Warré: Anfressen des Jutetuchs / Leintuchs verhindern?

Liebe Warréaner,

inzwischen freue ich mich (nicht immer, aber immer öfter), wenn ich feststellen darf, dass meine Bienen die einschlägigen Lehrbücher nicht gelesen haben und etwas machen, das dort nicht so oder ganz anders drin steht. :wink: Jetzt gerade passiert mir so etwas wieder mit dem Jutetuch in meiner Warré-Beute. Im Standardwerk „Bienenhaltung für alle“ (und an zig anderen Stellen) heißt es:

Um zu verhindern, dass die Bienen Fäden aus dem Tuch auszupfen, benetzt man es mit Mehlkleister.

(Quelle: Bienenhaltung für Alle, Zwölfte Auflage, ins Deutsche übertragen von Mandy Fritzsche)

Den stellt man aus (Roggen-) Mehl und Wasser her. Die Mischung wird unter Rühren gekocht, bis sich ein homogener, abgebundener Brei entwickelt, mit dem man dann das Tuch benetzt. Soweit die Theorie.

Gut, ich musste ja unbedingt meine eigenen Erfahrungen machen, obwohl @Cupido hier bereits schrieb:

Ich stellte den Kleister also wie in der Anleitung her und produzierte damit ein paar Tücher. Den „Erfolg“ konnte ich heute bestaunen:

Das Tuch ist noch keine ganze Woche drin!

(Zuvor hatte ich übrigens noch einen anderen Tipp eines erfahrenen Warré-Imkers ausprobiert. Dabei solle ich das Jutetuch mit einem Propolis-Wasser-Gemisch tränken und vor dem Einsatz trocknen lassen. Das Ergebnis: Die Bienen freuten sich offenbar über das jetzt noch leckerere Tuch. Es funktioniert also genauso wenig!)

Ich würde das Ganze noch entspannter sehen, wenn nicht auf dem Jutetuch die Kissenzarge stünde, die ja ebenfalls mit einem Jutetuch beginnt. Ich würde gerne verhindern können, dass die Bienen sich im Laufe der Zeit auch ins Kissen vorarbeiten.

Jetzt meine Frage: Was tut Ihr gegen das Anfressen des Tuchs? Oder ist es vielmehr so, dass das Jutetuch wie „Verbrauchsmaterial“ zu sehen und regelmäßig zu ersetzen ist? Gibt es eine Art „dauerhafte“ Lösung, also etwas, das vielleicht 1 Jahr oder länger hält?

Vielen Dank und liebe Grüße,
Michael

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Hi Michael @EmmBee,

ich habe ein Leinentuch genommen und mit Weizenmehlkleister (mangels Roggenmehl) behandelt.
In dem Buch von Warre steht aber auch „Oben auf die oberste Zarge legen wir ein einfaches Stück Leinwand…“ Ich gehe davon aus das dort auch Leinen gemeint ist.

Das Tuch ist nun schon mehrere Wochen im Einsatz und hat nur ein kleines Loch.

Denke das Tuch kann man als „Verbrauchsmaterial“ verbuchen.
Ich habe auch schon zwei Tücher als Reserve eingelagert :slight_smile:

Viele Grüße

Ralf

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Ja, Ralf @Schiggi, das stimmt. :slight_smile:

Den Eindruck habe ich auch. Im gleichen Abschnitt zum Tuch, woraus Du zitiert hast, fand ich dies:

Es ist gut, das Tuch oft zu erneuern, das übrigens auch von Nutzen sein kann, um Teile davon in die Rolle des Schmokers zu legen.

