Tagebuch der Elbbiene

10.06. Ich finde das faszinierend. Die einzelne Biene kommt als Individuum super zurecht, zeigt faszinierende, komplexe Verhaltensweisen, kommuniziert mit anderen, interagiert sozial, trifft Entscheidungen was sie tut, orientiert sich in fremder und vertrauter Umgebung usw. All diese Verhaltensweisen individueller Bienen formen sich zusammen, ergeben sinnvoll den Bien. Selbstorganisiert. Und wenn diese Individuen so in Trauben miteinander hängen, sehe ich nun, wie sie „eins“ sind. Das erste wusste ich, dazu wird viel geforscht und geschrieben. Doch über die Biene die im Miteinander aufgeht ohne sich zu verlieren? Kein Abstand, doch Raum genug für alle. Aufeinander, aneinander, miteinander. Mittendrin, zusammen hängend. Und keine gequetscht, gedrückt, eingeengt. Verbundenheit. Frei und geschützt, stabil in Bewegung.
Schon in einer kleinen Bienentraube spiegelt sich das Wesen des Bien. Ich kann es beobachten, sehen und spüren.
Voll schön…

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Schön, wenn es bei uns Menschen auch so harmonisch wäre!!! Nur die Männer (Drohnen) hätten da nix zum Lachen!!! Doch vielleicht nix für mich :slight_smile:
mani

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27.Juni Die Bienen sitzen rund im die Uhr auch vor dem Stock. Daher hab ich die Tage nicht gewogen oder geöffnet, will diesen Bienenbart nicht wegfegen. Manchmal sind die Trauben auch ganz klein. Wirkt fast, als machte es Ihnen Vergnügen, so in der Luft zu hängen. Und der einen, die die anderen alle hält, scheint das auch nichts auszumachen. Bienen-Yoga?

Meist scheint tags ja die Sonne, dann ist es so schön den steten Strom an emporschießenden Arbeiterinnen zu beobachten.
Gegen Mittag sind immer noch viele Drohnen auf dem Flugbrett aktiv. Ununterbrochenes Schwirren und Brummen und es riecht so unglaublich gut. Wer nicht Luft bewegt, putzt die Kiste.

Wenn ich Tracht Pflanzen beobachte, dann finde ich sehr viele auf den Brombeeren, im Weißklee, den Rosen und auch bei den Wicken. Scheint nicht ganz einfach zu sein, bei letzteren an den Nektar zu kommen, sie müssen sich ziemlich in die enge Blüte quetschen.

Der wunderschönen, riesigen Holzbiene gelingt das anscheinend leichter, Spezialist halt, für diese Blütenform.

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Aber warum denn auch? Selbst wenn sie da nicht hängen würden, gibt es doch keinen Grund ständig zu öffnen oder zu wiegen!?

Nö, ständig nicht. Hatte es so verstanden, dass man am besten bis Ende Juni jede Woche checkt wg Weiselzellen. Oder auch im Juli noch um zu sehen, wann keine Brut mehr im Honigraum ist. Wobei mir mein Bauchgefühl sagt, das ersteres eh nicht mehr passiert und letzteres noch ne ganze Weile dauert. Meine innere Stimme war also mehr so: „Hör auf dein Bauchgefühl anstatt auf ein festes Schema, dann störst du auch die Bienen, drinnen und draußen, nicht, passt schon.“ :blush:

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28. Juni Die traurige Beobachtung von Katrin:

hat es mir wieder in den Fokus gebracht. Ich habe seit der Puderzucker-Aktion vor einem Monat keine verkrüppelte Biene mehr gesehen und auch keine aufsitzenden Milben.
Kann natürlich Zufall sein… Vielleicht war es aber auch die richtige Aktion zur richtigen Zeit… :four_leaf_clover::blush:
Nochmal Danke, Mani!

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11. Juli In den letzten Tagen bis Wochen war es vornehmlich warm. Eigentlich durchgehend ne Menge Bienen draußen zu sehen, viele davon am Putzen der Kiste. Auch Drohnen sind noch da. Vor zwei Tagen hab ich gesehen, wie 2 Arbeiterinnen einen Drohn entweder platt gemacht oder tot rausgeschleppt haben, doch ansonsten sind sie einfach noch da.

Heute gegen 16:30 Uhr war lautes Gedumm zu hören, viele Bienen mit Gesicht zur Kiste fliegend, wie im Frühjahr, wenn ein ganzer Schwung sich auf einmal beim ersten Sammelflug orientiert.

Ne Menge Arbeiterinnen waren auch am Eingang beim Sterzeln, doch aggressiv wirkten die Fliegerinnen nicht, gab also wohl keine Störung von außen. Drohnenschlacht, wie ich erst bei dem Gebrumm vermutete, war es auch nicht, da saß der eine oder andere mit auf dem Flugbrett.

