Gibt es ein Problem mit Feuchtigkeit in der Bienenkiste?

Torben Schiffer, selbsternannter „Bienenforscher“, wird nicht müde, bei jeder Gelegenheit zu betonen, dass die Bienenkiste klimatisch eine Katastrophe sei. Ich habe einen Thread zu diesem Thema abgespalten. Vielleicht wollen ja noch mehr Bienenkisten-Imker von ihren praktischen Erfahrungen berichten?

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Torben Schiffers Untersuchungen zur Bienenkiste sollte man mit Vorsicht genießen. Er hat die Bienenkisten für seine Versuchsreihe direkt auf den Boden gestellt, anstatt erhöht auf z.B. eine Palette wie in der Anleitung von emk empfohlen, außerdem hat er die vorgesehene, unterlüftete Bedachung durch einen Metalldeckel ersetzt, also suboptimale Bedingungen für seine Untersuchungen geschaffen, die so nicht vorgesehen sind.

Torben Schiffers.1

Das Bild stammt aus seinem Artikel „Beekeeping (r)evolution - a species protection program“ in der Zeitschrift „Natural Beekeeping“. Rechts im Hintergrund sein Schiffer-Tree.

Dann hat er anstelle von Bienenvölkern, die wie wir wissen, außerordentlich effizient in Bezug auf Temperatur- und Feuchtigkeitsausgleich in ihrer Wohnung sind, Robotor eingesetzt, die ein Bienenvolk „simulieren“, bis zu welchem Grad ist leider offen.

Darüber hinaus zitiert er als Beweis für die Nichteignung dieser Beutenform die Aussagen von „vielen Bienenkistenimkern“, die über Schimmel in ihren Beuten klagen.

Ich imkere jetzt im 8. Jahr mit inzwischen 3 Bienenkisten an verschiedenen Standorten und habe weder dort noch bei den Bienenkisten der Mitglieder unseres Bienenkistenstammtischs jemals Schimmel gesehen oder davon gehört. Es kommt wohl in erster Linie auf den jeweiligen Standort - und die richtige Umsetzung der Anleitung von emk - an. ob es zu Schimmelbildung kommt, und das nicht nur bei der Bienenkiste.

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oh, Danke für diese Aufklärung. Das war mir alles gar nicht bewusst. Schade, dass so wichtige Umstände für einen Versuch nicht berücksichtigt wurden. Ich meine, an entsprechende Vorkehrungen denkt doch quasi jeder Neuimker

Ja, und das war wohl kein Versehen seinerseits sondern eine Versuchsanordnung, die genau das Ergebnis brachte, das er erwartete.

Leider hat Torben Schiffer - der ja z.Z. allerseits sehr verehrt wird - ein ziemliches Vorurteil der Bienenkiste gegenüber und läßt keine Gelegenheit aus, über diese Beutenform herzuziehen. Ich habe das vor 4 Jahren erstmalig und völlig verdattert ob der Vehemenz, mit der er das vorbrachte, auf einer Konferenz in NL erlebt, dann kam sein Vortrag mal im Fernsehen und letztes Jahr hat er seinen Ärger über die Bienenkiste dann in der englischen Bienenzeitschrift zu Papier gebracht.

Zu der Zeit hatte noch kein Bienenvolk auch nur 1 Winter in seinem theoretisch sicher optimalen Schiffer-Tree verbracht und unbeschadet überlebt. Da sollte man als seriöser Wissenschaftler evtl. etwas vorsichtiger mit dem Niedermachen anderer Beutenformen sein, oder?

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Herr Schiffer hat zwar Biologie studiert, wissenschaftliches Arbeiten scheint ihm aber trotzdem fremd zu sein. Eigentlich tut er nur so, als ob er Wissenschaftler wäre, ansonsten würde er Ergebnissoffen forschen. Er scheint aber nur seine bereits vorher festgelegte Meinung bestätigen zu wollen, so funktioniert Wissenschaft aber nicht.

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Na, dann guck dir u.a. mal die Pharmaforschung an! :wink: Das wird leider allenthalben so oder so ähnlich gehandhabt.

Zu Torben Schiffers Ehrenrettung muss ich jetzt aber mal sagen, dass sein neues Buch „Evolution der Bienenhaltung“ 2020 bei Ulmer, sehr lesenswert und gut gemacht ist!

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das wird in allerlei Bereichen so gehandhabt - man muss immer sehr genau darauf achten, wer was schreibt und von wem finanziert wird…
Und das Buch habe ich auch schon auf meiner Wunschliste, war aber doch noch etwas zurückhaltend. Habe auch dieses hier im Auge (hier wirkt er glaube ich auch mit):
https://www.ulmer.de/usd-6281153/aufbruch-in-eine-neue-bienenhaltung-.html

Natürlich gibt es überall schwarze Schafe, aber ohne echte Wissenschaft gäb es die meisten Medikamente heute nicht. Ich bin jedenfalls froh darum, viele in unserer Wohlstandsgesellschaft scheinen vergessen zu haben was das bedeutet, z.B. ohne evidenzbasierte Medizin auskommen zu müssen.
Es mag sein, dass Herr Schiffer als Autor erfolgreicher ist, als „wissenschftlicher Mitarbeiter“, wie er sich selbst bezeichnet, ist er offensichtlich nicht so sehr erfahren, da könnte er vermutlich nicht einmal bei Jugend Forscht punkten.

