"Weitstirnige" Varroabehandlung

Da haben wir wieder einmal den klassischen Fall: zwei Imker - drei Meinungen.

Begründungen wären halt immer sinnvoll, damit man sich selber ein Bild machen kann.
Literaturverweise würden in vielen Fällen auch nicht schaden.

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Dem schließe ich mich an. Valie Zahlen und Liteaturangaben wären was. Da kann man sich orientieren.

Das oft imkerliche „nach meinen Erfahrungen“ etc heist doch nur "ich kanns nicht beweisen.

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Ich habe keine Literatur zur Varroamilbe. Diejenigen Bücher wo ich gelesen habe, wird das Wesen der Milbe nicht erwähnt.

Ich habe nur ein paar Studien darüber gelesen. Ich denke, dass man dazu nur bei einem Bieneninstitut nachfragen muss. Wahrscheinlich, wissen diejenigen bei der Fischermühle schon wo diese Studien zu finden sind.

Meine „Literatur“, sind die Bienen und Milben in der Praxis, aus der ich gewisse Dinge ableite.

Beweisen, kann ich davon nichts. Brauche ich aber nicht, weil die Wahrheit nur bei den Bienen zu finden ist…Und die lesen keine Bücher. Und leider schreiben sie auch keine.

Lg Sulz.

„Bekämpfen“ ist von mir wahrscheinlich nicht richtig gewählt. Im Laufe evolutionärer Entwicklung hat die asiatische Biene Fähigkeiten entwickelt, mit der Milbe zu leben. Du benennst das Putzverhalten und das Verlassen des Baus, wenn der Varrorabefall zu stark wird (dies hatte ich noch nicht gehört, danke für die interessante Info).

Hier etwas zur Milbe.
thttps://cdn.llh-hessen.de//bildung/bieneninstitut-kirchhain/imkerei-wissen/bienengesundheit/varroa/biologie/340_IB_Varroabiologie.pdf

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Seit einigen Jahren leite ich eine SMR Zuchtgruppe, dadurch habe ich mich sehr mit der Milbe beschäftigt.
Wenn einer nur Dinge aus der Praxis ableitet und auch nichts beweisen kann ist es einfach sich hier über die Milbe zu äußern.

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Dies ist auf meinem Bienenstand nun mal halt eine Tatsache. Begründungen habe ich dazu verschiedene bekommen. Und die oben beschriebene, erscheint mir als die plausibelste, und zeigt sich auch verschiedentlich in der Praxis.

Dieser Umstand, bleibt wohl der Wermutstropfen bei der Vermehrung über den Schwarm.
Das es nun ein Widerspruch zu gängigen Thesen/Theorien ist, kann ich nichts dafür…

Weitstirniges Denken…Nun ja. Ich habe auch schon den Rat bekommen, mit Ablegern und nicht über den Schwarm zu vermehren, weil es mit Ablegern angeblich dieses „Problem“ nicht gibt. Vielleicht ein Anderes?

Da ich die Milbe nicht beachte, steht es mir auch nicht zu, etwas zu der Milbe zu schreiben…Das ist eure Sache.

Lg Sulz.

Obwohl du die Milbe nicht beachtest schreibst du relativ viel über die Milbenproblematik.
Bei allem was du an Kommentaren niederschreibst komm oft, es ist bei mir halt so, das ist eure Sache. Manchmal denke ich du lebst mit deinen Bienen allein auf einer Insel und es gibt keine Einflüsse von anderen Bienen in deiner Umgebung.

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@SUM

Der nächste Bienenstand ist zwar nur 300 Meter entfernt…Ich merke aber tatsächlich nichts davon.

Wie auch immer. Danke für deinen Hinweis! Ich denke darüber nach.

Lg Sulz.

Vielen Dank für eure interessanten und weitstirnigen Informationen und Anregungen.
Ein großes Lob an ALLE!

Hier noch einige Gedanken von mir

Hans Wille (Populationsforschungen) hat auch festgestellt, dass die Arbeiterinnen ihre Lebenslänge anpassen/verändern können.
Auch bei Varroa unter bestimmten Gegebenheiten, Dezimierung der Population durch Behandlung, vermutlich möglich. Oder die Änderung der Vermehrungsrate bei den Milben.

Rudi Maurer „Milbenwunder 2009“ auch interessant im Bezug auf die angebliche Reinvasion.

