Warum Drohnenbrut vermeiden?

Ich möchte gerne einmal dieser Fragestellung nachgehen, zu der mich Hartmuth @Naturfreund in einem anderen Thema anregte:

Inwiefern ist das ein Problem, weshalb man es vermeiden sollte? Die Bienen scheinen es ja für richtig und angebracht zu halten, den bisher noch freien Raum zur Aufzucht von Drohnen zu nutzen.

Wird das vielleicht auch durch die Sichtweise

Drohnen = unproduktive, unnütze Esser => weniger Honig => Problem

befördert, die sich wie ein roter Faden durch manche Imkerkurse und Lehrbücher zieht?

Ich habe selbst auch ein sehr „drohnenlastiges“ Volk in einer Einraumbeute. Am vergangenen Wochenende hatte ich mal eine Durchsicht zusammen mit einer erfahren(er)en Imkerin gemacht. Obwohl (oder weil?) das Volk weiterhin relativ viel Drohnenbrut hat, macht mein Volk auf insgesamt 20 Rähmchen einen sehr runden, vitalen Eindruck! Übrigens fanden wir die Drohnenzellen tatsächlich überwiegend auf Rähmchen des vergangenen Jahres.

Daher meine wahrscheinlich rhetorisch klingende Frage, aber es interessiert mich sehr:
Welche Notwendigkeit gibt es, Drohnenbrut mit Hilfe imkerlicher Steuerung zu vermeiden?

Fragt
Michael

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Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es bei dieser Empfehlung nicht darum Drohnenbrut generell zu vermeiden, sondern das Ziel ist, diese nicht auf allen Rähmchen zu haben.

Ich glaube mich zu erinnern, daß im Buch „Imkern mit der Einraumbeute“ eine Begründung für diese Vorgangsweise enthalten ist, muss aber nochmals nachlesen.

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Drohnenbrutentnahme soll die Varroalast senken. Darüber hinaus gibt es eigentlich keinen sinnvollen Grund Drohnen irgendwie zu „lenken“.

Ich lasse die Völker einfach machen. Alle erbrüten unterschiedlich viele Drohnen. Sie werden wissen warum.

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Also im Buch steht Folgendes (Zitat):

„Sind die Waben nicht ganz ausgebaut, wird der Rest des Rähmchen im folgenden Jahr mit Drohnenzellen gefüllt. Für spätere Betreungsmaßnahmen ist es vorteilhafter, wenn Waben entweder überwiegend Arbeiterinnen- oder Drohnenbau enthalten.“

Eine weitere Begründung ist nicht enthalten, aber es wäre nett, wenn uns einer der Autoren, beispielsweise Norbert Poeplau @Naturbauimker die Hintergründe noch genauer erklären könnte.

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Drohnenbrut, bzw. das Entfernen der Selbigen, hilft gegen Varroa. Drohnen brauchen ja 24 Tage zum schlüpfen, statt der üblichen 21. D.h. die Varroamilbe hat mehr Zeit sich zu vermehren und bevorzugt deshalb die Drohnenbrut. Wenn man nun verdeckelte Drohnenbrut entfernt, nimmt man die Varroen mit und entlastet somit das Volk. Durch die exponentielle Vermehrung hilft es bereits wenn man am Anfang ein paar wenige Varroen los wird um später die Belastung zu senken.

Das Ganze funktioniert aber nur sinnvoll, wenn man die ganze Drohnenbrut an einer Stelle hat. Wenn man mit Mittelwänden arbeitet, kann man das steuern in dem man ein Rähmchen ohne Mittelwand gibt. Auf den MIttelwänden können die Bienen nur Arbeiterinnenbrut anlegen, weil die Prägung der Mittelwand das so vorgibt - also nutzen sie das das leere Rähmchen für Drohnen.

Bei Naturbauwaben kann man die Drohnenbrut nicht so gut entfernen, weil man überall im Brutnest Teile der Waben raus schneiden müsste.

Drohnenbrut entfernen ist allerdings auch kein Wundermittel gegen die Varroa - es geht auch ohne - man hat also keine direkten Nachteile wenn man den Bienen ihre Männer lässt.

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Vielleicht hängt es damit zusammen:

Büchler R. (1996): Erzeugung von Naturbau und mögliche Auswirkungen auf die Volksentwicklung, ADIZ 30, 20-2 bzw. die Biene 2/1996 S. 20 ff , hier S. 22 „Mit durchschnittlich 7023 Varroamilben waren die Naturbauvölker stärker befallen als die Kontrollvölker … mit 2219 Milben“ = hoch signifikant.

… „diese Zahlen belegen im Umkehrschluß, welche Bedeutung dem Ausscheiden verdeckelter Drohnenbrut … zukommt“

Ich glaube das ist schon alles klar und ich glaube das Drohnenschneiden müssen wir hier auch nicht diskutieren. Die Frage ist ja, ob man die Drohnenbrut komplett einschränken sollte, wenn man eh nicht schneidet?!
Ich bin ja grundsätzlich der Meinung, wenn es den Bienen nicht offensichtlich schadet, würde ich sie machen lassen. Denn wofür es letztendlich gut ist, wissen wir ja manchmal gar nicht.

