Guck mal hier zum Beispiel: https://warre.biobees.com/japan.htm
Im Prinzip ist das eine Warré-Beute bei der die Waben ohne Unterbrechung von oben bis unten gehen. Es sind nicht in jeder Zarge Anfangsleisten sondern Kreuze aus Leisten zur Befestigung der Waben.
Optional kann man auch noch die Ecken durch Dreiecksleisten ›abrunden‹, damit es einem hohlen Baumstamm ähnlicher wird. Zum Ernten wird dann die oberste Zarge mit einer Gitarrensaite o. ä. abgetrennt.
Genau das ist der Vorteil der japanischen Variante (für die Bienen):
Zum einen kann der Bien seinen Wabenbau komplett frei anlegen, wie er das für richtig hält, denn er wird nicht durch Oberträger in eine vom Imker vorgegebene Richtung geleitet. Damit ist der Bien auch in Lage, seine Waben durch mehrere Zargen unterbrechungsfrei hindurch zu bauen, was natürlichere Langwaben wie in einem Baumstamm ermöglicht. Die Kreuze (bei mir aus Buchenrundholzstäben) dienen dann nur zu Stabilisierung.
Das ist aber auch gleichzeitig der Nachteil (für den Imker):
Weil es sich um Stabilbau handelt, bei dem die Bienen auch an die seitlichen Ränder anbauen, lassen sich auch keine Rähmchen bzw. Oberträger ziehen. Außerdem können die Zargen nicht einfach abgehoben werden. Zum Beispiel eine Kontrolle auf Weiselzellen ist damit sehr erschwert, wenn man einen zusammenhängenden Turm aus womöglich 3 oder noch mehr Zargen hat. Die Beute damit wird beinahe zu einer Black Box, weil man nicht hineinsehen kann.
Ja, und das empfinde ich persönlich als einen sehr heftigen Eingriff. Ein befreundeter Imker, der mehrere solcher japanischen Warré-Beuten betreibt, nannte diesen Eingriff mal etwas martialisch „eine Bombe ins Volk schmeißen“. Ich selber bin mir noch nicht im Klaren darüber, wie ich damit langfristig umgehen werde. Eventuell läuft es darauf hinaus, dass ich eine Zarge als Honigraum auf- statt untersetze und damit den Bien im unteren Teil, in dem ja der Brutraum zuhause ist, ganz in Ruhe lasse. Das hat dann allerdings nicht mehr viel mit der von Émile Warré gedachten Betriebsweise zu tun.
Danke auch an dich, Michael, ich hab jetzt, glaub ich, ne Idee, was bei Warre als Idee dahinter steckt… Und was Vor-und Nachteile sind.
Bei mir kreisen Gedanken dszu im Kopf, wenn es einerseits besonders wesensgemäß ist, den Brut Körper intakt und möglichst unangetastet zu lassen, dann sollte ich doch eigentlich keine Rähmchen ziehen? Das macht die Japanische Variante sehr attraktiv. Auf Kosten der Einsicht und hartem Schnitt zur Honigernte, wie ja bereits woanders beschrieben.
So dass ich als Imker eigentlich immer entscheiden muss, welche Eingriffe für mich persönlich ethisch oder auch körperlich vertretbar/machbar sind und auf welche Möglichkeiten der Kontrolle oder des Honig Gewinns ich zugunsten der erstgenannten Aspekte verzichte…
Die tatsächlich perfekte Beute, die für die Bienen wesensgemäß in allen Aspekten ist UND dem Imker mit Gesunderhaltung, Einsicht, Ernte und Arbeitsaufwand alles bietet, wäre die eierlegende Wollmilchsau, der heilige Gral, nach dem noch immer gesucht wird?
Der Punkt, warum so viele hier oft verschiedene Beuten haben und probieren hat einen neuen Blickwinkel gewonnen Und auch, warum die verschiedenen Systeme gut nebeneinander existieren können/sollten.
