Sensationelle Entdeckung: wilde Honigbienenvölker

Letzten Freitag wurde ich zu einer Schwarmrettung gerufen. Schwarm klebte in 5m Höhe an der Hauswand und war im nu in der Kiste. Ziemlich zum Schluss erzählte mir die Besitzerin des Grundstückes, dass sie auch noch jede Menge Wildbienen bei sich auf dem Grundstück hat. Sie meinte, so richtig viele. Das erweckte meine Neugier. Als Sie mich dann fragte ob ich mir das anschauen will, sagte ich natürlich ja und wir gingen zu einem Schuppen ums Eck. Was ich dort sah ist eine Sensation:

In dem Schuppen/Gartenhaus (Baujahr 1880) sind keine Wildbienen zu Hause sondern mindestens 2 Bienenvölker. Der Schuppen ist wohl in den Wänden hohl und dort sind durch 2 Schlitze an verschiedenen Seiten Bienen wie bei jedem anderen Volk ein und ausgeflogen. Somit war auch geklärt woher der gefangene Schwarm war. Was mir die Dame dann erzählte konnte ich kaum glauben. Sie sagt hier gibt es schon so lange sie sich erinnern kann Bienen, also mehr als 50 Jahre. Ab und zu im Sommer fliegen auch mal richtig viele in der Luft umeinander. Da war ich erstmal baff.

Hier leben also seit mehr als 50 Jahren mehrere Bienenvölker ununterbrochen ohne irgendeine Betreuung durch den Menschen (also quasi Wild) und kommen mit allen Widrigkeiten inklusive Veroamilbe klar. Das nenne ich mal eine Sensation und den besten Beweis dafür, dass die natürliche/wesensgerechte Bienenhaltung Sinn macht.

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Das ist wirklich bemerkenswert, es bleibt zu hoffen , dass dieser tolle „Bienenstand“ erhalten bleibt.

Wäre interessant zu erfahren, ob auch der neue Schwarm besonders gut lokal angepasst ist und mit Varroa besser zurecht kommt, als herkömmliche Völker.

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Hallo,

schön dass es noch solche natürlichen Lebensräume gibt.

die Frage ist aber doch eher, ob die Bienen OHNE Unterbrechung dort leben.

Ich kenne auch einen alten stillgelegten Schornstein in dem jahrelang Bienen lebten.
Allerdings nicht ununterbrochen.
Da war schon mal nach dem Winter nichts mehr los und im Frühjahr ist wieder ein neuer Schwarm (angelockt vom Duft der alten Waben) eingezogen.
Das hat dann nichts mit Varroaresistenz zu tun, das Gegenteil ist eher der Fall.

Gruß Andreas

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Ich habe in den letzten Jahren auch schon mehrere wild lebende Bienenvölker beobachtet, welche leider alle den Winter nicht überlebt haben.

Wenn aber Schwärme abgehen, so könnte es sich schon um mehrjährige Stöcke handeln.

Vielleicht hat Andreas @GandhiII ja die Möglichkeit, im nächsten Frühjahr mal nachzusehen.

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Das war auch mein erster Gedanke. Ich kenne auch einen Fall in der Nähe, wo ein Honigbienenvolk in einer Kirchenwand lebt. Nach der Beobachtung eines Bienenfreundes ist dort zwar immer wieder ein Bienenvolk drin, aber eben nicht durchgängig. Dieses Jahr hat er einen Schwarm quasi dort einziehen sehen! Der Platz scheint aber auch so attraktiv für die Bienen zu sein, dass er sie beinahe magisch anzieht. Deshalb mag es so scheinen, dass es sich immer um ein und das gleiche Bienenvolk handelt.

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Meiner Meinung nach, würde es ja auch mal Zeit, dass (zumindest vereinzelte) Wildvölker gefunden werden, wo langjährig überleben, und mit der Milbe klarkommen. Ob dies nun, in dem hier genannte Fall, schon so ist, müsste noch abgeklärt werden.
Bienenstände, wo ohne Varroabekämpfung geführt werden, gibt es ja schon…Jetzt, wären doch mal die Wildvölker dran.

Lg Sulz.

