Ich bin gerade sehr verunsichert, was die Varroa-Behandlung angeht. Ich habe drei Völker, alle hatten aufgrund von Schwärmen eine Brutpause im Frühling. Ich habe sie erst in der zweiten Augusthälfte einmal mit AS behandelt - Langzeitverdunster - da hier die Temperaturen vorher zu hoch waren. Jetzt hatte ich vor, sie nochmal zu behandeln, allerdings sagt das Varroa-Wetter einen eingeschränkten Erfolg wegen zu niedriger Temperaturen voraus. Der aktuelle Milbenfall auf der Windel ist ca 1/Tag.
Die Wettervorhersage für die nächsten 14 Tage sagt Höchsttemperaturen von 15-17°C voraus, relativ gleichbleibend. Daher sehe ich keinen Sinn darin zu warten. Schade ich den Bienen mehr, wenn ich trotz mäßiger Bedingungen behandle bei dem eher geringen Milbenfall? Oder reicht die Oxalsäure-Behandlung im Winter?
Danke für eure Hilfe.
Das klingt doch sehr gut! Wenn Du nur ca. 1 Milbe pro Tag ermittelst, dann besteht laut Imkern mit der Einraumbeute kein Handlungsbedarf (siehe Seite 115). Erst wenn im September 15-25 Milben (Windel) bzw. 10-25 Milben (Puderzucker) fallen, dann solltest Du innerhalb von 3 Wochen behandeln. Dementsprechend würde ich jetzt nicht behandeln.
Ich schließe mich EmmBee an. Bei einer Milbe musst du nicht behandeln.
Beobachte nochmal den Milbenfall im Oktober/November und behandle evtl. im Dezember.
Mein Milbenfall liegt z.Zt. ebenfalls zwischen 1 und 5 Milben und werde es auch so machen.
Erfahrungsgemäß reicht die einmalige Behandlung mit Oxalsäure bei Brutfreiheit im Winter - wenn so wenig Varroen fallen! LG mani
Bei 5 Milben pro Tag um diese Zeit wäre ich schon sehr achtsam. Man kann daraus ableiten, daß schon zwischen 500 und 1000 aktive Milben im Volk sind und diese Zahl verdoppelt sich innert drei Wochen (dann wird man schlagartig plötzlich auch 10 und mehr Milben pro Tag finden).
Bei um diese Zeit 15 bis 25 Milben pro Tag auf der Windel würde ich erwarten, daß die Völker ohne Behandlung noch vor der Winterbehandlung zusammenbrechen.
Alternativ zur AS-Behandlung arbeite ich mit einer dreifach im Abstand von 5 bis 6 Tagen wiederholten 3%-Oxalsäure-Sprühbehandlung. Bei kleinen Volkszahlen ist der Aufwand von 5-10 Minuten pro Volk machbar. Mit der Oxuvar 5,7% Lösung, die man bei Andermatt Biovet bestellen kann, lässt sich die Sprühlösung sehr einfach herstellen. Feiner Sprühschleier auf die Bienen - Windstill oder Rückenwind - Selbstschutz beachten - geht als Winterbehandlung auch bei Frost.
Hier ein Zitat aus einem aktuell veröffentlichten Aufsatz von mir:
„Die Erfahrung zeigt leider immer wieder: „Ordentlich behandelte Völker kann ich behalten, nicht, oder zu spät behandelte Völker werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren“. Es ist bitter, dies nach so vielen Jahren immer noch so schreiben zu müssen; es trifft aber einfach die Realität, für die wir immer noch keinen wirksamen Ausweg gefunden haben.“
Viel Erfolg wünscht
Der Bienenfreund
Das geht aber nur bei brutfreien Völkern, richtig? Meine brüten noch.
Was hast du denn gemacht, als es so heiß war? Ich hätte gerne früher behandelt, bei 30°C fand ich das aber zu heikel.
Danke Michael, dass du hier etwas Klarheit bringst.
Den Verantwortlichen, bei Mellifera, scheint es offenbar, nicht wirklich zu interessieren, was in diesem Forum abgeht.
Der Eine, schreibt…„laut imkern mit der Einraumbeute kein Handlungsbedarf“
Der Andere, „Erfahrungsgemäss reicht die einmalige Behandlung mit Oxalsäure bei Brutfreiheit im Winter“…Von welcher Erfahrung, schreibt einer, wo erst seit 2020 Bienen hält?
Lg Sulz.
Die Sprühbehandlung geht auch im bebrüteten Zustand, deshalb die Wiederholungen - sprühen kann man auch, wenn es heiß ist. Besser immer am Abend.
Der Abstand von 5 bis 6 Tagen erreicht, daß man jeweils die Milben trifft, die gerade nicht in der Brut sind - wenn man das in dieser Weise macht, kann man die Milbenzahl um 2/3 bis 3/4 oder mehr reduzieren - wenn man noch ein viertes Mal sprüht, dann erreicht man über 90%. Das mache ich aber bislang nicht sondern kontrolliere weiter und warte bis zur Winterbehandlung.
Genauere Anleitungen zur Sprühbehandlung gibt es m.W. auf der Seite von Mellifera bzw. auf den Seiten der Bieneninstitute.
Ich hoffe, das hilft weiter.
Der Bienenfreund
Lieber Christian,
Ich denke mal, so schnell können sich die Moderatoren auch nicht immer einschalten und ansonsten bauen sie sicher auch auf Selbstregulation - das ist ohnehin meist die bessere Art, solange es nicht polemisch wird.