Wie schrieb „sum sum ch“ so ungefähr:
„Meine behandelten Ableger haben nicht überlebt, die Unbehandelten sind am Leben …“

Es funktioniert nicht immer alles nach Vorschrift oder wissenschaftlicher Erkenntnis.
Wir haben die Bienen (Natur) noch lange nicht allumfassend (weitstirnig) erkannt.
Es ist alles Leben/Natur, es kann bei bestimmten Voraussetzungen, die wir nicht mitbekommen, immer variiert und angepasst werden. Oder durch äußere Einflüsse einen ganz anderen Eindruck beim Menschen erwecken.

Interessant für mich auch Paul Stamets, mit seinen Pilzforschungen zur Virenreduzierung bei Bienen.
Schließlich sterben die Bienen an den durch die Varroa übertragenen und in den Varroa’s vermehrten Viren.

Schwarm oder Ableger, hier spielt die horizontale und die vertikale Vermehrung eine Rolle.
Bei horizontaler Vermehrung (Ableger) soll sich der Parasit (Varroa/Virus) aggressiver vermehren.
Man beachte dabei auch die Unterschiede bei DWV-A und DWV-B.

Zucht und/oder Praxis!
Wenn die Praxis nichts beweisen kann, was kann die Zucht beweisen?

Vielleicht nicht so viel über den „anderen Kommentar“ schreiben, sondern über seine eigenen Erkenntnisse mit den Bienen – Danke!

Alles Gute vom Rolf

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Danke Rolf für deinen Beitrag.

Und zu den eigenen Erkenntnisse mit den Bienen, habe ich ein Frage an @SUM

Heist dies im Umkehrschluss, dass die Bienen in deiner Umgebung deine Bienen wesentlich beeinflussen?
Wenn ja. Woran erkennst du das?
Und entstehen daraus Probleme?
Wenn ja. Welche?

Da ich schon mehrmals auf meinen angeblich isolierten Bienenstand (ist er aber nicht) hingewiesen wurde, würde mich dies schon interessieren, was ihr damit meint.

Mit bestem Dank, für eine Erklärung.

Lg Sulz.

Bei den Bienen gibt es einen nicht zu unterschätzenden Verflug. Jede Biene die was mitbringt darf in jeden Stock.
Allein durch diese Tatsache werden Krankheiten übertragen, ganz erheblich in Reihenaufstellung.
Und so vetbreitet sich auch die Milbe.
Bei 300m Entfernung kommen so auch „Fremde Bienen“ in deine Völker.

Das ist ja schon lange bekannt. Und es ist eine Illusion zu glauben, dass man mit Einzelaufstellung die Krankheitserreger/Parasiten von den Völkern fernhalten kann…

Ein Problem ist es aber nur für die anfälligen Völker…Und wer solche Völker im Bestand behält, ist selber Schuld. Dafür sollte man nicht den Nachbarstand verantwortlich machen.

Und da der Verflug auf beide Seiten geht, so hatte ich mehr bedenken, dass ich mit meinem unbehandelten Bienenstand die Nachbarstände gefährde. Dies hat sich aber nun in all den Jahren, nicht bestätigt.

Dies Ganze erklärt aber nicht, warum die Schwärme dann im Herbst schlechter da stehen. Darum ging es ja eigentlich.

Lg Sulz

Zu den Themen „Schwärmen“ und auch „Verflug“ passt ein weiterer Artikel des Mellifera-Blog:

Bei seinen Experimenten habe er festgestellt, dass nach dem Schwarm die Varroamilben im Muttervolk markant reduziert sind. «Einer der Gründe ist sicher, dass mit dem Schwarm rund 60 Prozent der Arbeiterbienen das Muttervolk verlassen – und damit auch 60 Prozent der auf ihnen sitzenden Varroamilben.»

Aber auch im Schwarm wird die Zahl der Varroamilben markant reduziert, weil sich die Schwarmbienen auf 35 Grad Celsius aufwärmen, bevor sie losfliegen. Nur mit warmen Muskeln erreichen sie 250 Flügelschläge pro Sekunde, die den nötigen Auftrieb erzeugen. Möglicherweise lassen sich die wärmesensiblen Varroamilben in der Bienenbeute von den «aufgeheizten» Bienen fallen.

«Wenn die Imker ihre Bienenvölker nur zehn bis zwanzig Meter auseinanderstellen würden, könnte die Varroa schon wirksam reduziert werden», erklärt Thomas D. Seeley.

«Noch wirkungsvoller ist dieser einfache Trick, wenn die Bienenbeuten in verschiedene Flugrichtungen aufgestellt werden», erklärt Seeley. Bei den dicht aufgestellten Völkern landen nach jedem Flug 20 Prozent der Sammlerinnen in der falschen Bienenbeute. Am Abend sitzen 82 Prozent der Sammlerinnen im falschen Bienenstock – und bringen neue Varroamilben hinein. Wenn die Bienenbeuten locker aufgestellt werden und (!) in verschiedene Flugrichtungen ausgerichtet sind, gibt es nach Seeley nur vier Prozent Verflug. Das kommt schon recht nahe an wilde Bienenvölker, die mindestens 850 Meter Abstand voneinander haben und deshalb überhaupt keinen Verflug kennen.

