Gibt es ein Problem mit Feuchtigkeit in der Bienenkiste?

Unser sehr verehrter T.S. hat bei seinen Untersuchungen zu den verschimmelten Bienenkisten wohl auch jeweils Schimmel im Darm der Bienen gefunden. Dass das nicht gesund sein kann, steht zu befürchten.

Gibt es dazu eine Veröffentlichung? Kannst Du sie mir schicken?

Ja, der Artikel heißt „Beekeeping ®evolution - a species protection program“ von T. Schiffer, in „Natural bee husbandry“ (Liverpool/UK) issue 12, August 2019, S. 17 - 29.

Das zitierte Ergebnis:

Sehr interessante Fragen!
Ich schließe mal daraus, dass die Bienen den Schimmel wegputzen weil sie meinen der gehört nicht in ihren Stock. Von daher würde ich schon sagen, wenn man Schimmel vermeiden kann, erleichtert man den Bienen das ohnehin schon schwierige Leben (mit Pestiziden, Agrarsteppen etc.)
Ob es ein wirkliches Problem ist und wie weit Sporen auch in den Honig gelangen und uns schädigen können, weiß ich natürlich auch nicht.

Für mich ist es auch eher ein menschliches, ästhetisches Problem (hatte ich ziemlich oben ja schonmal geschrieben, dass es auch am empfinden des Imkers liegt…)
Dass sie schlechter auswintern kann ich nicht bestätigen, im Gegenteil, meine beiden Bienenkistenvölker sind Jahr für Jahr die stärksten im Frühjahr, das selbe berichtet mir auch immer wieder ein befreundeter Imker der außer Bienenkisten auch noch andere Beuten hat.

Gruß
Markus

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Dass Schimmel grundsätzlich (außer bei Käse :wink:) nicht toll ist und vermieden werden sollte, ist ja keine Frage. Trotzdem ein kleiner provokanter Widerspruch: Mir begegnet häufig das Argument

„den Bienen etwas erleichtern“

Warum sollte das automatisch immer ein postiver Wert sein? Wir Menschen haben uns sehr viel Alltagsmühe „erleichtert“ und leiden deshalb unter Bewegungsmangel und Zivilisationskrankheiten. Es gilt z.B. als gut für die Gesundheit, sein Immunsystem zu trainieren. Kinder, die in keimfreier Umgebung aufwachsen, neigen zu Allergien. Wenn die Bienen im Winter kalt sitzen (keine „Erleichterung“ durch gute Isolation), haben sie eine längere Brutpause, was sich nachweislich auf die Varroabelastung positiv auswirkt.
Das Immunsystem des Bien besteht auch darin, dass Bienen geopfert werden (meinetwegen auch Bienen mit Schimmelpilzen im Darm). In einem gewissen Fenster ist das normal und höhere Abgänge können durch höhere Brutaktivität kompensiert werden.

Ich will mit diesem Post nur dafür sensibilieren, dass Sachen, die erst mal gut klingen, bei gründlicherem Nachdenken gar nicht mehr so klar sind. Ich bin vorsichtig geworden mit menschlichen Analogien.

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Da hast du grundsätzlich ganz sicher recht! Es gibt aber Untersuchungen, die zeigen, dass Bienen in kleineren Beuten und guter Isolierung weniger heizen/kühlen/trocknen müssen und durch die geringere Honigmenge, die sie für den Winter eintragen müssen, sich weniger verschleißen und ihre „Freizeit“ mit gegenseitiger Pflege verbringen, sich also auch Varroen absuchen.
Diese Beobachtungen sprechen schon dafür, dass man es den Bienen nicht unnötig schwer machen, sondern die Haltungsbedingungen den in natürlicher Umgebung nach Möglichkeit annähern sollte - ihnen das Leben also „erleichtern“.