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Dazu muss gesagt werden, dass er wohl die Bienenkiste von Holtermann verwendet hat. Diese wird (oder wurde?) mit dem Blechdach geliefert. Meine erste BK war eine Holtermann, es gab im alten Forum, 2013 glaub ich, eine Diskussion dazu. In Folge verwende ich dieses Dach wenn ich Blumentöpfe umtopfe (der hohe Rand ist da sehr praktisch gegen Erdverluste :sweat_smile:) und meine Bienen sind mit Holz bedacht.

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Er arbeitet in der Forschungsgruppe von Prof. Tautz https://de.m.wikipedia.org/wiki/Jürgen_Tautz an der Uni Würzburg. Immerhin ein renommierter Arbeitgeber!

Ich kenne Torben seit 2009. Damals hat er behauptet mitten in Hamburg ein varroaresistentes Bienenvolk gezüchtet zu haben. Er hat uns erklärt, dass er in Hamburg(!) eine Insellage hat, wo sich im Flugkreis keine weiteren Bienen befinden und er deshalb hier weiter züchten kann. Als Beweis hat er uns ein Video und Fotos gezeigt, wo man angeblich sehen konnte, dass die Bienen den Milben die Füße abbeißen.
Nach dem das Volk dann doch gestorben war – sicher nicht an Varroa :wink: – kam der Bücherskorpion. Bevor es irgendwelche Daten gab (die gibt es bis heute nicht), hat Torben erst mal einen Online-Shop eröffnet, um alles rund um den Bücherskorpion zu Geld zu machen. Dass der Bücherskorpion „hilft“. beweist er mal wieder mit … Videos und Fotos, auf denen man sehen kann, wie ein Bücherskorpion eine Milbe tracktiert. Dass die gesamte Fachwelt abwinkt und sagt: „natürlich gehören Bücherskorpione als Nützlinge eigentlich in ein gesundes Bienenvolk, aber das wird nichts an der Varroaproblematik ändern“, wird ignoriert.
Das Klima-Thema hatte er übrigens von Anfang an, in dem er inspiriert von der Warré-Beute Klimadeckel für Magazinbeuten gebastelt hat.
Nach dem (selbst Torben) klar geworden ist, dass der Bücherskorpion das Varroaproblem nicht heilen wird, hat er sich auf „natürliche“ Bienenwohnungen verlegt. Die Regionalgruppe Hamburg (insbesondere @gweidt) hält schon seit Jahren Bienen in natürlichen Baumhöhlen und hat reichlich Erfahrung – auch mit der Überlebensrate/Varroaresistenz. Torben „entwickelt“ erst mal eine eigene Klotzbeute, nennt sie „Schiffer-Tree“, bewirbt sie mit „besser als jede Klotzbeute!“ und lässt sie für 600 € anbieten. Wohlgemerkt, bevor es irgendwelche wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu gibt. Damit tingelt er dann auch durch die Talkshows.
Er schreibt auf seiner Website, er hätte eine „Festanstellung“ an der Uni Würzburg. Meines Wissens gibt es im gesamten wissenschaftlichen Betrieb heute eigentlich keine „Festanstellungen“ mehr. Man findet wenig Infos auf der Website der Uni. Ich vermute aber, dass er als einer von (vermutlich) tausenden Wissenschaftlichen Mitarbeitern in einer Projektstelle ein paar Hiwi-Arbeiten für Tautz macht (lebende Bienenvölker HOBOS-mäßig mit Sensoren ausstatten). Angeblich wurde die Stelle nicht verlängert und läuft jetzt aus.
Mir ist es eigentlich egal, was Torben macht. Ich finde es nur schwierig und schade, dass er eine ganze Generation von Jungimkern mit seinen Heilsversprechungen blendet.
Wissenschaft geht für mich so: da misst und dokumentiert jemand über viele Jahre mit vielen Bienenvölkern an verschiedenen Standorten, veröffentlicht seine Ergebnisse und stellt sich der Diskussion der Fachwelt. Wenn Torben irgendwann mal so weit ist, werde ich seine Arbeiten mit großem Interesse lesen und falls es neue Erkenntnisse geben sollte, die uns in der wesensgemäßen Bienenhaltung weiter bringen, werde ich das natürlich auch beherzigen. Denn uns geht es nicht um „Glauben“, sondern um fachlich fundierte Erkenntnisse die sich in der Praxis bewähren.