Wenn das so wäre, könnte man ja nur Mittelwände geben und es würde keine Drohnenbrut geben … ich glaube da sind die Bienen doch auch einfallsreich bzw. bastelbegabt, dass da doch auch Drohnenwaben hingezimmert werden :stuck_out_tongue_winking_eye:

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Wenn keine Möglichkeit zum Drohnenbau besteht dann formen sie auch Teile von Mittelwänden zu Drohenenbau um. Auserdem gibt es immer genügend Ecken an denen sie Drohenenbau errichten können. Und wenn es nur eine Reihe Drohnenzellen unten am Rähnmchen ist.
Es ist nicht möglich Drohnenbrut zu verhindern. Warum denn auch??

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Zu dem Thema Drohnenbrut, gibt es, oder zumindest gab es, einiges an Theorien.

Z.B. Drohnenbrut, soll angeblich die Krankheiten auf sich ziehen.

Ein „gesundes“ Volk, legt etwa 5-10 % Drohnenbrut an. Bei einem „kranken“ Volk, kann es auch mal über 20% sein.

Bei meinen Völkern, ist es eigentlich so, dass sie zuweilen Drohnenbrut ausräumen. Erst wenn die Bienen, auch Arbeiterinnenbrut ausräumen, läuten bei mir die Alarmglocken.

Aber klar. Alles unbehandelte Völker, wo auch in gewisser Weise ein jedes auf seine Art und Weise, mit der Milbe klarkommen.

Mir war aber noch nie aufgefallen, dass diejenigen Völker, wo recht viel Drohnenbrut pflegen, eher als ein „Problemvolk“ eingeteilt werden mussten.

Ein lenken der Völker, zu etwas weniger Drohnenbrut (nur Drohnenzellen, heisst ja nicht zwingend auch Drohnenbrut) kann man zwar tun. Jedoch habe ich Zweifel daran, dass dies etwas bringen würde.

Lg Sulz.

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Ich mache das nicht - ich!
Manche Video’s zeigen das Drohnenschneiden und dann werden nur wenig Varroa’s in der Drohnenbrut gefunden.
Einige sagen, man soll die erste Drohnenbrut nicht schneiden, da sind nur wenige Drohnen drinnen.
Es wird auch gesagt, wenn Drohnenbrut geschnitten wird, gehen die Varroa’s alle in die Arbeiterinnenbrut.
Man sollte sich eigene Gedanken dazu machen.
Beobachten, erkennen und dann eine Entscheidung treffen .
Nach der Entscheidung wieder beobachten, erkennen und dann wieder entscheiden …

Alles Gute vom Rolf

Bevor das Thema zu weit abdriftet: Meine Frage ist

Warum Drohnenbrut vermeiden?

und nicht: „Warum Drohnenbrut schneiden?:pray:

Drohnenbrut schneiden will und werde ich auch nicht. Stichwort „Integrität des Brutnestes“.

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Ich denke, dass die „Wesensgemäßen“ Drohnenbrut nicht vermeiden wollen.
Ebenso dürfen sich deren Völker über den Schwarmtrieb vermehren und die Waben selbst bauen.

Das einzige Problem ist, daß es bis Dato keine wesensgemäße Behandlung gegen die Varroamilbe gibt, nachdem auch die Milbe für die Apis Mellifera nicht wesensgemäß ist.

Alle diesbezüglichen Eingriffe der Imker sind meiner Ansicht nach nicht wesensgemäß und stellen Kompromisse zwischen Nutzen und Schaden dar.

Die aktuellen Alternativen zu chemischen Verfahren wie Brutentnahme, Bannwabenverfahren und auch Hyperthermie betreffen aus den bekannten Gründen speziell auch die Drohnenbrut.

Eine generell „beste Methode“ wäre schön, ich bin aber nicht sehr zuversichtlich, daß eine solche schon bald gefunden wird.

Meine Vermutung ist, es geht weder um das Schneiden noch um das Vermeiden der Drohnenbrut.
Sondern es geht um eine günstige Anordnung im Brutnest und Bearbeitbarkeit.
Naturgemäß ist Drohnenbrut am Rand des Brutnestes. Die Drohnen brauchen niedrigere Temperaturen und brauchen weniger Schutz.
Zieht ein Schwarm ein werden zuerst Arbeiterinnenzellen gebaut. Dann im zweiten Jahr besteht ja schon ein kompaktes (Arbeiterinnen)Brutnest und nun können Drohnenzellen noch an den Rand gebaut werden.
Ich habe das Gefühl, dass ein Durcheinander von Drohnenzellen und Arbeiterinnenzellen für mehr Chaos in meinen Völkern sorgt. Deshalb versuche ich behutsam die Waben mit den meisten Drohnenzellen an der Schiedseite zu halten (z.B. das erste Rähmchen beim Erweitern im Frühjahr kommt auf die Schiedseite).
Ist aber nur eine Therorie von mir.