Auch da würde mich die Quelle interessieren. Dass kleine Bienenwohnungen ein Faktor für höhere Varroatoleranz ist, gilt ja als gesichert. Meines Wissens ist aber der Hauptfaktor dabei das kleinere Brutnest und die höhere Schwarmquote. Dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen „mehr Zeit für Grooming“, der Beutengröße und der Varroabelastung gibt, ist mir neu. Wenn man das nachweisen wollte, müsste man ja die beiden o.g. Faktoren erst mal rausrechnen. Außerdem haben kleinere Völker auch weniger Bienen, damit relativiert sich die Freizeit auch wieder. Und Bienen sammeln so viel Honig wie sie kriegen können. Sie „wissen“ nicht, dass die Beute gut isoliert ist und sie deshalb weniger Honig brauchen werden.
Wenn die Beute schlecht isoliert ist und deshalb die Brutpause länger ist, brauchen sie auch weniger Honig. Welcher Faktor überwiegt, ist gar nicht so einfach pauschal zu sagen. Da muss man dann ganz genau drauf schauen und das hängt dann auch vom lokalen Klima ab. Kälterückschläge im Frühjahr können den Verbrauch in die Höhe treiben. Im Frühjahr kann also eine Isolation helfen. Im Herbst/Winter ist sie eher kontraproduktiv.

die Fischermühle hat ja auch einen neuen Versuch mit kleineren Beuten begonnen

Die ursprüngliche Bienenkiste war ja (auch) dafür entwickelt worden, sich mit wenig Aufwand selbst mit Honig zu versorgen.

@gweidt aus unserer Regionalgruppe macht das auch schon seit Jahren und Sebastian Ganzer bietet seit ein paar Jahren eine kleinere Bienenkiste an. Wenn man Schwärme liebt und auf Honig verzichten kann, ist das auf jeden Fall eine gute Sache!

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Lt. Seeley liegt die durchschnittliche Streblichkeit von natürlichen Bienenvölkern bei 20% (aus dem Gedächtnis zitiert). Nach „Erleichterung“ klingt das für mich nicht gerade :wink:
Und das ist bei den Verfechtern des Neodarvinismus ja auch gar nicht das Ziel. Im Gegenteil: Man will ja eine evolutionäre Selektion auf varroaresistente Völker. Dazu muss man es ihnen schwer machen. Jede imkerliche Erleichterung gilt da ja als kontraproduktiv. Sonst verhindert man ja gerade die natürliche Selektion.
„Wesensgemäß“ wäre dagegen, es den Bienen nicht extra schwer zu machen und sie zu unterstützen, statt sie einfach so zugrunde gehen zu lassen. Das ist dann aber nicht unbedingt „natürlich“. Das rechte Maß muss aber jeder für sich selbst herausfinden.

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T.S. - also wissenschaftlich noch unverifiziert.

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Ich habe an und in meiner BK wiederholt Feuchtigkeits- und Temperaturmessungen durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass es die Bienen anscheinend nicht schaffen, ein Klima herzustellen, bei dem Schimmel vermieden wird.
Am Boden der BK konnte ich im Innern den ganzen Winter durch Werte messen, die nur minimal über der Außentemperatur lagen. Die relativ. Luftfeuchtigkeit lag aber durchweg über der der Außenluft unter der Kiste und lag dauerhaft über 80%.
Interessant ist auch der Messwert der Temperatur außen auf der Kiste oberhalb des Brutnestes. Dort liegen auch im Sommer die Werte deutlich über den Außentemperaturen.

Die 10m weiter stehende Magazinbeute (DNM 1,5) mit 10cm Dämmung im Deckel und einer vergleichbaren Dicke der Außenwand zeigte dagegen im gesamten Beuteninnerraum rlf-werte unter 70%. Oben auf den Rahmen ließen sich Temperaturen um die 25-30 Grad messen bei Feuchtigkeit Werten um die 50-60%.

Ich interpretiere meine Messungen so, dass es die Bienen in der Wintertraube in der BK nicht schaffen, ein „Raumklima“ zu erzeugen, welches Schimmel verhindert (rlf <80%). Die Größe der Fluglochöffnung hatte dabei keinen Einfluss auf die Messwerte. Auch das Anbringen von Dämmplatten änderte an den Werten wenig. Das Volk in meiner BK ist allerdings kein Baukünstler. Sie haben über ein Jahr gebraucht, trotz regelmäßiger Fütterung, den gesamten Brutraum mit 12 Waben auszubauen.
Die Bienkiste steht auf der Südostseite einer Hecke und bekommt dort viel Sonne.
Der Vergleich mit den anderen Beuten legt den Schluss nahe, dass es eine vertikale Architektur braucht, damit die Bienen eine Klima Schichtung hinbekommen. Die Qualität der Isolierung spielte sicher eine Rolle, scheint im Vergleich aber nicht entscheidend zu sein.

