Liebe Leute,
wer kann mir sagen, was die Kamille und die Prise Salz im Demeter-Futter bewirken? Gibt es (biochemische oder sonstige) Untersuchungen dazu?
Maren
Liebe Maren,
herzlich willkommen im Forum!
Zur Einordnung:
Das Rezept geht auf Rudolf Steiner und dessen „Arbeitervorträge“ zurück (PDF siehe z.B. hier). Im PDF kannst Du ab PDF-Seite 54 (bzw. Buchseite 52) Steiners ausführliche Erklärung dazu nachlesen. Dazu ein Ausschnitt:
[…] Die Sache ist für uns besonders
erklärlich, wenn Sie z. B. Kamillentee dazunehmen, denn da nehmen
Sie der Biene nämlich schon wiederum einen Teil ab von dem, was
sie sonst in ihrem eigenen Körper ausführen muss. Wenn Sie den
Zucker mit Kamillentee versetzen, so ist das deshalb, weil die
Substanz der Kamille dasjenige von der Pflanze ist, was in der
Pflanze den Honig hervorbringt. […]
Wenn Sie nun also dem Tier Kamillentee beibringen, dann
unterstützen Sie es dadurch in der inneren Honigwirkung. Sie
machen den Zucker schon ähnlich dem Honig, wenn Sie den Ka-
millentee beimischen. […]
Das Salz muss aus dem Grunde noch beigesetzt werden, weil
das Salz überhaupt die sonst unverdaulichen Dinge verdaulich
macht.1951 Selbstverlag von der Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung Dornach/Schweiz
Liebe Grüße,
Michael
Bei den Futterzugaben geht es wohl eher um ein gutes Gefühl für den Imker. Den Bienen wird es herzlich egal sein. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass jemals ein nennenswerter Mehrwert bewiesen wurde.
Nun, diese Art zu füttern ist schlicht und ergreifend ein Teil der von Mellifera e.V. mitgestalteten Demeter-Bienenhaltung – siehe auch den Blog-Beitrag von Norbert Poeplau @Naturbauimker:
Deshalb sind in der Imkerei von Mellifera e. V. schon 1987 Futterversuche gemacht worden, um das Zuckerwasser durch eine Zugabe von Honig, einer Prise Salz, Kräutertees und potenzierten Blütenextrakten aufzuwerten. Die Ergebnisse haben auch in die Richtlinien für Demeter-Bienenhaltung Eingang gefunden.
Oder siehe auch den ebenso lesenswerten Artikel aus „Lebendige Erde“, Umstellung auf Demeter-Bienenhaltung von Michael Weiler @DerBienenfreund:
Ergänzungsfütterung
Alle Rohstoffe und Zutaten für die Ergänzungsfütterung müssen aus ökologischer Erzeugung stammen. Das ist Zucker aus ökologischem Anbau, Honig aus der eigenen Imkerei, Kamillenblütentee und eine Prise Salz – mehr braucht es eigentlich nicht.
Warum sollen solche Stoffe - die gesundheitsfördernd sind - nichts Gutes tun.
Diese Stoffe werden garantiert auch mit Nektar und Pollen aufgenommen.
Was ist ein „Mehrwert“, mehr Honig für den Imker?
Weder Wissenschaftler noch Praktiker haben die Natur vollkommen „durchschaut“!
Alles Gute vom Rolf
Die Frage schien mir in die Richtung zu gehen, ob die behaupten Vorteile tatsächlich wissenschaftlich belegt sind. Dazu kenne ich keine seriösen Untersuchungen. Ihr?
Ansonsten kann man alle möglichen Dinge ins Futter tun und sich Theorien ausdenken, warum das gut sein soll. Vielleicht ist es gut eine alte Schuhsohle hinzuzugeben, oder einen Zollstock. Wer weiß?
@Master Tom:
Ich bin von früher eigentlich „fachlichere“ Beiträge von dir gewohnt.
Alles Gute vom Rolf
Der Beitrag war nicht weniger fachlich als alle anderen Beiträge zu diesem Thema hier, incl. und insbesondere die zitierten Ausführungen von Herrn Steiner, bei denen es sich ja auch nur um Behauptungen handelt. Diese sind noch dazu so unklar formuliert, dass man sie noch nicht einmal fachlich kommentieren könnte, wenn man es wollte:
"Kammillentee unterstützt die Bienen in der inneren Honigwirkung. "
„… macht den Zucker ähnlich dem Honig.“
Diese Aussagen sind völlig unklar, sie bedeuten eigentlich gar nichts und können daher weder bewiesen noch widerlegt werden. Die einzige überprüfbare Aussage ist:
„Das Salz macht die sonst unverdaulichen Dinge verdaulich.“
Und die ist falsch, wie man leicht selbst überprüfen kann, indem man mal eine Portion gesalzener Hobelspäne frühstückt. Und selbst wenn die Aussage an sich richtig wäre, ist sie als Begründung für die Salzzugabe dennoch falsch, da das Futter keine unverdaulichen Dinge enthält. Es enthält Zucker, und der ist verdaulich.
