So, der Sebastian Ganzer hat mir geantwortet und erlaubt, seine ausführliche Antwort hier zu posten:
"Zu Deinen Fragen habe ich schon mal was geschrieben, deshalb hier relativ ausführlich was ich über dieses Thema denke:
Flugloch: Bisher habe ich eine Fluglochverkeinerung mitgeliefert, weil ich das Flugloch aus dem originalen Bauplan sehr groß (meist zu groß) finde. Ich mache jetzt ein kleineres, rundes Flugloch, eine Fluglochverkleinerung ist daher nicht mehr nötig (außer im Notfall, z.B. sehr schwaches Volk und räubernde Nachbarvölker).
Die Größe des Fluglochs beträgt ca. 15cm², das entspricht der von Bienen bevorzugten Größe (nach Thomas D. Seeley). Ein optimales Flugloch können die Bienen einfacher verteidigen und sie können das Klima im Bienenstock besser regulieren (wärmen, kühlen, Honig trocknen).
Der runde Eingang gefällt mir aus mehreren Gründen: - er kann von den Wächterbienen besser bewacht werden als ein länglicher Eingang gleicher Größe, weil es keine entfernte Seite gibt - bei starkem Totenfall im Spätherbst / Anfang Winter hat der höhere runde Eingang den Vorteil, dass er nicht so schnell von toten Bienen zugelegt wird (kann bei einem flachen Eingang vorkommen) - es ähnelt dem Eingang einer Bienenwohnung, wie ich ihn mir in der Natur vorstelle (Ast- oder Spechtloch, eine „romantische“ Idee) – er ist einfach zu sägen (ein praktischer Nebenaspekt).
…
Feuchtigkeit im Bienenstock:
Im Moment (9.Mai 2020) ist wetterbedingt sehr viel Feuchtigkeit in den Bienenvölkern. Die Bienen haben große Brutnester (evtl. bauen sie auch Waben) und dafür brauchen sie viel Wärme. Die warme Luft nimmt viel Feuchtigkeit auf (aus dem Brutnest, vom frischen Nektar) und kondensiert an den kalten Stellen im Bienenstock – an den Wänden, in den Ecken und je nachdem wie groß das Volk ist am Trennschied und im Honigraum. Dabei kann auch Schimmel entstehen. Diese Situation gibt es bei nasskaltem Wetter und gleichzeitig großen Brutnestern, unabhängig davon ob das Flugloch klein oder groß ist. Wenn man diesem Problem mit einer Lüftung beikommen wollte, dann wäre ein offener Gitterboden (der wird mit diesen Argumenten propagiert) eine Option. Für mich ist das allerdings keine Lösung, weil es den Bienen nicht zusagt, weil das nicht nur belüftet, sondern auch kälter ist (und damit das Problem eigentlich verstärkt und mehr Futter verbraucht) und weil die bis zu 100%ige Luftfeuchtigkeit bei Regenwetter einen Bienenstock nicht trockener macht. Es hat allerdings den Vorteil, dass kein Wasser auf dem Boden der Beute stehen bleibt, sondern das Kondenswassertropfen direkt durch das Gitter ins Gras fallen.
Was man bei zu viel Feuchtigkeit machen kann:
-
Eine Isolierung auf die Bienenkiste legen, dann bleibt mehr Wärme im Brutnest, die Bienen müssen nicht so stark heizen und es bildet sich nicht so viel Kondeswasser).
-
Wenn der Honigraum noch leer ist kann man am Trennschied mit einem zweiten Brett ganz zu machen und die Rückklappe offen lassen, damit fällt der Honigraum als Kondensationsfläche weg und es bildet sich dort kein Schimmel.
-
Falls Wasser in der Bienenkiste steht: die Bienenkiste hinten ein paar Zentimeter höher stellen, dann läuft das Wasser nach vorne heraus (das funktioniert bei einem breiten Flugloch besser).
Zum Bienen Einlaufen lassen würde ich die Spannverschlüsse aufmachen und die Bienenkiste nach vorne schieben, so dass der Korpus über den Boden übersteht und die Bienen sozusagen von unten hinein krabbeln können. Abends, oder früh am nächsten morgen, wenn alle Bienen drin sind, die Bienenkiste vorsichtig zurück schieben (falls noch Bienen „im Weg“ sitzen mit diese nach hinten schieben oder/und mit einem Wassersprüher zurück drängen) und die Spannverschlüsse zu machen. Es funktioniert natürlich auch mit dem kleinen Flugloch, allerdings ist die „Staugefahr“ dann groß. Ansonsten hat das runde kleinere Flugloch denke ich nur Vorteile.
Zu wenig Luft: Die Bienen können gut lüften wenn das Flugloch am Boden ist, weil sie dann einfach auf dem Boden stehend (Fluglochebene) fächeln können. Man müsste das mal untersuchen, aber ich denke ein kleiners Flugloch erleichtert es den Bienen einen Luftstrom zu erzeugen. Wenn die Bienen ihr eigenes Klima im Bienenstock erzeugen können, dann geht das umso leichter je kleiner der Zugang ist (ich stelle mir das vor wie bei einer Klimaanlage, einen geschlossenen Raum kann sie schnell wärmen oder kühlen, wenn Türen und Fenster offen sind wird es mühsam).
Hitze ist zur Zeit Mangelware, da hilft das kleinere Flugloch, das nicht so viel Wärme verloren geht – die Bienen können es gut verschließen mit ihren Körpern. Ich würde zusätzlich eine Isolierung auf der Bienenkiste empfehlen weil wir hierzulande nur wenige Tage im Jahr haben, wo es den Bienen zu warm ist, meistens heizen die Bienen. An heißen Tagen und bei einem sonnigen Standort sollte ein Dach auch die Funkton der ausreichenden Beschattung übernehmen und es sollte in der Nähe Wasser für die Bienen geben, das brauchen sie zum Kühlen wenn kein Nektar (enthält viel Wasser) zur Verfügung steht.
Schimmel kommt vor (siehe oben), meiner Meinung nach in fast allen Arten von Bienenstöcken und seitdem es Bienen gibt. Die Bienen können damit umgehen. Trotzdem ist es keine gute Sachen und man sollte versuchen ihn zu vermeiden. Gegenmaßnahmen: Isolierung auf das Dach s.o., Honigraum evtl. auf machen und am Trennschied zu, Schimmel wegkratzen/bürsten/wischen.
E in zu schmales Ausbauen des Brutnestes habe ich bisher nicht beobachten können. Das hat meiner Meinung nach eher damit zu tun, wie groß der Schwarm ist - ein kleiner Schwarm wird nicht alle 12 Waben auf einmal ausbauen. Ein breites großes Flugloch hat bei kühlem Wetter den Nachteil, das es kalt rein kommt und ein neuer Schwarm sich dann lieber weiter hinten sammelt, am Trennschied oder im Honigraum.
Ich denke ein kleines mittiges Flugloch unterstütze eher die Tendenz, dass sich die Bienen mit ihrem Brutnest und dem Wabenbau mittig orientieren.
Die Mellifera Einraumbeuten haben auch runde Fluglocher in der der Größe wie ich sie mache und es gibt noch einige andere. Den Trend großer Fluglöcher gibt es erst seit ein paar Jahrzehnten (Vergleiche mit älteren Bienenbehausungen kann man gut recherchieren) und mir scheint man kommt langsam wieder davon ab."
Liebe Grüße vom
Mani