Vielleicht sind das Faktoren, die eine Rolle spielen? Die Volksentwicklung, die @Tom37 beschreibt, ist in jedem Fall nicht „normal“. Ein gesundes Volk sollte spätestens nach der Fühtracht den Brutraum ausgebaut haben und den Honigraum füllen.

Dazu habe ich schöne, vergleichende Beobachtungen machen können: mein 1. Volk (5,5 Jahre) propolisierte „normal“, das jetzige (im 3. Jahr) überhaupt nicht. Völlig rausgezüchtet offenbar. Bei beiden Völkern habe ich keinen Schimmel gehabt.

Ob die Größe des Volks eine Rolle spielt, ist nach meinen Beobachtungen auch nicht zu sagen: mein 2. Volk hat erst im 3. Jahr den Brutraum vollständig ausgebaut, ist also eher klein, das 1. war ein riesiges Tier von Anfang an.
Aber auch das Kleinere konnte offenbar Wärme und Feuchtigkeit in der Kiste perfekt regulieren - kein Schimmel.

Nach meinem Dafürhalten ist wohl doch eher der Standort das ausschlaggebende Moment. Meine Kiste steht wind- und regengeschützt hinter einem Schuppen, hat Morgensonne und mittags lichten Schatten, Flugloch nach Süden. Dass das so ideale Bedingungen sein würden, habe ich beim Aussuchen des Standortes auch nicht erwartet. Glück gehabt!

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Das liegt aber sicher am Volk und/oder am Standort und nicht an der Bienenkiste. Selbst die kleine Wintertraube meines 2. Volkes (knapp 4 Wabengassen) hat es schimmelfrei über beide Winter geschafft.
Die Wintertraube schert sich aber auch nicht ums Raumklima, sondern um den Wärmeerhalt in ihrem Inneren.

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Ich glaube kaum dass es die Bienen schaffen ihre natürliche Baumhöhle schimmelfrei zu halten. Wichtig ist doch dass die Wintertraube in ihrem Inneren die notwendige Temperatur hält. Egal welche Höhlung sie bewohnen. Ist das Volk groß genug übersteht es den Winter und macht im Frühling groß rein. Ist es zu klein schafft es beides nicht.

Moin,

Bienen mögen keinen Durchzug

mfg Dirk

2 Beiträge wurden in ein existierendes Thema verschoben: Kleine Kiste großer Erfolg?

Das finde ich nicht überraschend, da die Bienen ja primär die Wintertraube heizen und nicht die Beute. Zumal ich im Winter zur besseren Belüftung das Flugloch komplett offen lasse (vom Mäusegitter mal abgesehen).
Bei meiner Dadant Beute, wird das nicht anders sein, da ich mit offenem Boden überwintert habe. Beide Völker (Bienenkiste und Dadant sind trotzdem sehr stark aus dem Winter gekommen.

Ohne eine Temperaturangabe bei der gemessenen relativen Luftfeuchtigkeit, kann man eigentlich im Hinblick auf Schimmel daraus keinerlei Schlüsse ziehen, finde ich. 80 % rel. Luftfeuchtigkeit bei z.B. 5°C bedeutet recht trockene Luft, die absolute Feuchtigkeit ist dann nur ca. 5g Wasser pro m³, das entspricht einer rel. Luftfeuchte von 30% bei 20°C, wäre also eher sehr trocken und bedingt sicher kein Schimmelproblem.

Wenn ich das richtig verstehe, vergleichst du hier die Temperatur außen auf dem Bienenkistendach (unter einem hoffentlich unterlüfteten Dach?) mit der Temperatur oben auf den Rahmen, also im Innenraum der Magazinbeute? Ich denke es ist erwartbar, das die Temperatur direkt unter dem Dach der Bienenkiste im Sommer höher liegt, wie die Temperatur im Innenraum. Ich denke um etwas zu Vergleichen sollten die Messungen an vergleichbaren Stellen stattfinden, sonst Vergleicht man sehr schnell Äpfel mit Birnen.

Viele Grüße
Norbert

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