Laut Besitzerin sind hier durchgehend, also ohne Unterbrechung Bienen.

In vielen anderen Ländern gibt es betreute und wildlebende Völker die mit der Varroa auskommen. Oft hatten die Imker gar nicht das Geld um die Medikamente zu kaufen.
In Kuba soll es, glaube ich gelesen zu haben, sieben Jahre gedauert haben, bis sich die Populationen wieder stabilisiert hatten.

Auch in Deutschland gibt es behandlungsfrei gehaltene Bienen.
Warum soll es da nicht auch wildlebende Völker geben, die mit der Varroa leben?
Ich vermute mal, bei unserer „Pharma-Zivilisation“ dauert es wieder mal etwas länger …

Sehr interessant finde ich den „regionalen Aspekt“.
@Sulz
Hast du deine Völker schon mal weitergegeben?
Kommen die mit der Varoa in anderen Regionen hin?
Ich würde mich sehr freuen - über deine Erfahrung - Danke!

Alles Gute vom Rolf.

Dazu gibt es ein Forschungsprojekt, nämlich den BEEtree-Monitor!

Hilf mit, wild lebende Honigbienen zu erforschen!

Wenn Du von einem Honigbienenvolk weißt, das in einem Baum, einer Mauer, einem Schornstein oder ähnlichem lebt, dann kannst Du ganz einfach zur Erforschung von Honigbienen beitragen. Der BEEtree-Monitor ermöglicht die Meldung und damit ein kontinuierliches Monitoring wild lebender Völker, um die Honigbiene als Wildtier zu erforschen.

Andreas @GandhiII, vielleicht könntest Du Deine Entdeckung ja dort eintragen?

das habe ich mich auch gefragt.

Wir waren vor 2 Jahren auf einer Burg und haben dort weit oben im Gemäuer Bienen entdeckt, sind zufällig dem Burgherren begegnet und haben ihm von unserem „Fundstück“ erzählt. Da meinte er, dass es auf der Burg schon immer (an vers. Stellen) Bienen gäbe, weil sich jedoch niemand um sie kümmern würde, die Völker seiner Beobachtung nach aber über den Winter sterben, im Frühsommer aber immer wieder neue Bienenvölker einziehen.
Auch @Naturbauimker hat kürzlich erzählt, dass an der Fischermühle seit Jahren Bienenvölker in einer Buche leben, die den Winter aber wohl in der Regel nicht überleben, jedoch im Frühling jedes Jahr ein neues Bienenvolk einzieht

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Meine Erfahrung dazu.

Diesbezüglich, bleibt die Koexistenz ( heute, rede ich nicht mehr von toleranz, oder resistenz), zwischen Bien, und Milbe, an den Standort gebunden. Schwärme, aus meinen Völkern, konnten ihr „Wissen“ zu der Milbe, nicht mitnehmen…

Der Versuch, von Mellifera, hatte ein ähnliches Ergebnis.

In der Umkehr, kommt ein Schwarm, unbekannter Herkunft, auf meinem Standort…Oder vielleicht besser gesagt…Zwischen meinen alten Völkern, recht gut mit der Milbe zurecht.

Es gibt offenbar noch Faktoren, wo noch nicht erkannt worden sind…Ich habe meinen Verdacht. Die Fachleute einen Anderen.

Ein Wildvolk, bekommt aber keine Pflege, durch einen Imker, und muss sich auch noch anderen „Problemen“ stellen, als nur der Milbe.

Lg Sulz.

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Kannst du das etwas ausführen?

Ich habe den Verdacht, dass die Bienen lernen, mit der Milbe in Koexistenz zu leben. Aber nicht nur dies, sondern auch, dass die Völker, bei meiner Reihenaufstellung (2 Reihen übereinander) Informationen austauschen. Es ist eine Art, der synchronisierung, welche auf meinem Bienenstand stattfindet…Die Fachleute, erklären es eher mit der Epigenetik.

Ich persönlich, traue der Honigbiene, eine „Intelligenz“ zu, welche noch über derjenigen des Menschen ist…Nicht vergleichbar, da sie anders ist, weil die Evolution, ihr eine andere Richtung gegeben hat.

