Aus welchem Grund soll es eine Einraumbeute sein?

Die Einraumbeute ist Diskussionsgegenstand in diesem Forum.
Ich frage mich, warum sich überhaupt jemand eine Einraumbeute zulegt. Was ist da nur die Sinnhaftigkeit (oder auch tiefere Sinn)?
Wo ist die Nützlichkeit, wo die Wirtschaftlichkeit.

Vollständig ausgestattete Mellifera-Einraumbeute inkl. 21 Rähmchen, Deckel, Kräuterfirnis zum selber streichen. Die Versandkosten werden zusätzlich zu evtl. weiteren Versandkosten berechnet.

367,50 €

So viel Geld für eine Beute ohne Volk! Schreckt doch ab, oder etwa nicht?

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Hallo bienenflug,
ich habe Einraumbeuten von Holtermann (Rütli-Einraumbeute) . Ich habe die Beuten da Sie rückenschonender sind. Man hat alles auf eine Ebene und muss keine Honigzargen herunter heben um ins Volk zu sehen. Die Völker haben größere Brutflächen als in normalen Beutenzargen.

In diesem Video von Mellifera e.V. erklärt Norbert Poeplau von der Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle die Eigenschaften der Einraumbeute:

Mit ihrer großen Hochwabe auf einer Ebene bietet die Einraumbeute dem Bienenvolk optimale Bedingungen für eine natürliche Entwicklung. Gleichzeitig eröffnet die Beute besonders Freizeitimkern eine einfache, rückenschonende Betriebsweise, bei der das Volk jederzeit mit großen Honigvorräten im Brutnest versorgt ist. […]

Die Mellifera-Einraumbeute ist besonders für extensive Betriebsweisen konzipiert, aber auch zur Honigproduktion gemäß Demeter-Richtlinen geeignet.

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Ich habe mir die ERB zu Weihnachten geschenkt und obwohl ich mir den Betrag auch zusammen sparen musste, hat mich der Preis nicht abgeschreckt. Ich meine, da steckt doch neben dem Material auch eine Menge Arbeit drin (wir sind heutzutage leider zunehmend Preise gewohnt, die den Herstellern gegenüber oftmals nicht fair, bzw. PreisWERT gestaltet sind - finde ich). Außerdem unterstütze ich gerne die Bingenheimer Werkstätten (auch da steckt ein Sinn dahinter - Mellifera vergibt die Herstellung sicher ganz bewusst an derartige Werkstätten) und natürlich unterstütze ich auch die vielfältige Arbeit von Mellifera selbst. Weil ich selbst viel handarbeite, weiß ich eigentlich ganz gut um den Wert der Dinge. Und was die Sinnhaftigkeit betrifft - ich denke, Norbert erklärt das in etlichen YT-Videos sehr anschaulich:

https://www.youtube.com/watch?v=67v8XtvjtmM

https://www.youtube.com/watch?v=roi0InCFB98

Natürlich ist die Wahl einer Beutenform eine individuelle Sache - es ist doch gut, wenn sich jeder das aussuchen kann, was zu einem passt und was einem am Herzen liegt

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Auch bei der Einraumbeute kann man beim Selbstbau viel Geld sparen:

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Hallo BF,

man muss ja zwei Dinge trennen:

  1. Preis der Beute. Die ERB wird ja von verschiedenen Herstellern (Mellifera, Janisch, Fribin, Holtermann,…) angeboten. Insgesamt ist die Beute relativ selten und deshalb etwas teurer. Mellifera ist da preislich am oberen Ende, auch weil ein sozialer Gedanke dahinter steht und viel Zubehör inklusive ist. Sehr preiswert ist hingegen der Selbstbau, wie EMK richtig verlinkt hat. Den Preis kann man also gestalten. Am Ende ist die ERB, wie alle Beuten, nur eine Holzkiste. Wichtiger als die Beute ist aber Punkt 2, die Betriebsweise.

  2. Die Betriebsweise. Naturwabenbau auf großen Hochwaben, gute Blick ins Volk, kein Absperrgitter, gute Futterversorgung zu jeder Jahreszeit, ungeteiltes Brutnest, imkern mit dem Schwarmtrieb und das alles rückenschonend. Die Betriebsweise hat viele Vorteile und macht Freude. Dafür ist der Honigertrag relativ gering und die Wanderfähigkeit eingeschränkt.

