Lieber Heiner,
„Überlegt“ bedeutet bei mir, dass ich das ganze Jahr über den Befallsgrad meiner Bienenvölker im Auge behalte und die Völker behandle, bei denen der Milbendruck zu stark wird. Um dies zu beurteilen halte ich mich an die von Fachleuten herausgegebenen Zahlen. Bei der Behandlung halte ich mich an wissenschaftlich überprüfte Verfahren und Mittel, besonders wenn ich noch unerfahren bin. Alles improvisieren und experimentieren kann ja kommen, wenn bei mir ein paar Jahre lang die Völker überlebt haben.
Dazu gehört für mich auch, sich selbst ehrlich zu beantworten:
• Passt die (wesensgemäße*) Bienenhaltung zu meiner Lebensführung? Was, wenn sich mein Leben verändert, z. B. neuer Job, Nachwuchs etc.
• Was sind meine Motive mit Bienen?
• Kann ich Behandlungen konsequent durchführen (z. B. OS-Blockbehandlung brütender Völker im passenden Rhythmus oder den Wechsel der Waben beim Bannwabenverfahren)?
• Bringe ich eine regelmäßige Befallsdiagnose in meiner Lebensweise unter, und wie gestalte ich sie (Unterlage, Puderzucker, wöchentlich, monatlich, quartalsweise)?
• Kann ich das Entwicklungsstadium eines Bienenvolkes beurteilen? Erkenne ich z. B., ob es umgeweiselt und damit selbst eine Brutpause erzeugt hat?
(…)
Unter „angemessen“ verstehe ich, dass ich z. B. ein für die Witterung und das Entwicklungsstadium des jeweiligen Volkes (Schwarm / brütend / brutfrei) passendes Verfahren wähle. So ziehe ich z. B. bei Temperaturen um den Gefrierpunkt keine Waben, um OS zu sprühen sondern würde OS träufeln (und noch lieber würde ich sie verdampfen).
Nackte Bienen (Schwärme) z. B. habe ich noch nie behandelt.
Eine AS-Behandlung im Sommer stellt sich für mich persönlich unproblematisch dar, wenn ich mich an die Anleitungen halte, einen Verdunster wähle, mit dem ich zurechtkomme, richtig dosiere und unbedingt die Verdunstungsrate kontrolliere, um ggf. die Dochtstärke anzupassen. Ein einziges Mal habe ich bei einem Volk dabei die Brut umgebracht, weil ich den Verdunster schief ins Rähmchen eingesetzt hatte. Die Königin hat es aber überlebt, und das Volk hat sich wieder erholt.
Die Begriffe hier allgemein auseinanderzusetzen, ist wohl nicht die Frage (oder?). Und ich würde es für anmaßend halten, dir meine Interpretation von Verantwortung überzustülpen oder deine Rolle in einem Ökosystem zu beschreiben. Vielmehr glaube ich, ist es an uns, aus der eigenen Verantwortung (für einige Bienenvölker / inkl. Flugradius / die ganze Art…) Konsequenzen für die eigene Bienenhaltung zu ziehen und einen eigenen, passenden Weg zu finden.
Die Freude an der Weiterentwicklung überwiegt für mich, wenn mich solche Unsicherheiten mal frustrieren. Vielleicht genieße ich deshalb die Nähe zu den Bienen so…
Viele Grüße und einen schönen Abend euch allen
Katrin