(Quelle: Bienenhaltung für Alle, Zwölfte Auflage, ins Deutsche übertragen von Mandy Fritzsche)

Das mit dem Smoker ist zwar eine Idee, aber nicht wirklich das, was ich bevorzugt hätte. :wink:

Bei meiner Warré-Beute ist es nun so, dass da ein Kreuz aus Rundholzstäben statt der Oberträger drin ist („japanische Warré“), woran die Waben gebaut werden. Dabei werden offenbar auch Waben ans Jutetuch gebaut, weshalb das Tuch nicht so einfach austauschbar wie in der Standard-Warré ist. Diese Erfahrung habe ich nun auch gemacht.

ich nutze an meiner ERB und Strohbeute auch Leinentücher (1x pur ohne alles, 1x mit Propolis-Tinktur) - beim einem Volk ist das Tuch noch völlig intakt, beim anderen gibt es kleinere Löcher. Falls man nicht gleich das ganze Tuch ersetzen möchte, könnte man einfach kleine Leinenstückchen auf die offenen Stellen legen. Die Bienen würden die Flicken bestimmt schnell mit Propolis fixieren.
P.S. das Gewebe meiner Leinentücher ist viel feiner als im Beispiel oben - könnte sein, dass große Lücken schneller entstehen, wenn das Leinen gröber gewebt ist

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Dem schließe ich mich an, aber etwas länger als bei dir, @EmmBee , sollte es schon halten :thinking:
Allerdings meine ich in deinen Bildern zu sehen, dass ich unter »Benetzen« etwas anderes verstanden habe als du: Der Roggenkleister war bei mir eher Pudding und ich habe die Tücher jeweils richtig eingeweicht darin. Es ist eine deutliche, dicke Schicht davon zu sehen :man_shrugging:

Ich habe auch das grobe Gewebe, aber durch den fetten Kleister sehen bei mir die Löcher wirklich angenagt und nicht so aufgeribbelt aus. Von daher mag da was dran sein!

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Hallo nochmal

ich habe vorhin einmal das Tuch fotografiert (musste eh bei den Mädels vorbei )

Es ist seit dem einlogieren am 20. April drauf: der rote Kringel markiert das kleine Loch

(Wegen dem Kabel - Ja - Meine Bienen haben Internet ! ) :stuck_out_tongue_closed_eyes:

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Vielleicht spielt das Material auch eine (kleine) Rolle. Mein Tuch ist aus reinem Leinen, Michael schreibt oben von Jute - diese Fasern sind nicht ganz so fest wie Leinen. Vielleicht kommen einfach mehrere (ungünstige) Faktoren zusammen und die Bienenvölker selbst verhalten sich ja auch noch unterschiedlich

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Da stellt sich mir ja die Frage: Müssen sich alle 40 000 einen Netflix-Account teilen :thinking::stuck_out_tongue_winking_eye::rofl:

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„Pudding“ war’s bei mir auch und ich habe davon eine Schicht aufgetragen, die im Grunde alle Löcher des Jutetuchs verschlossen hat. Ich hatte leider nirgendwo mal detaillierte Anleitungen gefunden, wie man es machen soll. Immer nur das Rezept und sonst nichts.

Meint Ihr, Baumwolle plus Kleister ging auch oder wäre zumindest einen Versuch wert? Sonst müsste ich erst noch ein Leintuch besorgen. :wink:

Meine ganz sicher! Wie geschrieben: Die Lehrbücher kennen sie teilweise wirklich nicht. Es ist immer wieder spannend, wenn ich langjährigen Imkern von meinen Bienen erzähle und dann als Reaktion „Das hab ich so noch nie erlebt!“ bekomme. :crazy_face:

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Also, meine Tücher haben nicht mehr viel tuchartiges, man kann sie quasi in die Ecke stellen, wenn sie getrocknet sind. Ob es so im Sinne des Erfinders ist, weiß ich auch nicht, aber der Fraß hält sich in Grenzen und wie gesagt ribbeln die Löcher nicht auf und sind kantenscharf, wenn sie doch mal dran rumknabbern.

Da war nach meiner Behandlung mit dem Kleister genauso.

