Ich hatte mich gestern Morgen per Mail an Mellifera bzw. Norbert gewendet, der sich kurz darauf telefonisch bei mir zurückmeldete. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Norbert, der sich viel Zeit für meine Problematik genommen und mir alles sehr geduldig erklärt hat! Das war extrem wertvoll für mich!
Norberts Reaktion auf meine Schimmelfotos (s.o.) war, dass das schon „massiv“ sei. Wir haben die einzelnen Problempunkte und mögliche Lösungen sehr ausführlich diskutiert. Aus unserem Gespräch habe ich - neben der sehr angenehmen Begegnung - Folgendes mitgenommen:
Standort wählen
Bei der Feuchtigkeit kann auch der Standort der Beute eine Rolle spielen, z.B. ob sonnig oder schattig.
Möglicher Fehler: Volk A ist nach Westen ausgerichtet und bekommt erst mittags Sonne. (Volk B ist allerdings nach Süden ausgerichtet und bekommt schon morgens Sonne. Trotzdem Schimmel.)
Wintersitz klein halten
Man sollte die Bienen für den Winter so schieden, dass sie „kaum passen“, also den Raum „zusammendrücken“. Norbert lässt die Völker auf 7 bis (für ganz seltene Extremfälle) maximal 12 Waben überwintern.
Fehler: Ich habe mein Volk A sogar auf 13 Waben überwintern lassen. 7-10 wären besser gewesen. (Volk B hat 8 Waben und trotzdem Schimmel.)
Nicht belebten Raum belüften
Es ist wichtig, den nicht belebten Raum (vs. bienenbelebter Raum) gut zu belüften! Das heißt, dass die Lüftungsöffnungen der ERB oben + unten immer offen sein sollen. Nur schließen, wenn die ERB ganz voll mit Waben ist. Den nicht belebten Raum mit etwas wie einem Strohsack zu füllen macht Norbert nicht. Seinen Imkerschülern erzähle er, es sei egal, wenn in diesem Raum -15 °C sind; die Hauptsache ist, dass die Bienen auf ein passendes Volumen zusammengedrückt sind.
Fehler: Bei beiden Völkern hat wahrscheinlich der Jutesack mit Stroh die Belüftung behindert. Bei Volk A war der seitliche Lüftungsschlitz aufgrund der ungünstigen Fluglochwahl (siehe unten) sogar dauerhaft zu.
Als weiteren Tipp empfahl mir Norbert, das Wachstuch über dem nicht belebten Raum zurückzuklappen, also quasi über dem bienenbelebten Raum doppelt zu schlagen am fluglochfernsten Ende ein kleines Stück aufzurollen, so dass 5 cm frei werden. Dadurch entsteht ein kleiner Luftspalt zwischen Beutenwand und der Abdeckplatte, worüber ein weiterer Luftaustausch stattfinden kann. So mache er es auch.
Bienenbelebten Raum abdichten
Das Wachstuch über dem Bienensitz soll gut angedrückt sein, damit keine warme Luft entweichen kann.
Fehler: Darauf habe ich bisher nie geachtet. Bisher nahm ich an, dass der Druck durch das Gewicht von Weichfaserplatte und Deckel ausreichen würden.
Fluglochwahl korrigieren
Der Hintergrund: Schon vor meinem Start hatte ich hier um Rat gefragt, ob es auch machbar ist, die Fluglochseite anders als in der Empfehlung zu wählen. Ja, und dann habe ich es nach den Rückmeldungen auch für eine der beiden ERB (Volk A) in die Tat umgesetzt. Durch diese Wahl muss der Lüftungsschlitz oben an der Stirnseite dauerhaft geschlossen bleiben, weil auf der Seite das Flugloch und damit auch das Brutnest sitzen. Außerdem hat der nicht belebte Raum dann nur noch die 3 Löcher im Boden.
Norbert hält die beschriebene Situation für ungünstig und legt mir nahe, das Flugloch zu wechseln. Also die ERB umbauen, wozu wir verschiedene Möglichkeiten diskutiert haben. Wahrscheinlich werde ich es - auf jeden Fall mit praktischer Unterstützung - an einem warmen Tag so machen:
- alle Waben in Wabentransportkisten zwischenlagern
- den Boden der ERB entnehmen
- Wände und Boden der ERB mit einem scharfen Schwamm auswischen und wieder trocken reiben
- den Boden um 180° gedreht wieder einsetzen (wegen der 3 Lüftungslöcher im Boden)
- linkes Flugloch aufmachen und rechtes schließen (von vorne gesehen)
- die Brutwaben en bloc links einsetzen und jeweils eine der größten Futterwaben davor und dahinter setzen
- die restlichen Futterwaben dahinter hängen, aber jetzt weniger als insgesamt 12 Waben in der ERB behalten
Laut Norbert könne es 2 bis 3 Tage dauern, bis alle Flugbienen verstanden haben, wo ihr neuer Eingang ist. Im Zweifelsfall folgen sie dem Stockduft.
Fehler: Das Flugloch entgegen der Empfehlung wählen (richtig ist: wie empfohlen das auf der dem oberen Lüftungsschlitz entgegen gesetzten Seite).
Verschiedenes
Grudsätzlich machte mir Norbert Hoffnung, dass die Bienen die Feuchte und den Schimmel in den Griff bekommen. Den Boden müsse ich nicht austauschen. Zu meiner Sorge bezüglich des Honigs meinte er, die Bienen würden alle Waben schon sauber putzen. Wenn ein Volk einmal länger in einer Beute gewesen ist, dann wären auch Wände, Boden und Schiede so propolisiert, dass Schimmel dort nicht enstehen kann. Meine Jungvölker sind offenbar noch nicht soweit gewesen und holen das nach.
Ich bin über diese Ratschläge bzw. Einschätzungen sehr froh und dankbar! Und ich habe auch wieder besser geschlafen…
Das alles habe ich auch hier einmal aufgezeichnet, wovon ich mir erhoffe, dass dieser Faden demnächst den einen oder anderen Fehler verhindern wird oder zumindest Hilfe bei ähnlichen Problemen bieten kann.
Liebe Grüße,
Michael
Edit 14.4.: Korrektur des Umgangs mit dem Wachstuch.