Update 2h später:
Es herrscht wieder beschaulicher Putz und Bartbetrieb :blush:

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Das laute Gebrumme hört man ja in der Regel, wenn die Drohnen ein- und ausfliegen. Die sind ja selber so laut. Ich war dieses Jahr auch ein paar Mal verwundert, was jetzt los ist und dann waren es nur eine Menge Drohnen. Wenn die mit ihrem Tagwerk durch sind wird’s wieder leiser.

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Ja, Danke Tobias, Drohnen sind auch laut. Hier waren es allerdings nur die Arbeiterinnen, die 2-3 Kerls saßen nur rum :blush:

5. August. Nach ziemlich vielen regnerischen Tagen endlich mal ein trockener Tag und somit ideal, die Honigernte einzuleiten. Am Flugloch war ab Mittag guter Betrieb, es wurde geputzt und gesterzelt, Drohnen flogen ab und kamen zurück, Arbeiterinnen natürlich auch. Einige mit auffällig dicken Pollenhöschen, andere ohne sichtbaren Pollen. Überhaupt waren in den letzten Wochen wenig Pollensammlerinnen zu sehen gewesen.

Am Abend habe ich erst gewogen, erfreuliche 62kg, dann geöffnet. Das Vergleichsfoto zeigt wie erwartet eine geringe Volkstärke als beim letzten Öffnen Anfang Juni.

Auf dem Bodenbrett jede Menge Drohnen, in den vorderen zwei Dritteln. Unterhalb des Honigraums nur Arbeiterinnen.

Im Honigraum zwischen die Waben geluschert habe ich keine Brut mehr sehen können und alle Waben waren bis an den unteren Rand verdeckelt. Der Honig schimmert dunkel durch :yum:


Fazit: Erntezeit! Habe die Honigwaben von den Kernwaben und Wänden mit einem langen Messer vorsichtig abgetrennt und jeden Spalt leicht geweitet. Die Bienen haben sich sofort auf den ausgetretenen Honig gestürzt. Ich hab später, als die Kiste wieder zu war, dann die Reste vom Messer geschleckt: köstlich! Ziemlich würzig, Typ Waldhonig. Ahorn und Eichen hats hier reichlich, auch ein paar Fichten. Das würde auch gut erklären, warum die meisten Sammlerinnen in den letzten Wochen ohne Pollen zurück kamen.
Ich freu mich total, würzigen Honig mag ich am liebsten!

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9. August. Heute endlich war der große Tag, ein regenfreier Vormittag war versprochen und so kam es dann auch. Um 7 Uhr war alles startklar.

Die kleine Marone hinten im Bild trägt dieses Jahr erstmalig, geblüht hatten sie und Partnerbaum schon letztes Jahr. Obs an den Bienen liegt?
Anyway, bei geöffneter Kiste hab ich dann ne ganze Weile gebraucht, die hintere Leiste zu lösen. Ich hatte den Sitz der Schraube nicht markiert und überall Wabe drüber…

Letztlich ist sie gebrochen als ich mit dem Stockmeißel etwas deutlicher wurde… wird demnächst durch eine ohne Schraube ersetzt, die vermutlich ratz fatz festgekittet sein wird. Die Waben selbst gingen recht gut raus, die Sollbruchstellen vom 5.8. funktionierten. Es kaum Honig aus, kein Geschmiere, Bienen auch recht friedlich insgesamt. Meine Boxen erwiesen sich dann leider als etwas zu klein, da ich sie anhand der Leisten ausgewählt hatte…die Bienen allerdings mit Überhang bauten :blush: Machte aber nix, ne 3. Kiste war von meiner helfenden Tochter fix besorgt und alles dann gut untergebracht.

Nach knapp einer Stunde war alles erledigt, noch in den Honigraum überstehende Reste beseitigt und auch die parallel durchgeführte Puderzuckerprobe ausgewertet. Es waren vielleicht ein paar viele Bienen im Becher, ca 140g, doch kamen nur 4 Varroen zum Vorschein. Und ein knallrote Mini-Wanze, zu der ich im Netz leider nichts gefunden habe.

Ganz schön leer jetzt…

Kiste geschlossen, zurück gestellt und alles findet langsam wieder zur Ruhe.

Derweil ich mich mit den Honig Boxen auf zur Verarbeitung mache. Drei Boxen mit allem drum und dran ergaben stolze 22 kg.

Und ne Portion Wabenhonig zum Frühstück :yum:

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Hallo Andra, Gratulation an deine Bienchens - und an dich als stolze Bienenbetreuerin.
Nun würde mich interessieren, wie du weiter vorgehst. Zunächst wirst du ja auch abschneiden, ausschneiden, verrühren und dann? Presst du? Hängst du in einem Presssack auf? Zwei Eimer Methode? Wie ist der Ertrag? Und wieviel Wachsreste/Pressreste hast du bei 22 Kilo übrig? Bei mir waren es etwa 5 Kilo bei 25 Kilo Waben. Es sieht so aus, als hättest du alles richtig gemacht!!! Ein bisschen Stolz ist da schon angesagt! Ich leg die Kisten immer ganz um und schiebe dann den Deckel nur soweit zurück, bis ich die Waben problemlos entnehmen kann, das führt dazu, dass bei den restlichen Bienchen nicht zu große Unruhe entsteht!
Liebe summende Grüße
mani