Es gibt eine einfache Rechnung:
Ein Milbenweibchen kann 100 bis 150 Tage alt werden und in dieser Zeit 5 bis 8 mal in eine Brutzelle eindringen um sich dort zu vermehren (12-13 Tage in der Zelle, etwa 5-8 Tage Regeneration auf Ammenbienen außerhalb der Zellen)
Für jede Im Sommer/Spätsommer pro Tag gefallene Milbe kann man hochrechnen, daß sich 100 bis 150 Milben im Volk befinden.
Deren Zahl verdoppelt sich in drei Wochen.
Wenn man über längere Zeit im Sommer (ich mache das ab Johanni) in mehreren Völkern regelmäßig etwa alle 5 Tage (dann hat man noch nicht so viel zusätzliches Gemüll auf der Unterlage) die Milben auszählt und dies z.B. in einer Exeltabelle notiert, kann man sehr schön den Verlauf verfolgen.
Ich füge Euch hier eine PDF meiner Tabelle an, wie das ausschauen kann.
Vielleicht hilft das ja zum Verständnis
Der Bienenfreund
Varroadiagnose2022.pdf (17,0 KB)
Ich füge Euch zum Vergleich meine Tabelle von 2021 an - hier habe ich aufgrund des zuerst sehr niedrigen Befalls zu lange beobachtet, in der Hoffnung, die Völker bekommen das selbst reguliert. Für einige kam dann meine Behandlung zu spät, wie Ihr seht.
Varroadiagnose2021.pdf (17,3 KB)
Guten Abend Michael.
Der erste, wo geantwortet hat, war ein Moderator.
Selbsregulation???
Nach 25 Jahren ohne Varroabekämpfung, kann ich schon mal sagen, dass hier keine Selbstregulation im Gange ist.
Da ich aber keine Erfahrung mit der Varroabehandlung habe, kann ich der Fragenden, auch keinen Rat geben.
Lg Sulz…Der sich offenbar noch immer Anmelden kann.
Guten Tag
Die Monatsbetrachtungen in Biene&Natur 2020 der Autoren Wirz/Poeplau sind für mich zu einem häufig gelesenen Begleiter/Nachschlagewerk geworden.
Dabei ist mir aufgefallen, das die Angaben des LLH Kirchheim und die Angaben der beiden Mellifera Autoren erhebliche Abweichungen aufweisen.
In Ausgabe 07/2020 von Biene&Natur wurde auf Seite 11 folgende Tabelle zu Schadschwellen bei der Varroabelastung veröffentlicht:
In Arbeitsblatt 341 vom LLH „Varroadiagnose mit dem Bodenschieber“ mit Stand vom 04.11.2021 wird folgehnde Tabelle veröffentlicht:
Ich orientiere mich an den Grenzwerten des LLH
Ich kann nicht für Mellifera schreiben, aber wir befinden uns in einem Forum. Per Definition können sich hier alle Interessierten – im gesteckten Rahmen – austauschen. Von daher ist das hier kein „Frag-Mellifera-Sprachrohr“.
Die Antworten sind alle sachlich und durch Erfahrungen geprägt und deswegen ganz im Sinne des Forums.
Wir Moderatoren sprechen hier auch für uns persönlich – nach bestem Wissen und Gewissen.
Ich denke bei der Selbstregulation geht es um die Forendynamik und nicht um die Milbe
Die Meinungen der B-Institute und anderer B-Organisationen gehen teilweise recht stark auseinander.
Ich komme da aber wieder zu dem Satz: „Bienenhaltung ist regional, jedes Volk ist anders/extra zu betrachten.“
Oxalsäure sprühen im Winter wirkt wegen Brutfreiheit vermutlich gut gegen Varroa, bringt aber auch viel Feuchtigkeit in den Stock und man muss das Volk/Waben auseinanderreißen.
Rolf
Lieber Christian!
Ich verwies auf die im Praxisbuch „Imkern mit der Einraumbeute“ empfohlene Schadschwelle für September. Dieses Buch haben zwei Mellifera-Verantwortliche, nämlich Johannes Wirz und Norbert Poeplau @Naturbauimker verfasst. Weil in dieses Buch ca. 2 Jahrzehnte an Erfahrung mit der Einraumbeute geflossen sind, gibt es aus meiner Sicht …
… keinen Grund, damit hinterm Berg zu halten.
Liebe Grüße,
Michael
Hier wird nach Rat gefragt und wer möchte, kann sich beteiligen. So ist es hier im Mellifera-Forum (ganz genauso wie in anderen Foren). In der Regel versuchen wir doch alle, uns gegenseitig zu unterstützen - jeder, wie er kann und das nach Möglichkeit freundlich und respektvoll, auch wenn es verschiedene Ansichten und Erfahrungsschätze gibt
Danke!
@DerBienenfreund meint das wohl eher in Bezug auf die Selbstregulation der Forumsmitglieder untereinander
Ich danke für die hilfreichen Tipps! Bin gerade nochmal dabei, den Milbenfall zu überwachen mit geölten Einlagen. Nach zwei Tagen je Volk nur 1 oder keine Milbe zu finden.
Zu Info - zu den Behandlungsschwellen habe ich mal ein neues Thema aufgemacht:
Edit: Schadschwellen => Behandlungsschwellen (Danke Christian @Sulz)
wollte dich auch schon nach den Zahlen fragen, die Hannes im Seminar genannt hat. Ich finde meine Aufschriebe nicht…
Er sagte, dass die Schwelle derzeit (also im September) 2 Milben / Tag sei (Beutensystem Zander). Die Bieneninstitute hätten die Zahlen zuvor halbiert. Vorher seien es 5 Milben / Tag gewesen.