Ich habe mir den Kalender, den ich seit 2010 nicht aktualisiert habe, gerade nochmal angeschaut und dabei festgestellt, daß ich ein paar Sachverhalte aus meiner weiterentwickelten Ansicht heute etwas „flexibler“ darstellen würde – so stimmt die definitive Angabe „erste Jungkönigin schlüpft x + 8 Tage natürlich so exakt nur, wenn wirklich der Vorschwarm konkret am Tag auszieht, an dem die erste Schwarmzelle verdeckelt wurde – wenn er erst später auszieht (weil’s regnet oder warum auch immer) ist die Zeit bis zum Schlupf der ersten Jungkönigin natürlich kürzer, kann ggf. sogar fast direkt nach Auszug des Vorschwarms passieren.
Aber sei’s drum – bis ich eine Aktualisierung hinbekomme, passt die alte Fassung schon auch.
Es gibt übrigens eine vorsichtige Korrelation des Schwarmgeschehens mit dem Blütenverlauf - nach dem Ende der Apfelblüte und der Weißdornblüte nimmt das Auftreten von akuter Schwarmstimmung rapide ab.
Ich möchte zu diesem Thema gerne noch einen Hinweis geben auf zwei Aufsätze zum Thema „Schwarmprozeß und Schwarmkultur“ die neben anderen auf meiner Homepage zu finden sind.
Ich denke, diese helfen auch, eine leise Ahnung von der Energie und der Leistung zu bekommen, die Bienenvölker jährlich in diese Zeit von Ende März bis Mitt Juli investieren.
In drei Wochen ist die Sommersonnenwende und es beginnt die Johannizeit - dies ist der Höhepunkt der Entwicklung des Organismus des BIEN. Hier beginnt er, sich auf die Zeit vorzubereiten, in der die Sonne immer weniger scheint und innere Wärme im Verhältnis zu äußerer abnehmender Wärme sich behaupten muß.
Ganz herzlichen Dank, Michael @DerBienenfreund, für die exzellent aufbereitete Grafik , der ich gut folgen kann! Deine Illustrationen helfen mir sehr dabei, den Schwarmprozess an sich, aber auch besonders mein schwarmlustiges Volk besser zu verstehen. Jetzt habe ich gut nachvollziehen können, was beim Schwarmprozess in welcher Reihenfolge abläuft. Dein Kalender kommt auch sogleich in meinen Knowhow-Fundus.
ich bedanke mich ebenfalls, mir hilft dieser Kalender sehr. Ich habe ihn mir ausgedruckt und heute beim Frühstück mit den Daten meines Schwamvolks Alma versehen. Überhaupt habe ich nun auch noch so schöne innere Bilder zum Schwarmprozess an sich. Der Bien tut ja nichts anderes, als die Natur um uns herum - er atmet bis zu Johannizeit aus, ein ausfliegender Schwarm macht zu allem Glück dieses Atmen für uns Menschen sogar sichtbar
ich habe noch eine Frage zum Schwarmprozess in Bezug auf die Jungkönigin (Tochterschwarm/Nachschwarm). Im Schwarmkalender steht, dass die Jungkönigin nach ihrem Schlupf erst einmal 3-5 Tage reifen muss, bevor sie zum Hochzeitsflug ausfliegt. Wie kann sie aber dann so unreif direkt nach dem Schlupf zum Schwärmen ausziehen?
Jungköniginnen (eigentlich sind es ja Prinzessinnen) sind unglaublich agil, wenn sie schlüpfen. Sie sind fähig, einem z.B. aus einer entnommenen schlupfreifen Schwarmzelle (Weiselzelle im Volk in akuter Schwarmstimmung) in die Hand zu schlüpfen und direkt loszufliegen (das würde eine Arbeitsbiene gar nicht können). Im Ablauf des Nachschwärmens im „Restvolk“ (das den Vorschwarm schon abgegeben hat einige Tage vorher) ist das auch erforderlich, da ja die Konkurrenz zwischen zeitnah herangereiften Prinzessinnen besteht.
Das genannte ausreifen betrifft die Geschlechtsreife - die Prinzessin braucht einige Tage, bis sie „brünstig“ wird um dann auf den Hochzeitsflug zu gehen und dann als begattete Königin wirklich ein Volk neu begründen, „führen“ zu können, in dem sie befruchtete Eier ablegen und damit die Quelle für den Lebensstrom des neuen Volkes in der neuen Höhle in oft unbekannter Umgebung sein zu können.
Die Nachschwärme verlassen mit Prinzessinnen das schwärmende Volk, suche eine neue Höhle in neuer Umgebung und erst von dort aus geht die Jungkönigin auf Hochzeitsflug.
Der Nachschwarm ist ein echtes Abenteuer!
Um einen Eindruck von der Kraft des Schwärmens zu bekommen, empfehle ich gerne die Dokumentation über die „Traditionelle Korbimkerei in der Lüneburger Heide“ (Links auf meiner Homepage - ganz unten)
Viel Freude dabei!
