich heraus, dass das Volk offenbar keine Königin hat. Stattdessen fanden wir Buckelbrut und mehrere Stifte pro Zelle:

Ganz offensichtlich war das Volk drohnenbrütig geworden. Nach Abwägen der anderen Optionen

  • die Beute doch noch an einen anderen Standort zu bringen und nach Fütterung in Ruhe zu lassen (weil die winzige theoretische Möglichkeit bestand, die Königin doch übersehen zu haben) oder
  • 2 Brutwaben aus dem anderen MERB-Volk zu transplantieren und dabei zu hoffen, dass es dem schwachen Volk nützt und dem starken Volk nicht schadet (das kam für uns nicht in Frage!) oder
  • eine Königin zu besorgen und mit Bienen aus dem anderen Volk zu verstärken (das kam für uns ebenfalls nicht in Frage!) oder
  • das offensichtlich sterbende Volk „natürlich“ auslaufen zulassen,

haben wir das Volk schließlich sehr, sehr schweren Herzens aufgelöst. :sob:

R. I. P., Bryanna. :cry:

Obwohl ich mir von erfahrenen Imkern immer wieder Rat geholt hatte, mache ich mir im Rückblick nun sehr viele Gedanken darüber, ob ich etwas anders und vor allem besser hätte machen oder vielleicht ganz lassen können, um dieses Ende zu verhindern. Mit dieser Ungewissheit werde ich nun leben müssen, aber mit den gewonnenen Erfahrungen sehe ich dennoch verhalten positiv in die Zukunft.

Abgesehen davon, dass mir gerade überhaupt nicht der Sinn nach einem erneuten Start mit einem anderen Schwarm steht, werde ich diese MERB auf jeden Fall erst nächstes Jahr wieder neu besiedeln und einen hoffnungsvollen Neuanfang wagen. :slight_smile: Jetzt nehme ich mir die Zeit, um ganz in Ruhe wieder „klar Schiff“ zu machen und mich um das verbleibende Volk zu kümmern, dass es gut über den Winter kommen kann.

Liebe Grüße,
Michael

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Hallo Michael (EmmBee), es ist natürlich sehr traurig, wenn man zusehen muss, wie sein Bienenvolk immer schwächer wird und schließlich ausgeraubt wird. Ich kann verstehen, dass dir zunächst einmal nicht der Sinn nach einem neuen Schwarm steht, zumal die Zeit ja jetzt auch rum ist.
Aber: Dein eines Volk hat sich geteilt und es existieren jetzt mehrere (4) Völker, in denen DEINE Bienen weiterleben. Das alles ist „wesensgemäß“ - auch, dass am Schluss die Schwächsten verlieren und untergehen gehört zum Plan!
Anregungen zum Nachdenken und keine „Klugscheißerei“: Ich habe in meiner Bienenkiste nach dem zweiten Schwarm alle Weiselzellen gesucht und bis auf eine entfernt, um genau das zu verhindern, was du beschreibst! Ich habe das auch zum ersten Mal gemacht und war/bin mir nicht sicher, ob dieser Eingriff „wesensgemäß“ war/ist, aber er hat meinem Volk vielleicht das erspart, was du beschreibst. Und - ich wollte meine Nachbarn nicht weiter dauernd in Aufregung versetzen, weil irgendwo Schwärme von mir in Gärten einfliegen, in denen spielende Kinder oder beunruhigte alte Menschen sitzen.
Nun wünsche ich dir, dass du deine Bienen gut in den Winter bringst, dass deine abgegebenen Schwärme dir Kraft und Freude geben und dass du nächstes Jahr wieder mit neuem Schwung und neuem Volk weiter Spaß an den Bienen findest.
LG mani

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Lieber Mani @mani1955,

:white_heart:lichen Dank für Deine wohlmeinenden Worte!

Ich weiß natürlich darum. Genauso wusste ich, dass es eines oder mehrere meiner Völker früher oder später mal treffen wird, wenn es dann eingeht. Ich war ja schon sehr froh und glücklich (und auch ein bisschen stolz), im Gegensatz zu manch anderen Bienenhaltern meine beiden Völker gut über den Winter gebracht zu haben. Und dennoch trifft es mich jetzt überraschend schwer, auch wenn ich weiß, dass es letztlich ein natürlicher Vorgang ist.

Das war bei dem betreffenden Volk leider nicht möglich, weil es sich am Anfang zum Stabilbau quer durch 5-6 Rähmchen entschieden hatte. Ansonsten hätte ich es genau wie Du gemacht! Bei dem anderen Volk, das kein einziges Mal schwärmen wollte, habe ich auch entsprechende regelmäßige Durchsichten gemacht.

Genau das ist bzw. war mein größter Anlass zur Sorge! Dieses Naturschauspiel an sich - herrlich! :smiling_face_with_three_hearts: Aber ich wusste halt vorher nicht, wie die Nachbarn darauf reagieren würden. Jetzt weiß ich es: Sie waren im Rahmen dieser außergewöhnlichen Ereignisse relativ entspannt, worüber ich sehr froh war. Dass nun eines der Völker sogar ganze 5 Male schwärmen würde (davon 2 Rückkehren), das hat mich schon sehr stark gefordert, weil ich in dieser Massiertheit nicht damit gerechnet habe und es für mich als Jungimker sehr aufregend war. Daher ich will die Nachbarn (und auch mich) in Zukunft auch nicht überstrapazieren, wenn ich jedes Jahr von Mai bis Juni alle paar Tage meine Bienen in ihren Gärten wieder einfange. :wink:

In diesem Sinne nochmals vielen Dank und liebe Grüße,
Michael

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