Ja, genau das hätte ich ja auch gerne und hatte es auch so erwartet! Zumindest würde ich wenigstens verstehen können, warum die Bienen das Tuch bei mir trotzdem anknabbern, obwohl ich vermeintlich „alles richtig“ mache. Aber vielleicht haben meine Bienen ja ein Termiten-Gen mit drin und ich kann da sowieso nichts machen. :wink:

ich hab keine Ahnung, wie wichtig das Material selbst nun ist. Vielleicht hat Leinen etwas an sich, was den Bienen irgendwie zuträglich ist? Altes Leinen ist z.B. nicht mit irgendwelchen Sachen behandelt, was bei Baumwolle heutzutage sicher der Fall ist (außer du kaufst unbehandelte Baumwolle aus kbA). Albert Muller verwendet auch Leinen (ohne Mehlkleister allerdings). Ich habe immer Leinen im Haus, altes und neues… Du könntest z.B. nach Rolltuch oder Mangeltuch Ausschau halten (in den Kleinanzeigen o.ä.). Das sind meist 2-3 Meter am Stück, manchmal bekommt man diese alten Leinentücher mit etwas Glück relativ günstig. Sag Bescheid, ich kann dir nämlich auch etwas von meinem Leinen abgeben!

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Da ich vorhin gerade mal geguckt habe, hier ein Update von Ophelia:
Bild
Das erste Tuch seit einem Jahr und ich kann mich nicht erinnern und Notizen habe ich auch nicht, aber der Feudel sieht mir komplett unbehandelt aus. Trotzdem rein gar nicht angenagt :man_shrugging:t3:

Danke sehr für Dein Update, Tobias @Cupido! :slight_smile:

Nun, mittlerweile habe ich ja alle Varianten mit genau so einem Jutetuch durch:

  • unbehandelt
  • mit Propolislösung-Wassergemisch getränkt und getrocknet
  • nach Émile Warré mit Mehlkleister-„Pudding“ benetzt und getrocknet

Und alle 3 Varianten wurden in kürzester Zeit vom gleichen Volk angenagt…! :thinking: (Gefüttert hatte ich es auch - daran liegt’s nicht :wink: ) Derzeit habe ich noch ein zweites Tuch mit darauf und beobachte. Sobald die Bienen auch da durch kommen (und die Bespannung des Kissens gefährden) sollten, kommt folgender Plan B zum Zug:

Lieben Dank für Dein Angebot, Michèle @Salome! :pray:t2: Ich versuch’s jetzt mal mit altem Leinen, das ich günstig erstehen konnte. Das hat ja nicht wie die Jute solche Löcher von Natur aus. Ich würde es dann erstmal ohne jegliche Behandlung versuchen und bin gespannt!

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Ich lege ein lebensmittelechtes Kunststoffgewebe auf.
Die Bienen können das propolisieren wie sie wollen.
Wenn ich will kann ich das auch mal ernten.
Obendrauf kommt noch ein Tuch zum erstmal „Abdunkeln“.

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Ich habe mich bei meinen übrigen Völkern an meiner Mellifera-ERB orientiert.
Ein einfaches Baumwolltuch in flüssigen Bienenwachs getränkt. Das kurz und zügig an beiden Seiten aufgehangen und schon hatte ich ein Wachstuch. Dieses schnuppert wunderbar nach Wachs/Honig. Ich als Biene würde mich darunter sehr wohl fühlen.
Angenagt wird da nichts. Sie schmieren es etwas mit Propolis ein aber das ist kein Problem. Zudem hat es noch ein gewisses Gewicht so das es nicht bei jedem Lüftchen auffliegt. Vielleicht wäre das was für euch. :wink:

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Gesagt, getan!

Hier liegt ja ein „frisches“ unbehandeltes Jutetuch von letzter Woche auf einem mit Mehlkleister behandelten Jutetuch. Man sieht da unten halb links schon wieder etwas durch (siehe dunklere Stelle):

Und da drunter geht es lustig weiter:

Mjam, lecker Jute mit Mehlkleister! :yum:

Jetzt habe ich das zernagte Jutetuch dort belassen und das oberste Jutetuch durch ein (unbehandeltes) Leintuch ersetzt:

Mal schauen, wie lange das halten wird! :pray:t2: Eins habe ich noch in Reserve. :wink:

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vielleicht hast du auch einfach Nagetiere :chipmunk:

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Apis Mellifera Rodentia :rofl:

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Bei mir liegen entweder alte Tischdecken oder Geschirrhandtücher drauf: unbehandelt und doppelt. Unten klebt alles voller Propolis, durchgenagt wurde glücklicherweise noch nichts.

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