Lg Sulz.

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Passend zum Thema findet eine Fotoausstellung von Ingo Arndt im Neanderthal-Museum statt:

Die Epigenetik unserer Wissenschaftler ist ja eigentlich eine Sache von vielen, vielen, vielen Jahren …
Von „der sogenannten Intelligenz“, einem Menschenbegriff, würde ich nicht sprechen wollen.
Wo stehen wir - die Menschheit - mit unserer Intelligenz?
Das Lernen, den Informationsaustausch halte ich für eine gute Möglichkeit.
Bei Bäumen und anderen Naturwesen ist das ja bewiesen, der Austausch von Informationen über Angriffe von Schädlingen … das klappt ja auch beim Mensch … manchmal …

Alles Gute vom Rolf

Wir „monitoren“ seit sechs Jahren ein wilddiebendes Honigbienenvolk in einer Buche in einem Naturschutzgebiet Nähe Oberhausen. Leider verhält es sich dort ebenso, dass die Bienen den Winter nie überleben und erst im Mai/Schwarmzeit wieder Bienenflug zu beobachten ist. In unserem Fall tippe ich darauf dass die Höhle zu klein ist als dass die Bienen genügend Vorräte anlegen könnten, es handelt sich um keine Spechthöhle sondern die Buche hat in 5 m Höhe einen Spalt in den die Bienen einziehen. An der Rückseite geht eine Ameisenstraße hoch … vielleicht holen sie sich auch die süßen Vorräte …

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Das finde ich außerordentlich bemerkenswert. Hast du das schon an die Versuchsanstalt Fischermühle gemeldet? Die wären ganz bestimmt interessiert. Ich glaube fest daran, dass die Wesensgemäße Bienenhaltung den Bienen am besten bekommt.

Sehr gut!
Es weiß ja auch niemand woher die Schwärme kommen.
Von Naturvölkern?
Bei „Imkern“ gibt es ja keine Schwärme, alle sind auf Schwarmträgheit gezüchtet …

Alles Gute vom Rolf

Aus dem Blog von wilde-honigbienen.de am 27. Juli 2023:

https://wilde-honigbienen.de/beitrag_20230727/

In den letzten Jahrzehnten wurde allgemein angenommen, dass wilde Honigbienen in Europa ausgestorben seien. Allerdings beobachtete der spanische Imker Alejandro Machado, dass sich Schwärme von Honigbienen in hohlen Strommasten in Galizien, Spanien, niederließen, wo sie offenbar gut gedeihten. Im Oktober 2019 schlossen sich ihm die beiden Wissenschaftler Benjamin Rutschmann und Patrick Kohl von der Universität Würzburg an und begannen gemeinsam mit der Untersuchung wildlebender Honigbienenvölker, die in Strommasten in Galizien leben. Um herauszufinden, ob sich diese Kolonien selbst erhalten können, beobachteten sie seit 2019 insgesamt 218 Strommasten in der Region Xinzo de Limia.

Ein kurzes (englisches) YouTube-Video (4:02) sowie die Studie der beiden Wissenschaftler Benjamin Rutschmann und Patrick Kohl von der Universität Würzburg sind dort ebenfalls verlinkt.

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Hallo @GandhiII ,
ich habe soeben deinen Beitrag zu den Bienenvölkern in der Wand gelesen.
Falls du im nächsten Jahr noch einmal die Möglichkeit haben solltest von diesen Völkern einen ( oder mehrere ) Schwarm einzufangen dann wäre ich dir dankbar wenn du mit der Puderzuckermethode diesen Schwarm mal auf Varroen kontrollieren könntest.
Die Erkenntnisse wären nicht zu unterschätzen und eine Meldung der Völker an beetrees.org wären auch nicht schlecht.
Ich habe dort auch ein Volk gemeldet daß vor zwei Jahren als Schwarm in ein Kellerloch eingezogen ist und daß ich zwei Mal im Jahr auf " Anwesendheit " kontrolliere
Leider besteht keine Möglichkeit dieses Volk auf abgehende Schwärme zu kontrollieren da das Haus nur zeitweiligt bewohnt wird.
Gruß Jörg