Wie löst man ein buckelbrütiges Volk am sinnvollsten auf?

Liebe Edith @efmk,

danke, dass Du dieses Thema aufbringst! :slight_smile: Es hat mich selbst schon einige Wochen beschäftigt und ich war schon drauf und dran, ein ähnliches Thema hier zu starten. Es tut mir leid zu lesen, was mit Deinem Volk passiert ist.

Ich hatte mich vor einigen Wochen leider auch damit auseinandersetzen müssen. In meinem Umfeld hatte auch keine wirklich befriedigenden Antworten gefunden, sofern das überhaupt geht. Das Thema ist und bleibt für mich sehr zwiespältig, auch weil mich die Frage bewegt, inwieweit ein solch endgültiger Eingriff überhaupt wesensgemäß sein kann.

Die Vorgeschichte ist, dass sich eines meiner Völker nahezu totgeschwärmt hatte und danach drohnenbrütig geworden war. Nachdem das Volk auch noch ausgeräubert worden war, war buchstäblich nichts mehr zu retten (Brutwaben aus meinem anderen Volk zu transplantieren kam für mich nicht in Frage).

Wie bereits genannt ist die bewährte Praxis, die Waben ein Stück vom Stand entfernt abzufegen und darauf zu spekulieren, dass sich die Flugbienen woanders einbetteln werden. Das gelingt offenbar nicht grundsätzlich und ist manchmal auch nicht gewünscht. Im alten Mellifera-Netzwerk-Forum gab es bereits ein von @Siegfried erstelltes ähnliches Thema, in dem unterschiedliche weitergehende Möglichkeiten diskutiert wurden (siehe Wie löse ich ein drohnenbrütiges Volk wesensgemäß auf?).

Der Vollständigkeit halber hier die Bandbreite der diskutierten Optionen:

  • nichts tun (= der Natur ihren Lauf lassen),
  • die Bienen abfegen,
  • die Bienen in einem Eimer mit (heißem) Seifenwasser ertränken,
  • die Bienen in einem Behältnis in der Kühltruhe einfrieren,
  • die Bienen mit CO2 ersticken,
  • die Bienen abschwefeln (vor allem bei kranken Völkern angewandt).

Bis auf die ersten beiden Optionen hat mir dies alles nicht behagt. Zunächst hatte ich mich auch fürs Abfegen entschieden.

Abfegen nach Räuberei?

Bei mir hat sich das Abfegen allerdings im Nachhinein als nicht sinnvoll herausgestellt. Das komplett ausgeräuberte Volk hatte vermutlich mangels Honig auch nicht den Honigmagen voll und hat - zumindest in der Masse - nicht versucht, sich im benachbarten Stock einzubetteln. Stattdessen sammelten sich die Bienen immer wieder an der jetzt verschlossenen ERB und bildete daran eine Traube. Auch das Wegstellen der Beute brachte nichts, denn nun hing die Traube am Beutenbock und blieb dort tagelang bei Wind und Wetter hängen.

Jedesmal, wenn ich im Garten bei meinen Bienenvölkern war, hat mir das Herz geblutet. Die Bienen haben sich auch bei Unwettern in der Traube zu schützen versucht. Sogar einige Flugbienen flogen immer wieder aus und kehrten zurück, um offenbar so das Restvolk zu versorgen. Ich bemerkte, dass der Umfang der Traube sehr langsam geringer wurde, und konnte dieses Sterben auf Raten kaum aushalten.

Der Natur ihren Lauf lassen

Immer wieder habe ich dann über die oben genannten Optionen zur „Beschleunigung des Unvermeidlichen“ nachgedacht. Es endete jeweils mit meiner Erkenntnis, dass ich eine „aktive Sterbehilfe“ schlichtweg nicht übers Herz bringe.

Nach verschiedenen Gesprächen u.a. auch mit Norbert @Naturbauimker habe ich mich schließlich dazu entschlossen, Norberts Rat zu folgen und der Natur ihren Lauf zu lassen, also nicht weiter einzugreifen. Es war natürlich weiterhin nicht einfach für mich, die schwindende Traube jeden Tag zu sehen. Irgendwann war die Traube verschwunden, aber der klägliche Rest hatte sich jetzt in den Zwischenraum zwischen Zinkdeckel und Dämmplatte zurückgezogen. Ich konnte dann wenigstens ein bisschen loslassen und mich wieder mehr an meinem anderen Volk erfreuen. Erst nach über 3 (!) Wochen nach der Auflösung war dann schließlich jegliche Biene verschwunden.

Für mich war das insgesamt ein langwieriger und vor allem schmerzvoller Prozess, an dessen Ende der unausweichliche Tod meines Bienenvolks stand. Zum allerersten Mal hatte ich ein Volk verloren. Dass das irgendwann einmal passieren würde, war mir schon bewusst, aber dennoch hatte ich mit nicht so etwas „mitten in der Bienensaison“ gerechnet. Diese Erfahrung habe ich nun gemacht.

Falls ich noch einmal vor der Frage stehen sollte, wie ich mit einem bereits ausgeräuberten buckelbrütigen Volk umgehen sollte, dann würde ich das Volk nicht mehr auflösen, sondern gleich der Natur ihren Lauf lassen.

Liebe Edith @efmk, ich hoffe, dass meine Ausführungen Dir aund anderen vielleicht noch nützlich sein können, auch wenn Deine Ausgangsfrage jetzt schon fast 2 Wochen her ist. Leider konnte ich nicht früher reagieren.

Liebe Grüße,
Michael