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Tja, das mit dem Verflug ist so eine Sache. Die meisten Milben werden nicht über sich einbettelnde Arbeiterinnen, sondern über die bis zu 10km wanderenden Drohnen übertragen. Da bringt die Sternaufstellung auch nicht wirklich viel. Das einzige, wss langfristig gute Aussichten zeigt ist eben VSH. Die muss aber aktiv selektiert werden. Das bedeutet allerdings auch, der Natur zuvorzukommen und jene Königinnen zu entfernen, die das Zuchtziel nicht erreichen. Rein über das Schwärmen geht leider gar nichts. Da gab es dieses und letztes Jahr einen groß angelegten Versuch der Völkerbeobachtung in der Natur, um zu sehen, wie weit die Völker kommen. Wurde nach einem Jahr abgebrochen, da alle Probanden verstarben.

Ich bin heuer in meiner Umgebung bei einem aufgelassenen Gebäude auf zwei wild lebende Bienenvölker gestoßen, welche sich in einer Distanz von nur ca. 15 bis 20 Metern zueinander angesiedelt haben, beide Fluglöcher zeigen nach Süden.

Es ist bei den Bienen wie es mir erscheint alles nicht so fix.
Ich denke das kommt daher, dass sie grundsätzlich sehr flexible Lebewesen sind und mit sehr unterschiedlichen Bedingungen zurecht kommen.
Ich halte es aber auch für unwahrscheinlich, dass sich 20 oder mehr Bienenvölker freiwillig in Reihenaufstellung mit einem Abstand von weniger als einem Meter zueinander ansiedeln würden.

Es ist die Summe an negativen Faktoren, wie beispielsweise industrielle landwirtschaftliche Betriebsweisen und exzessive Ausbeutung aller Ressourcen, welche zu den Problemen führt, wie wir sie heute kennen.

Darum glaube ich auch nicht, dass eine einzelne Maßnahme zu einem dauerhaften Erfolg führen wird.

So wie es @Sulz in seinen Beiträgen immer wieder schreibt, glaube auch ich, daß vitale Bienen mit Varroa zurecht kommen können und im Idealfall keine weitere (menschliche) Hilfe benötigen.

Vitale Bienen entwickeln sich nach meiner Vorstellung in natürlichen Habitaten am besten, der Mensch sollte hier seine Eingriffe so gering wie möglich halten.

Für mich ist die Symbiose aller Arten ein natürliches Prinzip, letztendlich balancieren sich die Organismen in der Natur von selbst aus - wir müssen und können hier nicht helfen.

Es muss aber auch klar sein, dass alle Lebewesen auf diesem Planeten einem stetigen zeitlichen Wandel unterworfen sind.

Wenn wir uns als Bestandteil dieser Natur erkennen und sorgsam und verantwortungsvoll mit unserer Umwelt umgehen (hier sollte jeder bei sich selbst beginnen), dann bestehen für den Menschen als auch für die Biene recht gute Chancen, noch einige Zeit zu existieren.

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Durch Einzelaufstellung oder verschiedene Flugrichtungen kann, siehe Seeley, der Verflug sehr gering gehalten werden. Je weniger durch fremde Bienen Erregger ins Volk getragen werden. Auch bei starken Völkern können so Erreger schaden anrichten.

Der Verflug ist am stärksten bei den Arbeiterinnen, dies haben entsprechende Versuche gezeigt. Durch meine VSH Zucht weiß ich, an den Drohnen sitzen so gut wie keine Milben, von Drohnen kommt die Milbe schlecht indie Brut.

Natürlich kommen vitale Bienen mit der Varroa zurecht, aber auch bei denen muß das VSH Allelle vorhanden sein, sonst gäbe es Gotland, Primorski oder noch 2, 3, andere Überlebende nicht. Aber auch bei denen Ist VSH vorhanden.

Verflug am Stand is mMn ja nicht so das Problem. Hier behandelt man ja im Normalfall alle Völker gleich und hat, sofern man nicht auf VSH gezüchtete Bienen hat, überall eine ähnliche Belastung. Schwierig sind imho die Bienen vom Nachbarn und hier ist es eben eher den Drohnen geschuldet. Verflug über 500m kommt doch eher selten vor?