Erfahrungen mit Hyperthermie in der ERB?

Hallo Leute,

erstmal vielen Dank für die vielen tollen Beiträge in diesem Forum !!! Ich verfolge es schon seit etwa einem Jahr und es hat mir viele nützliche Informationen über die Betriebsweise der Einraumbeute, der Varroabehandlung aber auch generell über den Umgang mit den Bienen geliefert.
Wir haben im Juni 2021 zwei Naturschwärme in unsere Einraumbeuten einquartiert und die Bienen haben sich bisher recht gut entwickelt. Im Sommer haben wir eine Ameisensäurebehandlung gemacht und dabei gemerkt wie arg die Bienen darunter leiden. Seither suchen wir nach Alternativen.
Im Sommer haben wir dann zufällig in dem NDR Dokumentarfilm „Imkerei: Mit Herz und Seele für die Bienen“ (findet man noch auf youtube) gesehen wie ein Berufsimker Hyperthermie erfolgreich einsetzt. Seither lässt mich der Gedanke nicht mehr los diese Methode selbst mal auszuprobieren. In dem oben erwähnten Fall wird der Varroa Controller eingesetzt dessen Behandlungsmethode auf der Erwärmung der Brutwaben basiert. Die Brutwaben werden abgekehrt und dann über 2 Stunden in dem Gerät auf etwa 41 Grad erwärmt. Damit sollen die Milben in der Brut getötet werden. Die Bienenbrut wird durch die Temperaturbehandlung anscheinend nicht geschädigt.
Abgesehen davon dass diese Geräte recht teuer sind, passen die ERB Rähmchen leider auch nicht rein. Die grösste Version des Varroa Controllers kann Rähmchen bis zu einer Höhe von 36cm.
Ich bin am überlegen mir so ein Gerät selber zu bauen und wollte mal nachfragen ob hier jemand schon Erfahrung bezüglich der Thermobehandlung der Brutwaben gesammelt hat.
Die Optionen einer „Biensauna“ die auch im Mellifera Blog erwähnt wird habe ich aus Komplexitätsgründen verworfen.

Liebe Grüsse,
Walter

Hallo @hobby-imker Walter,
ich habe zwar keinerlei praktischen Erfahrungen mit der Hyperthermie-Behandlung bei den Bienen und kenne diese Methode auch nur aus dem Internet ( wobei ich auch etwas skeptisch bin was die Kosten betrifft ).
Übrigens ist die Bienen-Sauna fast doppelt so teuer wie der Varroa-Controller.
Aber ich baue mir meine Ausrüstung auch nach Möglichkeit selbst um Kosten zu sparen.
Wenn du technisch auch in der Lage bist dir diesen Varroa-Controller nachzubauen dann kannst du dir die Kiste auch nach deinen Rähmchenmaßen anpassen.
Hauptsache ist daß du die technischen Parameter erreichst und einhältst.
Gruß Jörg

Nachtrag : Schon einmal über eine Totale Brutentnahme nachgedacht ?
Wäre eine Möglichkeit ohne Chemie !

Hallo Jörg,

vielen Dank für deine Antwort.
Ich denke ich habe das technische Wissen um die Regelung für die Temperatursteuerung zu bauen. Leichte Bedenken habe ich natürlich dass dann in der Praxis Aspekte auftauchen die ich vorher nicht berücksichtigt habe, aber da ich recht experimentierfreudig bin, hoffe ich die auch als nachträgliche Änderung in den Griff zu kriegen. Mit ein paar Messfühlern kann man kann ja den Apparat recht gut durchtesten. Die Parameter bei denen ich mir zur Zeit unsicher bin sind: die notwendige Luftfeuchtigkeit und die Zeit über die man die Kerntemperatur in der Brut auf den 41 Grad halten muss, denn bezüglich der Dauer habe ich bisher nur Informationen zur Gesamtbehandlung gefunden.
Ich hatte mir auch den Vortrag von Ralph Büchler angesehen wo die Totale Brutentnahme als eine Option zur chemiefreien Behandlung aufgeführt wird. Ich persönlich empfinde die TBE als einen recht grossen Eingriff und deswegen hoffe ich dass die thermische Behandlung funktioniert, denn im Endeffekt hat sie ja dasselbe Ziel hat wie die TBE: die Milben aus der Brut zu eliminieren. Zusätzlich kann man die thermische Behandlung wiederholen und so wie ich’s verstanden habe sollte man die erste Behandlung schon im Frühling machen um die Varroabelastung erst gar nicht hoch werden zu lassen und dann ein weiteres Mal im Sommer nach der Honigernte.

