Das CBPV-Thema beobachte ich mit leichter Sorge und für @Salome tut es mir natürlich leid. Wenn ich das Volk jetzt umweiseln sollte, würde ich es wahrscheinlich auflösen, in dem ich alle Brutwaben entnehme, die Königin suche und dann als nacktes Volk mit einer neuen begatteten Königin, bzw. offener Brut aus einem anderen Volk in die gründlich gesäuberte Bienenkiste zurückgebe. Das ist natürlich nichts für einen Anfänger. Ich habe das mal vor einigen Jahren zusammen mit @gweidt und einem weiteren Freund gemacht.
Ich möchte die Diskussion aber mal zum Anlass nehmen und ein paar grundsätzliche Gedanken zur wesensgemäßen Bienenhaltung und Bienenkiste beisteuern, weil ich öfter höher: „in der Bienenkiste ist das zu kompliziert“ o.ä.
Die Bienenkiste ist für eine möglichst eingriffsarme Bienenhaltung entwickelt worden, die das natürliche Leben des Bienenvolks begleitet. Sie ist eher mit einer Klotzbeute oder einem Korb verwandt, als mit Mobilbaubeuten. Es ist Stabilbau, ohne einige Nachteile des klassischen Stabilbaus. Dadurch ist sie auch anfängergeeignet. Ein Volk in der Bienenkiste nicht manipulieren zu wollen und zu können ist Konzept. Wenn man dann an ein ernstes Problem stößt, dass man ohne sehr tiefe Eingriffe nicht heilen kann, stößt man – besonders als Anfänger – an Grenzen. Dazu will ich ein paar Gedanken aus meiner Perspektive und Erfahrung mitteilen:
- Anfänger stoßen in jeder Beute an ihre Grenzen. Unbegrenzte Manipulationsmöglichkeiten machen es nicht leichter, weil man verstehen muss, was man sieht und wissen muss, was eine angemessene Intervention ist. Das ist beutenunabhängig und braucht Erfahrung.
- Viele Probleme, die wir heute mit den Bienen haben, sind gerade Ergebnis dieser großen Manipulationsmöglichkeiten. Natürlich kann man auf dem Weg auch Probleme beiseitigen. Für mich persönlich überwiegt der Schaden den diese Entwicklung insgesamt hervorgebracht hat und deshalb versuche ich den Verlockungen der „Bastelimkerei“ zu widerstehen.
- Imkern bedeutet für mich, aus der Fülle zu schöpfen. Des Schwarmgeschehen steht im Zentrum. Wesensgemäß wäre dann eigentlich auch, bei Problemen vom Schwarm auszugehen – der Neugeburt eines Bienenvolks.
- Umzuweiseln ist der genetische Tod eines Bienenvolks. Im Sommer lebt die Einzelbiene wenige Wochen. D.h. nach kurzer Zeit sind alle (bis auf die Königin) tot. Und die bringt man ja gerade eigenhändig um. Wenn man nun die Bienen (und die Waben) durch Umweiseln erhalten will, macht das betriebswirtschaftlich natürlich Sinn: man erhält seine Betriebsmittel. „Natürlich“ wäre es aber eigentlich, dass das Volk stirbt und ein anderes gesundes Volk den Platz einnimmt. Deshalb habe ich auch ganz bewusst mein zweites Buch mit einem Kapitel zur „Sterbehilfe“ beendet.
- Ich frage mich: „ist es wesensgemäß, an Bienenvölkern, die in der Natur »aus Gründen« gestorben wären, durch unnatürliches »Basteln« am Leben zu halten, wo doch der nächste Schwarm schon in den Startlöchern steht und auf seine Chance wartet?“ Die Zukunft des Bienenvolks und seine Gesundheit liegt im Schwarm, wobei der Nachschwarm am interessantesten ist. Muttervolk und Vorschwarm sind beide „vorbelastet“.
- Ich versuche, in dieser Perspektive zu imkern und daraus heraus ist auch die Bienenkiste entstanden. Aus dieser Perspektive heraus sind die eingeschränkten Manipulationsmöglichkeiten kein Mangel, sondern eine Unterstützung, so mit den Bienen zu arbeiten.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mich verständlich genug ausgedrückt habe. Ich wollte nur noch mal darauf hinweisen, dass es kein Versehen oder Mangel ist, dass die Bienenkiste so ist, wie sie ist, sondern Konzept! Ich verstehe es aber gut, dass jemand, der meine Perspektive nicht teilt, vielleicht mit einer anderen Beute eher glücklich wird.