Gruß
Heiner
Danke Heiner!
Laut dem aktuellen Stand unserer - manchmal (oft) fragwürdigen Wissenschaft - kann man das so sehen.
Zitat: „insbesondere die zitierten Ausführungen von Herrn Steiner, bei denen es sich ja auch nur um Behauptungen handelt.“
Vielleicht sind aus Steiners Sicht, deine Aussagen auch nur Behauptungen.
Wichtig ist für mich: Miteinander reden und nicht andere schlecht reden, die Meinung anderer akzeptieren.
Das mit den Hobelspänen können wir uns sparen, wir sind erwachsen.
Dann kommt noch der geliebte Zucker - der für mich als Bienenfutter absolut fragwürdig ist, auch aus wissenschaftlicher Sicht.
Aber bitte nicht gleich wieder falsch - gegen dich - verstehen.
Ich versuche nur, es möglchst „allumfassend“ zu bedenken.
Danke!
Alles Gute vom Rolf
Lieber Rolf,
in dieser Beitragsreihe geht es nicht um Meinungen, sondern um die Frage nach Argumenten bzw. Belegen (siehe Eingangsfrage). Ich habe die zitierten Argumente kritisiert und dargelegt, warum ich sie für schwach halte. Das ist kein schlechtreden, sondern darum geht es in einer mit Sachargumenten geführten Diskussion.
Da gibt es eigentlich kein "vielleicht " oder „aus Sicht von“.
Behauptungen sind Sachaussagen, die nicht belegt werden. Ob sie belegt wurden, ist überprüfbar.
Akzeptieren im Sinne von „zuhören, nicht unterdrücken, nicht verbieten“? - Ja.
Akzeptieren im Sinne von „als gleichwertig anerkennen“? - Ja, wenn die Meinung gut begründet und belegt ist. Ist sie schlecht oder gar nicht begründet, akzeptiere ich sie in diesem Sinne natürlich nicht. Warum sollte ich das tun? Würde man jede schlecht oder nicht begründete Meinung als gleichwertig akzeptieren, wäre jede fachliche Diskussion und überhaupt jedes Streben nach Wissen sinnlos.
Das hat Steiner aber behauptet.
Ist das jetzt eine Meinung, die man akzeptieren sollte? Oder ist es Unsinn, den wir erkennen, weil wir erwachsen sind und er nicht belegt ist?
Ist „die Wissenschaft“ für Dich immer dann fragwürdig, wenn sie Dein Weltbild nicht bestätigt? Und wenn Sie das doch tut, nimmst Du sie als Argument?
Dann nenne doch ein paar „allumfassende“ Argumente, möglichst auf die gestellte Ausgangsfrage bezogen. Das wäre im Sinne des Fragestellers und würde mich auch interessieren.
Gruß
Heiner
Hier prallen Logik und Anthroposophie hart aufeinander.
Dass Kamille und Salz im Futter gar nichts bewirken ist unwahrscheinlich und wird ebenfalls schwer zu belegen sein.
Die Ausgangsfrage war warum man Salz und Kamille ins Bienenfutter tut und ob es zur Wirkung Untersuchungen gibt.
Die Antwort ist, dass man die Dinge ins Futter mischt, weil Steiner es empfohlen hat. Untersuchungen zur Wirksamkeit sind nicht bekannt.
Am Ende wird es für die Bienen keinen Unterschied machen, ob nun Kamille und Salz ins Futter gegeben werden. Wer dran glaubt, machts eben. Ich spare mir den Aufwand.
Vielleicht noch als Ergänzung, dass diese Zutaten eigentlich schon überholt sind. Auch die über Jahrzehnte propagierte Zugabe von Obstessig. (ich habe es auch viele Jahre gemacht)
Tee im Zuckerwasser…Wohl eher eine Glaubensache.
Salz (Natriumchlorid)…Hat nach meinem Wissen, im Zuckerwasser für Bienen nichts zu suchen.
Ich gebe den Bienen das Salz in der Wassertränke, und zwinge den Bienen kein Salz auf, wo Sie nicht brauchen, oder sogar möglicherweise schädlich ist.
Etwa 10-20% eigener Honig als Zugabe im Zuckerwasser, kann als sinnvolle Zugabe beigemischt werden.
Es geht aber auch ohne. Den Bienen ist es egal…Keinen Unterschied erkennbar.
Lg Sulz.
Mein Weltbild besteht (ungefähr) darin:
Die Meinung Andersdenkender versuchen zu akzeptieren, wenn sie nicht andere unterdrückt o.ä. macht. Manche nennen das Demokratie(-versuch).
Ich akzeptiere dein „Weltbild“, versuche aber auch meine Meinung zu sagen.
Ich bin aber kein Anthroposoph! Lese aber in vielen Bereichen, soll wichtig sein sich eine eigene Meinung zu bilden.
@Sulz:
In vielen Dingen stimme ich dir zu, den Rest will ich aber jetzt nicht versuchen zu durchleuchten.
Deine Aussage „… Den Bienen ist es egal …“ kann ich nicht nachvollziehen.