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Gibt es ein Problem mit Feuchtigkeit in der Bienenkiste?

Das ist der Titel dieses Fadens. Von meiner Seite aus ein ganz klares Jein!!!
Nicht mehr und nicht weniger als in anderen Beuten auch, so würde ich es nach ca. sieben Jahren Bienenhaltung beschreiben.
Unsere Bienen stehen an einem Nordhang, Fluglochausrichtung gegen Süden.
Bienenkisten, TBH‘s, eine Christbeute und seit kurzem auch ZaDant.
Ich habe in der Bienenkiste nicht mehr oder weniger Probleme (eigentlich keine) als z.B. in meinen TBH‘s.
Ich denke, das Schimmelproblem, wenn es bei jemandem eines ist - hier kommt es im Übrigen auch sehr auf das persönliche Empfinden an - ist kein primäres Beutenproblem, sondern wie @Jutta50 schon schreibt eher ein Standortproblem, es sei denn der ein oder andere hat an seinen ursprünglichen Beuten vermeintliche „Verschlimmbesserungen“ angebracht…

Gruß
Markus

PS: Was Torben Schiffer auch schreibt oder propagiert möchte ich nicht kommentieren, hierzu wurde schon das meiste geschrieben, beeindruckend finde ich jedoch, wie er in einem Filmbeitrag in einem Vortrag vor scheinbar „ausverkauftem Haus„ den (meist Älteren) anwesenden Imkern sagt, dass sich die moderne Imkerei erst richtig durchsetzen wird, wenn sich die bisherige Imkerei biologisch erledigt…

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Da emk hier so offen über die Verdienste von T.S. schreibt, kann ich noch folgendes beitragen (was ich mir bislang verkniffen hatte):
eine überzeugte Alternativ-Imkerin aus meinem Bekanntenkreis hat sich letztes Jahr gleich 2 dieser phänomenalen Schiffer-Trees angeschafft und besiedelt. Beide Völker haben den Winter nicht überlebt. Sie ist sich sicher, dass sie verhungert sind und bedauert sehr, dass man im Schiffer-Tree auch im Krisenfall weder füttern noch behandeln kann.
Diese Beute ist laut T.S. aber auch nur dazu gedacht, sie irgendwo im Wald in den Bäumen als natürliche Bienenwohnung aufzuhängen und zu vergessen. Dafür sind 600 € allerdings ein Preis, an dem selbst Idealisten zu knabbern haben dürften…

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Danke für dieses Fazit, viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Wer als sich als etwas erfahrenerer Imker mit den Thesen des Torben Schiffer beschäftigt, merkt schnell dass da wenig Substanz dahinter steckt. Leider sind Einsteiger von seinen sehr forsch vorgetragenen Behauptungen schnell beeindruckt und nehmen seine Aussagen für bahre Münze. Ich würde jedem raten das Schiffer-Universum mit großer Vorsicht zu betrachten.

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Ja, das ist normalerweise auch ganz und gar nicht mein Stil. Anderseits laufen bei mir regelmäßig Fragen zu dem Thema per Mail auf (und ja auch hier im Forum und in der Facebook-Gruppe), dass man vielleicht einmal klar Stellung beziehen sollte. Für mich ist das Thema jetzt auch wieder erledigt. Zukünftige Anfragen werde ich einfach auf diesen Thread verweisen.

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Schöner Thread zum Verweisen!
Wie auch der immer noch aktuelle Artikel zum Bücherskorpion.


Danke!

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Ich wollte mal auf das ursprüngliche Thema zurückkommen, denn in meiner BK, die ich seit etwa 3 Wochen in Benutzung habe, bildet sich doch viel Feuchtigkeit. Im leeren Honigraum, den ich ja durch das Trennschied abgeteilt habe, sind die Wände richtig nass gewesen! (Tropfenbildung), das hintere Türchen zum Öffnen des Honigraumes bekommt schwarze Flecken (Schimmel) -ist das bei euch auch so? Nun war es bei uns (Oberbayern) die letzten Tage und Wochen nass und ziemlich kalt, muss ich was tun? Nicht dass ich mir da irgendeinen Schimmel in die Waben hole - oder so!??
Die BK steht unter Büschen, Eingang (Flugloch) nach Süden, auf zwei Euro-Paletten, also eigentlich gut? Oder?
LG Mani

Moin,
im Alten Forum war die Diskussion auch. Ich glaub die Beste Lösung war den Honigraum Komplett Atmungsaktiv zu verschließen.

mfg Dirk

Musst du bitte erklären! Komplett verschließen und atmungsaktiv? Also mit einem Tuch oder Gitter, das Luft durchläßt? Wozu dann aber das komplette Verschließen? :flushed:

Naja damit die Bienen darin nicht rumfurwerken können.
Gitter bis zum Boden und dann hinten auffüllen mit stroh o.ä.
Die huntere Klape dan weg lassen.
mus aber alles Mäusefest sein.

nfg Dirk

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