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Eigentlich geht es doch um ein „Zusammenleben“ von Honigbienen und Varroa.

Alles Gute vom Rolf

Zur Drohnenbrut. Es gibt gute Gründe Drohnenbrut zu entnehmen und gute Gründe, Drohnenbrut im Volk schlüpfen zu lassen.

Zum Zitat im ERB Buch: Nur bei Waben die großflächig Arbeiterinnen- oder auch großflächig Drohnenzellen enthalten, kann der Imker meiner Meinung nach in eigener Betriebsweise entscheiden ob er die Wabe mit verdeckelter Drohnenbrut zur Reduzierung des Milbendrucks herausnimmt oder nicht.

Ich pers. entnehme niemals Waben wo verdeckelte Drohnen- und Arbeiterinnenbrut vorhanden sind. Eine Wabe mit großflächig verdeckelter Drohnenbrut entnehme ich, um bei dem Volk ab Frühjahr den Milbendruck zu reduzieren. Das erlebe ich als einen Kompromiss.

Anders handhabe ich es bei Leerwaben mit Naturbau, die z.B. am Ende des Winters oder als ausgeschleuderte Honigwaben in die Imkerei aus den Völkern zurück kommen. Hier schneide ich schon einmal einen breiten Drohnenbaustreifen aus wenn darüber Arbeiterinnenbau vorhanden ist. Danach hänge ich das ausgeschnittene Rähmchen wie ein Rähmchen mit einem schmalen Mittelwand Ansatzstreifen, also einem Leerrähmchen, einem Volk wieder ein. Nur das an Stelle des schmalen Ansatzstreifens jetzt an einer breiten, ausgebauten Arbeiterinnenwabe unten wieder neues Wabenwerk angebaut werden kann.

Ich spreche mich grundsätzlich gegen die Entnahme von Drohnenbrut aus, um diese dann als Insekten Food zu vermarkten. Solche Tendenzen sind gerade stark im Kommen.

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Ich denke das ist ein guter Ansatz und du kannst dann bei der Honigentnahme oder wenn du den Honig als Winterfutter im Volk belassen willst nach dem Winter entscheiden, ob das jeweilige leere Rähmchen je nach Drohnenbrutfläche im Wachsschmelzer oder wieder im Bienenvolk landet.

Im Brutnestbereich sind die Waben dann ja schnell im Bienenvolk wieder mit Brut in Gebrauch.

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Dankeschön, lieber Norbert @Naturbauimker, für Deine ausführliche Antwort! :pray: Für mich ist damit meine Ausgangsfrage geklärt und ich habe nebenher von Dir sogar noch praktische Anregungen für meine eigene Betriebsweise erhalten! :slight_smile:

Liebe Grüße,
Michael

Dies heisst für mich, dass man die Drohnenbrut lenken sollte.
Eine Wabe voll Drohnenbrut, ist mit Naturbau, eigentlich genauso einfach zu erreichen, wie eine Wabe voll Arbeiterinnenbrut.

Für mich, stellt sich da nur die Frage, ob man bei wesensgemäss, lenkend in den Wabenbau eingreiffen sollte?..Ich möchte ja etwas über die wesensgemässe Bienenhaltung lernen.

Gemäss dem Wesen der Honigbiene, ist es schon mal sicher nicht.

Lg Sulz.

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Das man Dohnenbrut lenken sollte, steht da gerade nicht. Da steht, dass der Imker selbst entscheiden kann, ob er großflächige Dohnenbrut entnimmt oder nicht.

Das ist zum Glück hier alles kein Dogma und es gibt Gründe Für und Wider.

Ich spare mir jedes Drohnenlenktamtam. Es mag aber andernorts gute Gründe geben, dass anders zu machen.

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Ein Dogma, brauche auch ich nicht. Jedoch könnte eine „Leitlinie“ für die Beginner in der wesensgemässen Bienenhaltung, eine Hilfe sein.

Wenn ich mich nach dem Wesen der Honigbiene richte, dann kann ich auch Mittelwände verwenden. Für einen Bienenschwarm, ist Wachs auch nicht mehr, als nur Baumaterial.
Erst wenn sich der Bien eingerichtet hat, wird der Wabenbau zum Körper des Biens. Und auch da, bleibt nichts „in Stein gemeisselt“, weil die Bienen den Wabenbau an die momentanen Bedürfnissen anpassen. Also die Waben entsprechend umbauen.

Es ist also nicht die Frage, ob ein Imker grossflächige Drohnenbrut entnimmt, oder eben nicht. Sondern wohl eher die Frage, ob man die Völker so führen sollte, dass es zu einer grossflächigen Drohnenbrut kommt. Im Gegenzug, könnte man sich auch die Frage stellen, ob man die Völker auch so zu führen, dass es zu einer Verteilung der Drohnenbrut, auf allen Waben kommt.

Meine grundsätzliche Frage, war in dem anderen Thema:
Warum gibt man einem Schwarm, nicht gleich den Raum, auf dem man überwintern möchte?

Lg Sulz.

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