Lieben Dank für die ausführliche Erklärung. Einen der empfohlenen Filme habe ich letztes Jahr gesehen - ich schaue sie aber am Wochenende nochmal mit meinen Kindern an. Danke für den Tipp
Danke Markus und @DerBienenfreund Michael fürs teilen! Eine Korrektur zur Aktualisierung aus meiner Sicht. Du schreibst " Merke: Die alte Königin legt Eier bis zu dem Tag, an dem der Vorschwarm auszieht (in Schwarmzellen sowie in Arbeiter und Drohnenzellen." Aber ich habe gestern in unserer Gruppe herumgefragt und die Erfahrung zeigt: Die Königin hört auf Eier zu legen, ein paar Tage, ca. 3 Tage vor Schwarmabgang. Sie wird fit gemacht, zum Abflug, und soll auf den Waben von den Arbeiterinnen zum Laufen angeregt werden. Um Arbeit zu sparen und für einen kurzen Blick für Interessierte, ob das Volk schwarmbereit ist, wäre das Ziehen von zwei Brutwaben im Bienenvolk nützlich, um zu sehen, ob Stifte drin sind oder nicht. Wenn nicht: Schwarmbereit > weiter schauen nach Weiselzellen. Michael, deckt sich das mit deinen Erfahrungen?
Liebe Silke (und alle, die mitlesen),
Ich persönlich wäre hier sehr vorsichtig - in der Imkerei beruht viel Anschauung auch heute noch auf Vorstellungen, die wieder auf alte Berichte zurückgehen, die oft einfach immer wieder zitiert wurden, ohne das sie wirklich überprüft worden wären. Eine dieser Vorstellungen ist die, daß die Königin vor dem Schwärmen „fit“ gemacht werden müsste oder würde und deshalb keine Eier mehr legen würde.
Eine einfache Überprüfung ist, ob ich 8 Tage nach Abgang des Vorschwarms mit der alten Königin im Restvolk noch offene Brut kurz vor der Verdeckelung (dicke Rundmaden) finde oder ob ich 19 bzw. 20 Tage nach Abgang des Vorschwarms noch Flächen mit verdeckelter Brut finde, die dann eben erst am 20. oder 21. Tag schlüpft.
Aus meiner zurückhaltenden Erfahrung würde ich sagen, die Königin legt bis zuletzt - vielleicht nicht mehr 2000 Eier am Tag, aber immer noch etliche. Das wäre mal genau auszuzählen (hab ich auch nicht gemacht bislang).
Vorstellungen haben die Eigenschaft, daß sie sich gerne „vor“ die wirklich zu findenden Verhältnisse stellen - man sieht dann immer nur die Vorstellung. Manchmal, weil man die Verhältnisse gerne so hätte, wie man sie sich vorstellt.
Deshalb nur meine Anregung, immer lieber selbst auch nochmal hinzuschauen.
Viel Erfolg weiterhin wünscht
Der Bienenfreund
so ähnlich wurde mir das kürzlich auch gesagt, als ich in einem Forum die Info aus deinem Schwarmkalender weiter gab, dass die Jungkönigin wohl erst dann stiftet, nachdem die Brut der alten Königin bereits ausgelaufen ist. Das sei ein „Ammenmärchen“, das wohl fälschlicherweise noch immer im Umlauf ist
Nun ja, im Leben ist die Ausnahme die Regel - es ist nicht immer so, aber immer wieder (eigene Beobachtung und Erfahrung), deshalb weise ich immer darauf hin, weil die Bienenpfleger leicht nervös werden, wenn sie mal in einem Jungvolk noch keine offene Brut finden (und eigentlich sollte doch die Jungkönigin schon begattet sein und stiften) und wenn man(n) nervös wird, kriegt man(n) nicht mehr alles mit, z.B. daß das Jungvolk sich ganz ruhig verhält und nicht ins brausen kommt und eben wohl weiselrichtig ist usw. und dann hängt man eine „Weiselprobe“ rein und stört den ganzen Prozeß.
In Ablegern verhält sich das manchmal auch anders, aber in einem klassischen „Restvolk“ eher nicht - aber wer hat sowas heute noch.
ich verstehe das natürlich - wollte nur mitteilen, dass manche dieser „Weisheiten“ schnell als Ammenmärchen abgetan werden. Ich mag den Schwarmkalender samt den vielen Infos und ich lehne mich gerne daran an
Ja, danke Dir - ich weiß das und ich weiß ein klein wenig über die imkerliche „Psychologie“ - bei Vorträgen und Kursen begegnet mir das durchaus auch immer wieder - aber eben dann auch die Aussage "Ach so, jetzt verstehe ich das, wie das bei mir war … "
Zum Glück weiß ich auch, daß das Leben ohne die Ausnahmen von der Regel wohl gar nicht bestehen könnte.
Insofern … das ist schon alles gut so wie es ist!