Grüsse, Walter.

Varroa Kill II von Silent Future Tec GmbH ginge für ERB, wenn ein Blech etwas gekürzt wird. Für die Behandlung von Brut braucht es eine kleinere Wabenkiste mit Aufsatz für das Gerät.

Informationen zum Gerät und zu Anwendung sind beim Hersteller nachlesbar. Es funktioniert, jedoch aufwendig. Um Wirkung auf Brut zu haben, müssen die Bienen runter. Anwendung auch mit Bienen möglich, jedoch fallen dann allein die auf Bienen aufsitzenden Milben, ohne oder mit kaum Wirkung auf Brut (unterschiedliche Anwendungsmodi).

Ja, es ist ein Eingriff.

Hallo Karl,

vielen Dank für den Hinweis, ich hatte den Varroa Kill II wegen seiner Höhe als Option verworfen … aber wenn man den Griff abschraubt könnte das Gerät eventuell unter die Rähmchen passen.

Gruss, Walter.

Das Gerät muss auf die Rähmchen, nicht darunter, und am Rand abschließen (Verlängerungsschienen) damit die Luftzirkulation funktioniert. Siehe Bedienungs- oder Kurzanleitung auf der Internetseite des Herstellers.

Tja, man sollte nicht nach den ersten paar Seiten mit dem lesen aufhören …
Das Gerät scheint ja darauf ausgerichtet zu sein dass man es in einer Leerzarge auf die Rähmchen draufstellt. Für meine Zwecke müsste ich mir dann eine entsprechende Kiste bauen was ich ja sowieso vorhabe. Was mich bei diesem Gerät etwas verwundert ist dass es anscheinend keine Feuchtigkeitsregulierung hat und tatsächlich nur mit einem integrierten Temperatursensor arbeitet, also keine Messung der Kerntemperatur der Brutwaben vornimmt. Und scheint trotzdem zu funktionieren. Schon für diese Erkenntnis hat es sich gelohnt da genau draufzuschauen.
Nochmal, vielen Dank für den Hinweis.

Hallo Walter,
meine Aussage zur TBE entsprach leider nicht ganz den Tatsachen.
Ganz ohne Chemie geht es bei der TBE leider doch nicht.
Im Normalfall werden die Bienen mit Milchsäure nach der TBE weiterbehandelt da man sonst die Milben nur von einer Beute in die nächste verteilt.
Man hat aber die Möglichkeit sich dadurch neue Völker zu bilden
In den Videos die ich zu dem Thema gefunden habe wird von einer Behandlungsdauer von 2 Stunden geredet.

Schau mal hier rein, vielleicht bringt es etwas für dich und du kannst dich mit den genannten Imkern mal direkt kurzschließen ( Ich fand den Beitrag sehr interessant und ausführlich )
Beim Varroa Kill 2 ist der beste Erfolg nach 3 Stunden erreicht.
Gruß Jörg

