Verbleibendes Volk nach mehrfachem Abschwärmen auffüttern?

Eines meiner beiden Völker in einer Einraumbeute ist gestern nun zum dritten Mal geschwärmt:

13.5.: Schwarm 1 (wieder zurückgekehrt)

18.5.: Schwarm 2

20.5.: Schwarm 3

Bei den beiden „erfolgreichen“ Schwarmversuchen waren nun jeweils eine veritable Menge an Bienen ausgezogen. Das verbleibende Volk muss arg geschrumpft sein. Mein Imkerpate meinte gestern, ich solle am besten jetzt zufüttern, zumal die Wetterprognose der kommenden Tage so aussieht, als würden die Bienen Probleme bekommen, um Tracht einzutragen:

grafik

Was meint Ihr, wie ich vorgehen sollte? Falls jemand dazu eine Einschätzung abgeben mag, würde ich mich freuen!

Etwas besorgte Grüße,
Michael

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Lieber Michael,

die äußeren Futterwaben würde ich mir vorsichtig angucken. Wenn 6 Kilo Futter da sind, würde ich nicht zufüttern. Das Brutnest nicht stören! Der Bien ist dabei sich zum Jungvolk zu wandeln und der Prozess zur neuen Königin ist bereits im Gange - Unruhe durch Eingriffe ist da schlecht. Ich würde das kleine Flugloch einstellen, regelmäßig den Ausflug (Futter- und Polleneintrag) beobachten und bis Mitsommer geduldig sein.

Der Ausflug sollte sich sukzessive steigern und die Versorgung sicherstellen. Bleibt das Wetter die nächsten 10 Tage schlecht und es findet kaum Ausflug statt, würde ich neu entscheiden.

Ist kein Futter auf den Waben, muss du natürlich füttern.

Ist Futter ausreichend vorhanden und du fütterst zu, dann hätte ich die Befürchtung, dass du zu Mitsommer die nächsten Schwärme hast (Reizfütterung). Und diese haben dann ein Monat weniger Zeit sich auf den Winter vorzubereiten.

Außerdem ist ihr eigenes Futter besser als Zucker!

LG, Seb

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Hallo,
wieso glaubst Du Deinem Paten nicht einfach?
Er ist vor Ort und kennt die Trachtbedingungen und vermutlich auch Deine Bienen.
Ich glaube nicht dass das andere aus der Ferne besser beurteilen können …

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Mein Imker vor Ort hat mir auch geraten, beide Völker zu füttern, weil Wetter und momentane Tracht einfach nicht optimal sind. Ich werde das auch tun, bin momentan nur unsicher, wie viel ich geben soll

Lieber Sebastian @sebastian,

herzlichen Dank für Deine ausführliche und klare Antwort! :slight_smile: Das hilft mir weiter!

Liebe Grüße,
Michael

oh, lese nun deinen Beitrag Sebastian - Danke dir. Das Brutnest würde ich auch ungern stören, wie wird das aber gehandhabt, wenn man prüfen möchte, ob weitere Weiselzellen da sind?

Es ist wirklich nicht einfach, wenn man noch wenig Erfahrung hat. Mich hat die Aussage des Imkers im Ort etwas verunsichert - an sich ist er aber wirklich sehr, sehr erfahren (er imkert seit vielen Jahrzehnten) und kennt eben auch die Tracht- und Wetterverhältnisse vor Ort. Ich lehne mich daher oft an sein Vorgehen

Lieber Andreas @Ostalbkiste,

Grundsätzlich hast Du natürlich Recht!