Welche Biene hat dir das gesagt?
Ich versuche auch, mit meinen speziellen Fragen, einen Meinungsaustausch zu bekommen.
Alles Gute vom Rolf
Hallo Rolf.
Wenn nach einem 3 Jahre dauernden Versuch im direkten Vergleich, kein Unterschied erkennbar ist, dann ist es den Bienen offenbar egal ob man Honig als Zugabe gibt oder nicht. Korrekter weise, müsste ich schreiben:
Die Zugabe von Honig im Zuckerwasser, hatte bei mir im direkten Vergleich mit Zuckerwasser ohne Zugaben, keinen Einfluss auf überleben, überwintern und Volksstärke.
Nicht füttern hingegen schon. Die Wichtigkeit, liegt also eher beim füttern und nicht bei den Zugaben.
Lg Sulz.
Danke Christian!
Ich denke, deine Aussagen sind nicht aus der Luft gegriffen, sie haben sich in deiner Praxis (3 Jahre und mehr) bewährt.
Was ich sagen wollte ist folgendes, du weißt das ja auch:
Die Natur ist nachhaltig und funktioniert dadurch aber auch langsam (langfristig).
Das betrifft alle Teile unserer Natur, auch wir sind Teil dieser (unserer) Natur.
Kurz gesagt:
Wenn die Menschen 3 Jahre Chemie essen, sich künstlich ernähren, wird es ihnen vermutlich doch noch recht gut gehen. Man kann das in der „Evolution/Geschichte“ der Menschen nachvollziehen.
Ich will sagen, aus einer evolutionsmäßig absolut kürzesten Zeit, kann man keine Schlüsse im Sinne der Natur, der Nachhaltigkeit, ziehen.
Steiner, auch manch anderer, hat das manchmal versucht einzubinden, in seine Thesen oder wie man das nennen will.
Ich versuche nur offen zu sein, für viele Dinge die die „Evolution“ betreffen.
Danke, dass man mit dir, sich darüber austauschen kann.
Anmerkung dazu:
Früher wussten viele manches besser! Heute wissen (fast) alle, alles anders - wenn einer hüh sagt, muss der andere hot sagen.
Euch allen ein schönes Wochenende!
Alles Gute vom Rolf
Solch ein Vergleich erscheint mir zu oberflächlich.
Zu untersuchen währe z. B. Langlebigkeit der einzelnen Bienen, Entwicklung der einzelnen Bienen, Gesundheit der einzelnen Bienen.
Die Entwicklung der Brut z.B. ist sehr vom Nektar/Pollenangebot abhängig. Einseitige Kost wie z. B. 3Wochen Raps wirkt sich schon negativ aus.
Wenn man sich die Arbeitervorträge durchliest, so muß man das unter den damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen tun. Steiner schreibt ja auch die Bienenfaulbrut entsteht durch mangelnde Harnsäure der Königin. Auch sammeln die Bienem Honig aus den Blüten.
Die Zellenform entsteht durch herausnahme der in den Blüten befindlichen Formen der Quarzkristalle.
Er schreibt ja auch jede Pflanze hat die Substanz, die auch die Kamille hat, deswegem Kamillentee in Zuckerwasser.
Auch schreibt er, die Bienen verwandeln Zucker in sich in Honig, und das können nur starke Bienen. Auch würdendie Bienen im Winter jede Nahrung die sie bekommt in Honig verwandeln.
Wenn man viele seiner Aussagen von damals, daß betrifft nicht nur Steiner, heute unter den wissenschaftlichen Erkenntnissen betrachtet, so relateviert sich sicher einiges.
@SUM:
Solche Studien, bei denen es „allumfassend“ um die jeweilige Problematik geht, die würde ich mir auch sehr wünschen, zum Wolhe unserer Bienen.
Oft wird nur eine einzelne „herausgegriffene“ Spezialität des Gesamtthemas untersucht, kann man immer im Thema nachlesen.
Wichtig ist: Studien müssen finanziert werden
Den „Finanzern“ scheint die Gesamtproblematik nicht zu interessieren …
Vollkommen richtig.
Alle wissenschaftlichen und anderen Erkenntnisse/Äußerungen sollte man immer unter dem jeweiligen Zeitaspekt (inkl. Gesellschaftssystem, Religion, Wirtschaftsstruktur, und, und, und …) betrachten und „erkennen“.
Das trifft für JETZT zu und das kann man auch bei den alten Kulturen herauslesen.
Alles Gute vom Rolf
Hallo Rolf.
Welche „allumfassenden“ Studien fehlen dir den noch?
Hier geht es um das Futter. Welche Fragen, sind dazu noch offen?
Es gibt doch soooo viele Studien. Lesen und verstehen. Zugegeben. Es gibt auch Studien, welche man schon zu Beginn nicht brauchen kann, weil „Fisch mit Vogel“ verglichen wird oder nur ein gewünschtes Resultat gesucht wird.
Bei mir, gillt die Praxis im Freiland. Im Labor, könnte man höchstens noch die Hintergründe erklären. Das muss ich aber nicht wissen.
Lg Sulz.