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Hallo Mani, bin schon bannig stolz auf mich, keine Sorge :wink: Und auf meine 12 jährige Tochter, die toll geholfen hat und sogar mit Biene unterm Schleier ganz entspannt blieb. Der erste eigene Honig, ein fittes Volk, gute Ernte… Es wird als Herbsttracht noch viel Efeu kommen und ich bin optimistisch, was den Winter angeht.
Habe das gute Gefühl, Anfang des Jahres mit der spontanen Anschaffung das Richtige gemacht zu haben. Und auch, meine Fähigkeiten richtig eingeschätzt zu haben. Es geht ohne Kurs und Imkerpaten wenn!, ganz wichtig, man bereits eine gewisse Vorerfahrung hat und wenn, wie hier, tolle Menschen bei Fragen da sind und Erfahrungen teilen! Daher hier auch mal ein großes Dankeschön an alle, die ihr Wissen mit mir geteilt haben und an Mellifera insgesamt für die tolle „Infrastruktur“ (inkl Regionalgruppe, Blog etc)! :pray::sunflower::honeybee::smiling_face_with_three_hearts:
Und allen ohne fundierte Vorkenntnisse, die das hier lesen, empfehle ich definitiv Kurs plus Paten, denn es kann wirklich auch einiges schief gehen, schneller als gedacht. Die Bienen verdienen einfach auch ganz viel Achtsamkeit.

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9. August. Was noch geschah…
Beim Probieren an verschiedenen Stellen kam heraus, dass der Honig in den hellen Wabenbereichen anders schmeckt (Richtung Akazie) als der in den dunklen (Richtung Wald). Ich vermute, dass sie in die später frei gewordenen Bereiche, in denen erst die Brut saß, den Waldhonig der letzten Wochen eingetragen haben und dass der Honig in den helleren Bereichen meist älter ist.
Daher habe ich meine Ernte dreigeteilt: Die dunkelsten Abschnitte gingen in das Küchensieb.

Die schönsten Abschnitte, die garantiert keine fertige Mittelwand enthalten, als Wabenhonig in Gläser, die später dann mit fertigem Honig aufgefüllt werden.

Und der Rest in das Doppeleimer-Sieb.

Der Honig im Küchensieb lief schnell durch, nach wenigen Stunden schon hab ich 2 Gläser abgefüllt. Mit Wachspartikeln drin da nicht weiter gesiebt, doch mich stört das nicht. Der Rest kam ins Hängenetz.

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Hi Andra, wie Mani bin ich sehr gespannt auf deinen Reinertrag nach den 22 kg mit Kisten und Leisten. Mein Endergebnis kommt erst Sa. wenn das Spitzsieb im „Turmzimmer“ nochmal 2 Tage Temperaturen hatte :wink:
LG Dany… haste super gemacht :kissing_heart:

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9. August. Mit dem aufgehängten Honig aus den dunklen Waben konnte ich heute morgen das 3. Glas füllen. Der Rest kam in eine improvisierte Presse und schon lief es wieder :blush:

Der Wabenmatsch im Doppeleimer-Sieb hatte über Nacht ca. 5cm hoch Honig in den unteren Eimer abgegen. Den Sack hab ich nun etwas unter Spannung gebracht und werde den doch recht schweren Beutel im Tagesverlauf noch höher hängen.

Es steht im oberen Eimer der Honig auch recht hoch, doch ablaufen tut er…

Am Ende des Tages ist der Stand unten bei 10cm, jetzt lass ich noch ne Weile stehen…

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wart mal ab wenn es nun 2 tage lang warm ist. hättest du ein zimmer zur verfügung, wo es sich gut von der sonne aufheizt? letzte saison war es echt mit dem temperaturen besser zum abseihen, da war in meinem zimmer oben locker 35°C. das lief (y)

Wärme tut natürlich gut - aber nur bis 38 Grad!
Ist das einfaches Fliegengewebe oder was benutzt du?

Alles Gute vom Rolf

13.August Das Ergebnis steht, die Ausbeuten beträgt 30 500g Gläser Honig, 14 davon mit Wabenstücken drin, plus über 2kg an Honigwaben, die als solche verspeist werden wollen. Das Naschen und die immer noch nachtropfenden Reste berücksichtigt ca 18 kg unglaublich lecker Honig. Ich bin dankbar.

Die Menge an Wachs ist noch nicht klar, ich werde die honigverklebten Reste erst mal weg packen und zum Abschlecken eingeben bzw Honigwasser draus ziehen wenn Auffüttern ansteht.

@Rolf Ja, das ist einfaches Fliegengewebe.

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Hallo Andra,
„… honigverklebten Reste erst mal weg packen…“
aber Vorsicht, die "Reste " fangen schnell an zu gären.
Einfrieren hilft sie frisch zu halten.
LG

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