Hilfe, Imker-Nachbar will nicht gegen Varroa behandeln - was tun?

Ich gebe Dir Recht, gute imkerliche Praxis scheint das nach Deiner Schilderung nicht zu sein. Auf der anderen Seite stößt Du natürlich ein komplexes Thema an, das der Behandlung. Der Ansatz keine Behandlung ohne genaue Anamnese leuchtet glaube ich jedem ein. Behandlung heißt ja nicht zwingend z.B. Ameisensäure. In den Kreisen der Berufsimker, besonders die mit dem angepassten Brutraum arbeiten, wird die AS gar nicht mehr benutzt. Das machen vorzugsweise die Hobbyimker. Wer mehr zur Nebenwirkung der AS lesen möchte, dem sei das Buch von Torben Schiffer empfohlen: Evolution der Bienenhaltung.
Über eines müssen wir uns im klaren sein, die Säuren töten alles aus Imker und Bienen. Alle sonstigen Mitlebewesen in einem natürlichen Bienenhabitat werden ebenfalls getötet.
Kann es unser langfristiges Ziel sein, unsere Bienenvölker nur noch mit inzwischen schon 4 Behandlungen jährlich durchzubringen?

Weltweit zeigen Beispiele von Kollegen, dass es auch anders geht (z.B. Dr. Leo Sharashkin, USA).

Wir als wesensgemäße Imker kennen doch die brutunterbrechende Wirkung des Imkern mit dem Schwarmtrieb sowie der vollständigen Brutentnahme. In der brutfreien Zeit kann die Varroa sich nicht vermehren.

Ich möchte an dieser Stelle also betonen, dass man nicht einfach nur die Säuren weglassen kann und hoffen, dass es schon gut geht.

Prof. Thom Seeley schrieb in einem Spiegel Artikel, dass wahrscheinlich bei einem gesamten Stopp der chemischen Behandlungen 80-90% der Völker zunächst verloren gingen, bevor Völker entstehen, die mit der Varroa leben können.
Diese Chance hatten unsere Bienen ja noch nie gehabt.

Thema Wärmehaushalt. Stimmt der Wärmehaushalt in der Beute (und das tut er in der Regel nicht), verkürzt sich die Brutzeit bis zum Schlüpfen und damit verringert sich die Vermehrungsrate der Milbe.

Wenn unsere Beuten (und hier schneidet nach Torben Schiffers wissenschaftlichen Experimenten die Bienenkiste mit am schlechtesten ab) zu feucht sind, entsteht Schimmel, der wiederum die Bienen schädigt.

„Treatment free beekeeping“, wie diese internationale Bewegung heißt, sollte vielleicht auch nicht außer Acht gelassen werden.

Aber ich gebe zu, es ist nicht leicht, seine altgewohnten Glaubenssätze einfach über Bord zu werfen.

Ich würde in diesem geschilderten Fall entweder einen neuen Platz suchen und/oder die Gesundheit und Abwehrkräfte meiner Bienen so stärken, dass sie mit der Varroa klar kommen. Oder ich mache es so wie über die Hälfte der Bundesbürger, die auf die nächste Impfung hofft gegen den „chinesischen Schnupfen“, ich warte auf das nächste Medikament oder Gentechnik in der Bienenhaltung (ihr werdet lachen aber daran wird schon geforscht). Anregungen, persönliche Erfahrungen aber auch Kritik empfinde ich als Wertschätzung meines Beitrags.
So nun aber schnell die Bienenbox herrichten für den vorweggenommenen Vorschwarm von gestern. Michael