Mir scheint die ERB und die dazugehörige Betriebsweise für Hobbyimker mit festem Stand und wenigen Völkern sehr gut geeignet. Verhehlen möchte ich aber auch nicht, dass man auch in anderen Beuten vieles des o.g. umsetzen könnte. Da man sich aber zu irgendeinem Zeitpunkt mal für etwas entscheiden muss, ist die ERB sicher eine gute Wahl.

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Ich sehe es ähnlich wie @Salome. Zugegebermaßen sind meine (Er-) Kenntnisse, was das Imkern angeht, bislang nur theoretischer Natur. Ich beschäftige mich aber seit Anfang 2019 sehr intensiv mit der Materie und hatte schon recht bald mit der ERB von Mellifera geliebäugelt, weil mir die Ansätze gefielen. @MasterTom hat sie ja oben schon weiter ausgeführt.

Endgültig habe ich mich bestärkt gefühlt, als ich vor kurzem diesen, wie ich finde, tollen kostenfreien Onlinekurs für naturnahe Bienenhaltung (beeMOOC) absolviert hatte:


In den verschiedenen Videos kommt der bereits genannte Norbert Poeplau mehrfach zu Wort, dessen unaufgeregte Art ich mag und der auf mich einen kompetenten Eindruck macht.

Ich habe mir jetzt zwei dieser Einraumbeuten bestellt (übrigens auch als Geschenk an mich zu einem bevorstehenden runden Geburtstag :wink:), weil mich (als Noch-Laie) das Konzept überzeugt und die Betriebsweise dem sehr nahe kommt, was ich mir für mich als zukünftigen Hobbyimker vorstelle. Ja, der Preis ist ziemlich hoch, aber wie @Salome glaube ich, dass die ERB mit ihrer Ausstattung den Preis in der Tat wert ist. Auch die Tatsache, dass durch den Kauf nicht nur Mellifera e.V. an sich, sondern auch ein soziales Projekt unterstützt wird, weil die Beuten von der bereits erwähnten Lebensgemeinschaft Bingenheim herstellt werden.

Ein Manko ist aus meiner Sicht die noch die relativ spärliche Information, die man zur (Mellifera-) Einraumbeute findet. Aber da gibt es ja schon sehr positive hilfreiche Ansätze wie

  • @MasterTom s Erfahrungen mit dieser Beute, in dessen Thread auch noch weitere Menschen ihre Erfahrungen teilen,
  • das hoffentlich bald erscheinende Buch „Imkern mit der Einraumbeute“ von Johannes Wirz und Norbert Poeplau,
  • vereinzelte Informationen in diversen Blogs
  • und nicht zuletzt dieses Forum, wo der Austausch gerade erst beginnt. :smile:

Da habe ich mir so einiges aus unterschiedlichsten Ecken zusammen getragen und daraus mein eigenes Imker-Wiki erstellt.

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Noch möchte ich für mich kein Resümee aus den vorausgehenden Beiträgen ziehen.
Dazu ist es mir noch zu früh.
Ich selbst betreibe derzeit 6 unterschiedliche Beutenformen im Naturbau. Die Einraumbeute
ist nicht dabei und auch nicht die für Demeter-Imker gebräuchlichste Beute.
Von diesen 6 Beuten ist für mich die monetär teuerste Beute - ratet mal: Die Bienenkiste!
Ich rede nur von der Beute, Zubehör lasse ich außen vor.
Die Kosten für eine Bienenkiste fallen bei mir nur für Verschlüsse, Schrauben und Leim an.

Die Kosten für eine Einraumbeute wären für mich persönlich noch geringer als für Verschlüsse, Schrauben und Leim einer Bienenkiste.

Wie läuft bei der Einraumbeute die Honigernte ab. Werden die Waben geschleudert oder
gepresst?

Die Honigernte wird hier erklärt:

Man schleudert. Wie viele Ernten pro Jahr anstehen, hängt vom örtlichen Trachtangebot ab. Einmal im Jahr zu ernten ist oft nicht ausreichend, es können auch 2 oder 3 Ernten sein. Bei mir sind es 2 (Obst/Raps und Linde).