Hallo Jörg,

genau diese Broschüre hatte mich von dem Konzept überzeugt :slight_smile:
Da wird die Wirkungsweise sehr anschaulich und aus meiner Sicht auch sehr fundiert erklärt.
Die einzige Unstimmigkeit über die ich gestolpert bin ist die Aussage dass die Behandlung immer 2 Stunden bei den Standardgeräten dauert man aber keine unterschiedlich Rähmchengrössen gleichzeitig einhängen darf. Und dies mit der Begründung:
Große Bruträhmchen brauchen mehr Wärme als kleine. Das Gerät regelt nur dann richtig, wenn jeweils gleich große Rähmchen behandelt werden.“
Und ja, das kann ich nachvollziehen dass bei grösseren Rähmchen mehr Masse erwärmt werden muss und es deshalb länger dauert … aber dann würde ich erwarten dass die Behandlungsdauer nach Rähmchengrösse varriert, es scheint aber immer 2 Stunden zu dauern.
Die andere Option wäre dass bei den grösseren Rähmchen auf höhere Temperaturen geheizt wird … aber da hätte ich Bedenken die Bienenbrut durch hohe Oberflächentemperaturen zu schädigen auch wenn die Kerntemperatur überwacht wird. Mein Plan wäre die Temperatur in der Kiste nie über die 41 Grad zu steuern … und damit wird es schon eine Weile dauern bis die Kerntemperatur erreicht ist und auch unterschiedlich lange je nach Befüllung der Kiste.
Der Gedanke, die genannten Imker zu kontaktieren, kam mir bisher gar nicht wahrscheinlich weil ich die als Werbeträger für das Produkt gesehen habe und ich ja nicht an dem Prdukt sondern an dem Verfahren interressiert bin. Aber ich finde die Idee gar nicht schlecht um Erfahrungen aus erster Hand bezüglich Zeitpunkt und Häufigkeit der Behandlung aber auch deren Konzepte zur Restentmilbung zu verstehen.

Grüsse, Walter.

Hallo Walter,
du suchst doch Imker die entsprechende Erfahrungen haben und die in dem Video währen dann ja die richtigen.
Wenn die nur Werbung für die Kisten machen und nur so tun als ob aber die Dinger selbst nicht nutzen dann wäre das Irreführung und Betrug für mich.
Die Aussage zu den unterschiedlichen Rähmchengrößen habe ich so verstanden daß eben keine Durchmischung funktioniert aber bei " Sortenrein " es keine Probleme gibt, egel ob kleine oder große Rähmchen.
Ich sehe es als entscheidend daß sich die Rähmchen alle gleichmäßig erwärmen müssen und ich habe das so verstanden daß die Zeit erst ab erreichen der Wirktemperatur läuft.
Aber du fragst am Besten die Imker aus dem Video.
Gruß Jörg

Hier ist noch eine Alternative, die ist möglicherweise kostengünstiger als der Varroa Controller. Passenden Mantel für die Rähmchen kann man sich selber bauen.

Ich bin auch diesbezüglich grade am überlegen ob es Sinn macht das anzuschaffen. Man könnte sich sogar einen Adapter bauen und das ganze auf das Volk aufsetzen, so dass man keine Bienen abkehren müsste. Aber das war nur so eine Idee, vermutlich werde ich mir eine Leerzarge nehmen die Brutwaben von jedem Volk markieren und dann für 2 Stunden in der Sauna wärmen. Und man kann es nutzen um Honig in Eimern wieder zu verflüssigen, also somit auch noch einen Zweitnutzen.

Hallo Timo,
dieser Wärmeboden wäre preislich auf jeden Fall eine Alternative zu den anderen Systhemen.
Leider findet man im Netz keine praxisbezogenen Anwendungsvideos und daher kann man schlecht einschätzen ob das Ding auch wirklich funktioniert.
Gruß Jörg

Ich habe darüber schon das ein oder andere gesehen. Sollte ich es wieder finden, lass ich dir den Link dafür hier im Chat. Aber an das was ich mich spontan noch erinnere, wurde der Fühler zwischen 2 Waben gehängt, am Gerät die Temperatur eingestellt, und dann heizt das Gerät auf die eingestellte, im Video waren es 42 grad, hoch und das macht das Gerät dann für 2 Stunden. Wie gesagt, alle Angaben ohne Gewähr :slight_smile:

Hallo Timo,

preislich betrachtet ist das wirklich ein Schnäppchen … und das nicht nur im Vergleich zum Varroa Controller oder dem Varroa Kill. Als zusätzlichen Vergleich: meine aktuelle Hochrechnung für die geplanten Heiz- und Regelungskomponenten ist aktuell schon bei über 200 Euro.
Die Mitbehandlung der Bienen wäre auch meine bevorzugte Option gewesen, ich konnte aber bisher kein zuverlässiges Verfahren finden.
Ein Teil der Probematik dabei scheint die natürliche Gegenregulierung der Bienen zu sein … sie Versuchen durch Fächeln die Temperatur an der Bienenbrut runterzuregulieren.
Solltest du dir das Gerät zulegen, wäre ich an deiner Erfahrung damit sehr interressiert.