Aber ich bin da etwas zwiegespalten. Nach meiner letzten Durchsicht vom Wochenende und dem Check der fluglochfernen Honigwaben habe ich eigentlich den Eindruck, dass da ausreichend Futter drin sein müsste. Aber ohne Frage hat mein Imkerpate einen reichhaltigen langjährigen Erfahrungsschatz, wovon ich viele Male profitiert habe und wofür ich sehr dankbar bin. :slight_smile: Auf der anderen Seite kennt er die Mellifera-Einraumbeute an sich nicht (er mag sie nach eigener Aussage auch nicht) und hat auch keine praktischen Erfahrungen mit solchen ERB (stattdessen ist er total fit in den Bereichen Warré, TBH, Klotzbeuten, Zeidlerbäume, Apitherapie, …). Er hat auch nicht in meine MERB hinein gesehen im Gegensatz zu mir.

Um Fehler bzw. Fehlentwicklungen zu vermeiden, hole ich mir einfach gerne noch eine Zweit- oder Drittmeinung ein und entwickele dadurch meine eigene persönliche Betriebsweise. Damit bin ich bisher sehr gut gefahren und bin daher dankbar für alle, die sich daran beteiligen. :slight_smile:

Liebe Grüße,
Michael

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Liebe Michèle,

meine Entscheidungsgrundlage ist folgende. Michael hat geschrieben:

Das Volk ist klein, dabei sich wieder aufzubauen. Auch pflegen sie eine Jungkönigin (ob noch in der Zelle oder schon geschlüpft). Sie haben viel zu tun (Verhältnis Ammenbienen zu Brut) und es herrscht eine Zeit des Umbruchs, vielleicht kann man auch Unsicherheit sagen. Das Wetter ist die nächsten Tage unbeständig und regnerisch. Wahrscheinlich gibt es auch wenig Flugbienen. Ich würde darauf vertrauen, dass sie vorerst nicht schwärmen. Also keine vollständige Durchsicht bzw. Schaden riskieren.

Das mache ich genau so. Aber ich denke, dass es eine Rolle spielt, wie dieser erfahrene Imker arbeitet. Wenn er seit 35 Jahren konventionell arbeitet - so ist meine Erfahrung - wird schnell mal gefüttert oder umgehängt. Wir aber haben uns der wesergemäßen Imkerei verpflichtet. Jederzeit folgen wir den eigenen Entscheidungen unserer Bienen. Natürlich, wir lassen sie nicht mutwillig verhungern! Aber wenn bei Michael in Beute genug Futter ist, dann muss einfach nicht gefüttert werden. Warum eine pauschale Fütterung? Ja, in 10 Tagen kann es anders aussehen, Wetterkapriolen und andere Dinge spielen da hinein. Aber deshalb schreibe ich: regelmäßig / häufig den Ausflug und Eintrag beobachten.

Unsere Bienenbeuten sind keine Mastanlagen. Und unsere Bienen hochentwickelte, zähe und liebreizende Wesen! :wink:

Ich vermute, dass sich das Volk nun etwas zurückziehen wird und in 10 Tagen sich um 40% vergrößert hat. Zu Mitsommer wird es ein schöner Bien sein.

LG, Seb

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Meinst Du das, weil das geschwächte bzw. im Neuaufbau befindliche Volk ein großes Flugloch nicht so gut verteidigt bekommt?

Ich habe eben nochmal die fluglochfernsten Waben angesehen und sie sind teilweise ordentlich schwer. Weiterhin mache ich mir - bei diesem Volk - da keine Sorgen.

In jedem Fall! :+1:t2:

Herzlichen Dank für Deine Überlegungen und Denkanstöße, Seb @sebastian! :slight_smile:

Lieber Michael,

Ja genau!

Das klingt sehr gut!

Immer gerne, Michael!

LG, Seb

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Danke dir Sebastian, für deine achtsamen Erklärungen - das hilft mir sehr!

Er ist Bioland-Imker und liebt seine Bienen sehr. Ich weiß natürlich trotzdem nicht genau, wie er arbeitet. Neulich sagte er mir aber, dass es das erste Mal in seiner Imkerzeit sei, dass er im Mai seine Bienen füttern musste.

Diesen Satz habe ich nun bestimmt 5 Mal gelesen - und nicht, weil ich ihn nicht verstanden habe!

Ganz lieben Dank, Michèle

Erledigt! :smile:

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