@EmmBee
Danke für den Link. Hab mir den Bericht durchgelesen. Auch Mellifera sagt, es wird geschleudert.
@MasterTom
Danke für deine Antwort.
Welche Schleuder benötigt man für diese großen Waben?

das würde mich auch interessieren! Ich hab mal gelesen, dass sich welche eignen, mit denen man auch Dadant-Waben schleudert?!

Das Rähmchenformat ist ja Dadant in Hochformat.

Die Schleuderkörbe müssen so groß sein, dass sie Dadant aufnehmen können. Da gibt es im Handel einige Modelle, das ist nichts außer gewöhnliches. Das beste ist, wenn man das Leerrähmchen mit zum Schleuderkauf nimmt und mal probiert. Dabei sollte man daran denken, dass man die Waben kopfüber schleudert (da ist der Schwerpunkt besser und die Schleuder hüpft nicht so). Ich habe z.B. eine 4 Wabenschleuder mit Handkurbel. Das ist für eine kleine Imkerei bis vielleicht 5 Völker ausreichend.

Es muss demnach eine Schleuder sein, deren Korb zur Aufnahme von Dadant-Waben geeignet ist.
Einen interessanten Testbericht möchte ich zum Thema Honigschleudern beitragen. Darin werden unterschiedliche Schleudern in einem guten Überblick beschrieben. Auf die Wabengröße wird nicht eingegangen. Beim Kauf einer Schleuder ist das Wabenmaß zu beachten.

Bloed ist nur, wenn man bereits eine Schleuder besitzt, die aber beim Wechsel auf Einraumbeute nicht das nötige Maß hat. Alternativen wären der Verzicht auf Einraumbeute oder Kauf einer zusätzlichen zweiten Schleuder mit dem richtigen Maẞ.

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Naja, was man so „Test“ nennt. Es muss einem bewusst sein, dass eine ordentliche Schleuder nicht für so wenig Geld zu haben ist. Meine hat ca. 500 € gekostet, ist vollkommen aus Edelstahl und bis in jede Ritze gut zu reinigen. Sie hält jetzt 6 Jahre und wird auch noch 60 halten. Man sollte da nicht am falschen Ende sparen und sich jedes mal beim Schleudern ärgern.

Irgendwie ist das aber alles OT. Wir sollten einen Pfad: Schleudern für die ERB aufmachen. Oder?

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Ich finde das Thema Schleudern hier in meinem Faden sehr passend. Die Ausgangsfrage
lautet: Aus welchem Grund soll es eine Einraumbeute sein?

Aufgeführt wurde bislang gute Gründe für und gute Gründe gegen die ERB.

Wie wir sehen, benötigt man zur Honigernte eine Schleuder. Ich danke @Yotino für seinen
Beitrag.

Für den Entscheidungsprozess, ob ich mit der Einraumbeute imkern möchte, gehört meiner
Meinung auch die Klärung der Frage der Volksvermehrung. Wie gut gelingt diese mit der ERB?

Mellifera e.V. beschreibt dazu dies hier, wie die Volksvermehrung gemacht werden kann:

Mit Verlaub, das stimmt so nicht. Keine Beutenform zwingt einem eine Schleuder auf, auch die ERB nicht: mit Schleuder geht die Ernte einfach schneller vonstatten und die Waben bleiben heil. Ansonsten kannst Du auch ohne Schleuder Honig ernten. Ich kenne einige die das auch machen, weil sich für ein Volk die Schleuder nicht lohnt. Waben ausschneiden und zermantschen geht immer.

Auch hier gilt: mach was Du willst. Du kannst in der ERB, wie in jeder Mobilbaubeute, Ableger bilden, Schwärmen lassen, Schwärme vorwegnehmen, … . Die Vermehrung gelingt so gut oder schlecht wie in jeder anderen Kiste bzw. so gut oder schlecht wie sich der Imker eben anstellt.

Es gilt doch ohnehin: dort wo die Tracht stimmt und die Umwelt OK ist, vermehren sich die Bienen in jedem alten Ofenrohr. Die Beutenwahl hat bei all dem nur untergeordnete Bedeutung.

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