Bitte Vorsicht: Ich schrieb nur von den Vor- und Nachteilen (für den Imker!) der japanischen Warré!
Für die Original-Warré-Betriebsweise kannst Du Dich auf dieser Seite von Mandy Fritzsche gut einlesen. Es gibt dort rechts oben mehrere PDFs zum Herunterladen, u.a. die Übersetzung des Originalbuchs von Émile Warré, das Mandy Fritzsche ins Deutsche übertragen hat. Zum Einstieg würde ich Dir die „Warré Kurzanleitung“ empfehlen!
Ich weiß aus mehreren - zum Teil intern geführten - Diskussionen, dass die Betriebsweise der Original-Warré als nicht sehr wesensgemäß eingeordnet wird. Die japanische Variante aber viel eher, weil sie einen bedeutenden Schritt in die richtige Richtung geht mit ihrem Stabilbau in Langwaben (und den eventuell abgerundeten Ecken).
Bei der Bienenhaltung, geht man wohl immer einen gewissen Kompromiss ein.
Ich habe mir auch schon überlegt, den Bereich des Bien/Wintersitz, im Stabilbau ausbauen zu lassen…Das ist der vordere Raum/hälfte im Kasten. 30x30 cm im Querschnitt, bei 75cm höhe.
Ich bin nun den Kompromiss eingegangen, diesen Raum mit Rahmen mit Naturbau zu führen (2 Brutrahmen übereinander), Jedoch diesen Raum, den Bienen, ohne sie dort zu stören, zu überlassen. Der hintere Teil des Kasten, gehört dann „mir“, zum „Gesundheitscheck“ der Brut im erweiterten Brutnest, und den Honigwaben zur Honigernte.
Zur Not, kann ich aber auch, den vorderen „Tabubereich“ öffnen…Und ja. Nach ein paar Jahren, sind diese Rahmen, dann sehr stabil verbaut…Stabilbau? Lach…
Hmmm
Also die Gitarrensaite wird hier öfters benutzt, auch bei den ›normalen‹ Warrévölkern, weil da gerne die Waben unten angebaut werden. Und der Eingriff bei der Ernte in der Bienenkiste ist eigentlich ganz ähnlich, weil die Waben da auch durchgehen und man den Teil im Honigraum von dem Rest trennen muss – in der Regel auch mit dem Stockmeißel oder Brotmesser o. ä.
Ich kann mich mit dem Aufsetzen nicht so ganz anfreunden, weil das ja auch irgendwie unnatürlich ist und der Eingriff beim Ernten ist dann auch irgendwie ›martialisch‹. Der Unterschied ist ja eher, dass man das Brutnest in Ruhe lässt. Wenn ich aber bedenke, dass das Brutnest eine ganze Saison Zeit hat nach unten zu rutschen, finde ich, relativiert sich das wieder. Und das, was ich oben abnehme ist dann ja nicht mehr Brutnest.
Also so drastisch finde ich das nicht. Der Vorteil der japanische Warré ist m. E. ganz klar, das es lange Waben, wie in der Natur, gibt und die Bienen im besten Fall darauf auch überwintern und nicht den Spalt zwischen den Zargen wie bei der normalen Warré haben.
Mir gefällt ein solches System, und ich hatte schon vor Jahren mal den Plan, so etwas mit ausgehöhlten Baumstammringen zu machen.
Damit die Bienen, beim untersetzten, ungestört weiter arbeiten können, würde ich in jeder Zarge, ein verschliessbares Flugloch machen.
Ein Balken, über den „Kästen“, um sie mit einem Kettenzug abheben zu können.
Zur Honigernte, welche ich wohl idealerweise, nach dem Abschwärmen machen würde, könnte ich ja nach japanischem Vorbild, einen Haarföhn nehmen, um die Paar verbliebenen Bienen im „Honigraum“ nach unten zu bringen.
Nun ja…Wird wohl eher ein Projekt, wenn ich dann in Rente bin.