Hallo in die Runde!
Was spricht eigentlich für und was spricht gegen Mittelwände? Ich bin dabei den Honigraum zu erweitern (bisher mit Leerrähmchen), überlege aber, ob ich die nächsten nicht mit Mittelwänden einhänge (dazu müsste ich zusätzlich wissen wie das überhaupt geht.)
Ich bin Anfängerin mit der ERB und hatte früher in der Bienenkiste auch Mittelwände. Davon habe ich sogar noch welche übrig, haben allerdings eine andere Größe.
LG Christiane
Für Mittelwand spricht, dass das Rähmchen schneller und tendenziell gerade ausgebaut wird auch wenn mehrere auf einmal hinzugegeben werden, sowie das Wabenwerk stabiler beim Schleudern ist. Unbebrütete Naturbauwaben sind dem Wabenbruch etwas mehr zugetan. Jetzt im Frühjahr werden Leerrähmchen auch schnell ausgebaut, meist gerade, am Anfang der Saison oft größere Zellen; keine zusätzlichen Kosten, kein fremder Wachs; was den Ausbauerinnen lieber ist, weiß nicht.
Rähmchen drahten: Die von Mellifera sind für 5-fach-Drahtung waagrecht vorbereitet bzw. bereits gedrahtet, wobei m. E. 4-fach ausreicht indem der obere weggelassen wird; hat Vorteil beim Ausschneiden, Nachteil beim Einlöten von Mittelwand, weil oben mit Wachs rumzumachen ist, sowie beim Schleudern, wo mehr Behutsamkeit angebracht ist.
Mittelwand einlöten: Auf gedrahtetes Rähmchen Mittelwand legen, Plus / Minus von z. B. Autobatterieladegerät jeweils an Anfang / Ende Draht geben bis Draht sich leicht einschmilzt, nicht zu lange, ggf. Mittelwand etwas an Draht drücken.
Mittelwandformat: Dadant 26 cm x 42 cm, ist aber nicht so genau, schmäler wie kürzer geht.
Gegen Mittelwände spricht, dass die Bienen über den Wabenkörper kommunizieren, dass damit Fremdwachs ins Volk kommt, dass es zusätzliche Arbeit ist, die Mittelwände einzulöten und dass die Bienen ihre Waben mit Mittelwänden nicht entsprechend der Bedürfnisse bauen können. Siehe auch: https://www.bienenundnatur.de/imkerpraxis/wachs/naturbau-das-sind-die-vorteile-530.
Falls Mittelwände eingesetzt werden, dann sowieso ausschließlich im Honigraum und niemals im Bereich des Brutraums (siehe auch Richtlinien der Demeter-Imkerei). Bei der Mellifera-Einraumbeute lassen sich allerdings beide Bereiche gar nicht scharf voneinander abgrenzen. Es passiert regelmäßig, dass die Bienen die im Rahmen der Erweiterungen fluglochfern dazu gehängten Rähmchen bebrüten und mitnichten nur zum Einlagern des Honigs verwenden. Außerdem nimmt man den Bienen dadurch dort die Freiheit, auch Drohnen aufzuziehen.
In der wesensgemäßen Bienenhaltung wird ohnehin der Naturwabenbau bevorzugt:
Naturwabenbau und Integrität des Brutnestes
Die Waben bilden die Grundlage für wichtige Funktionen im Bienenvolk. In ihren Zellen wird die Brut herangezogen, sie garantieren somit die stete Erneuerung und den Fortbestand des Volkes. Sie dienen zudem als Speicher für Honig- und Pollenvorräte, sowie als Tanzboden, auf dem die Kommunikation der Bienen durch Tänze, Vibrationen und Pheromone stattfindet. Der Wabenbau wurde über viele Millionen Jahre perfektioniert. Für die Volksgesundheit sind Wachsschwitzen, Wabenbauen und Wabenpflege wichtige hygienische Maßnahmen. Positive Effekte sind bei Faul- und Sauerbrut nachgewiesen. Der – aus imkerlicher Sicht – »ökonomische Nachteil« eines höheren Honigverbrauchs wird bei der wesensgemäßen Bienenhaltung bewusst zugunsten langfristiger Gesundheit der Bienen akzeptiert.