Gruss, Walter.

Hallo Jörg,

Ich denke schon dass diese Imker den Varroa Controller nutzen und ich glaube auch dass er funktioniert … ansonsten wäre ich gar nicht auf dem Trip mir ein Gerät zu bauen dass auf einem ähnlichen Prinzip funktioniert. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht dass Werbeträger eher eine sehr positive Einstellung zu dem Produkt haben dessen Vermarktung sie unterstützen.
Die Frage bezüglich Behandlungsdauer und der Durchmischung der Rähmchen habe ich in der Facebook Gruppe der Freunde der Hyperthermie mit dem Varroacontroller gestellt (die wird vom Hersteller und von einigen der Imker aus dem Video verwaltet) und auch eine Antwort bekommen: die Anwendungsdauer scheint wirklich konstant zu sein (kann man übrigens auch auf den Videos sehen) Die Rähmchengrössen sollte man nicht durchmischen weil dadurch die Luftströmung beinflusst wird was dann wiederum Einfluss auf die gleichmässige Wärme- und Feuchtigkeits-Verteilung hätte.
Meine Schlussfolgerung: anscheinend sind die 2 Stunden Behandlung ausreichend obwohl ein Teil dieser Zeit für die Erwärmung der Brut von 35 auf 41 Grad gebraucht wird. Das hilft mir schon weiter.

Gruss, Walter.

„Imkerlich und preislich“ würde ich das auch so sehen.
Wie schaut es aber aus bei den Kriterien „bienengemäß“ und wesensgemäß"?
Mich würde eine Diskussion zu der Frage der - für die Bienen - schonendsten und wesensgemäßesten Varroabehandlung interessieren.
Wie schaut es aus mit den vielen verschiedenen Behandlungsmethoden?
Aus wissenschaftlicher und auch aus wesensgemäßer Sicht.
Ich habe oft den Eindruck, dass sich die jeweilige Behandlungsart „schöngeredet“ wird.
Vielleicht könnten die Admins dazu mal eine Diskussion/Thema eröffnen?

Rolf

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Warum die Admins? Das kannst du doch auch :man_shrugging:t3: Mich würde das auch interessieren, wollte das Fass hier aber nicht aufmachen …

Entweder-oder
Gefallen tut es den Viecherln nicht. Am Ende, wenn wieder aufgemacht wird, kommt ein Groß raus und macht den Bart für lange Weile.

Wärmebehandlung mit Bienen ist nicht so toll. Wie erwähnt, damit die Wärme in die Brut wirkt: Brutwaben bienenfrei entnehmen, z.B. in beigestellter Kiste wärmebehandeln und wieder zurück.

Die Kiste muss abgedichtet sein, mit Aufsatz für Gerät, wiederum abgedichtet und ausreichend gedämmt. Stromanschluss wird benötigt. All das hat man sich vorzubereiten und zu bauen, ansonsten wirds immens zeitaufwendig, wenn das alles für jeden Durchgang aufs Neue so lala improvisiert wird. Verwendetes Gerät: Varroa Kill II

Trotzdem sehr aufwending hinsichtlich Zeit sowie Handhabung. Ist eine beachtliche Störung, andererseits reicht eine Behandlung für die gesamte Brut, zumindest sollte. Was mit den auf den Bienen aufsitzenden Varroen geschieht, ist so noch offen bzw. belässt mans dabei wie ist, aufsitzend.

Sehe es mehr als eine Alternative, Notfallbehandlung, wenn Hut brennt womit später noch Honig entnommen werden kann.

Beobachtungsmäßig (visuell wie horchtechnisch), sowie auch von der Handhabe, kommt mir die Behandlung mit dem Varrox Eddy am einfachsten und wenigsten störend für die Behandelten vor. Aber: Bin kein Insekt um dies beurteilen zu können; und nicht in Deutschland wohnhaft.

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