(Quelle: Mellifera e.V. - Was ist wesengemäße Bienenhaltung?)
Daher würde ich eher keine Mittelwände einsetzen, sondern den Bienen im Naturwabenbau vollkommen freie Hand lassen.
Hängt von Volk, Größe und wo es sitzt ab, aber über das 15. oder 16. Rähmchen hinaus kaum oder selten, dass da noch bebrütet wird. Bei starkem Volk war voriges Jahr beim 14. oder 15. Schluss.
In der Philosophie der meisten Mitglieder in unserem Forum sind Mittelwände keine gute Wahl.
Ich selbst habe meinem ersten Volk im Honigraum auch Mittelwände gegeben. Als Start für Anfänger finde das schon o.k. da der Naturbau für Anfänger kniffelig ist.
Jetzt verfahre ich so: Im Brutbereich d.h. bis etwa 12. Rähmchen generell nur Leerrähmchen. Ab dem 13. Rähmchen gebe ich ausgebaute Honigrähmchen vom Vorjahr. Wenn im Brutbereich schon alle Leerähmchen ausgebaut sind und meine Leerwaben aufgebraucht sind geht es auch mit Leerrähmchen im Honigraum weiter. Dadurch können die Bienen immer bauen. Zu den Nachteilen von Mittelwänden gebe ich meinen Vorgängern Recht.
„Selten“ kann ich nicht bestätigen. Bei mir war es in den vergangenen Jahren eher die Regel als die Ausnahme, dass sich der Brutbereich in der Einraumbeute so zigarrenförmig ausdehnte.
2023 war bei einem Volk in der ERB sogar noch auf dem 17. (!) von insgesamt 20 Rähmchen Brut, als ich Honig ernten wollte. Von daher bleibe ich dabei, dass man mit Mittelwänden im (vermeintlichen) Honigraum Einfluss auf das Brutgeschehen des Biens nehmen würde.
Einfache Antwort:
Was will ich als Bienenhalter?
Was will ich den Bienen gönnen?
Daraus ergibt sich für jeden die entsprechende Antwort …
Alles Gute vom Rolf
Vielen Dank für eure Meinungen, das war sehr hilfreich!
Ich werde dann auch weiterhin ohne Mittelwände arbeiten und hoffe, dass die Honigernte kein Desaster wird, denn ich hatte schon gehofft mit einer im Imkerverein ausgeliehenen Schleuder ernten zu können, damit ich im nächsten Frühjahr ausgebaute Waben hätte und es den Bienen so etwas leichter machen könnte.
Ich hätte auch noch eine Frage: wenn ich sehe, dass das Wabenwerk etwas ausgebeult ist (evtl aber bereits Honig eingelagert), sollte ich dies dann mit dem Stockmeissel glätten?
LG Christiane
Das ist auch mein Problem. Die Honigwaben sind fast immer im oberen Bereich in eine Richtung ausgebeult und sehr dick.
Habe mir inzwischen abgewöhnt, da etwas zu korrigieren.
Beim Ernten, d.h. beim Entdeckeln wird das wieder bereinigt. So lange muss man damit leben.
Ein Drehen der Waben während derTracht ist für mich keine gute Lösung, da dadurch riesige Wabenabstände, zumindest kurzzeitig, entstehen bzw. mir das zu viele Eingriffe sind.
Auch ich bin für jeden Tipp diesbezüglich dankbar.
Das war keine einfache Antwort.
Das waren zwei Fragen.
Danke Heiner!
Hast du „sachlich“ natürlich recht.
Fachlich heißt die Antwort „sich Fragen zu stellen“.
Du weißt das ja …
Alles Gute vom Rolf