Trommelschwarm ohne Schwarmstimmung

Liebe MitimkerInnen,

…vor der Frage erstmal einmal meine Kurzvorstellung - von 2013 bis 2015 war ich - auch in diesem Forum - BiKi-mäßig unterwegs und bin dann auf die Einraumbeute umgesattelt, die ich bis heute mit Erfolg „fahre“. Ich wohne im Bergischen Land auf einem Flecken Land, der in Mais- und Weihnachtsbaumanbau und Fleischwirtschaft sehr produktiv ist, was den Bewohnern der Bienenkiste regelmäßig nicht bekommen ist.

Nun habe ich eine Frage. Ich möchte wieder weg von vorgeprägten Mittelwänden, hin zum Naturbau, und habe dieses Jahr kein einziges Volk in Schwarmstimmung. Da ich inzwischen zuviel altes Wabenmaterial habe und mich auch immer schwer mit dem Auffinden der Königin für eine Vorwegnahme tue, möchte ich jetzt im Juni einen Trommelschwarm bilden mit passender Schwarmkiste, die auf die ERB gesetzt wird.

Die Idee:

  1. Der Schwarm mit einjähriger Königin soll Naturwaben bauen;
  2. die verbleibenden Damen weiseln nach - Brut und Futter ist reichlich da, aber keine Weiselzellen.
  3. Bei der nachfolgenden Honigernte ist es etwas ruhiger im Stock.
  4. Es könnte ein Konzept regelmäßiger Bauerneuerung und Varroakontrolle werden, wenn Umgebung und Arbeitszeit nicht zur freien Schwarmentscheidung der Bienen passen.

Bei einem erfolgreich verlaufenen Trommelschwarm eines BiKi-Kollegen war ich dabei, allerdings war sein Volk in Schwarmstimmung mit reichlich Könniginnenzellen.

Meine Fragen:
Hat jemand Erfahrungen damit? Kann ein Trommelschwarm (oder Vowegnahme) ohne Schwarmstimmung funktionieren, und wie ist dann das Bauverhalten?

Ich würde mich freuen, wenn der ein oder andere etwas dazu weiß.
Danke in die Runde, Daniel

Hallo Daniel,
ich würde bis nächstes Jahr warten zur Schwarmsaison und dann abtrommeln. Mitte Juni scheint mir zu spät für ausreichend Naturwabenbau in diesem Jahr.
Gruß
Markus

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Hallo Daniel,
abtrommeln funktioniert nur mit Schwarmstimmung!

Nachdem wir im letzten Jahr den Honigraum verschlossen und dadurch die Schwarmstimmung provoziert wurde, konnten wir einen Schwarm durch Abtrommeln vorwegnehmen. Hat gut funktioniert.

Dieses Jahr wollten wir auch zwecks Bauerneuerung abtrommeln, aber ohne HR-Verschluß, und es tat sich gar nichts - die Bienen blieben stur auf ihren Waben sitzen. Also wie Markus sagt - warten bis zum nächsten Jahr.
Viele Grüße
Petra

Nein !
Warum???
Abtrommeln funktioniert ohne Schwarmstimmung!

Jetzt mal ehrlich, wollt ihr auf den Waben mit Weiselzellen herumtrommeln und die Gefahr eingehen, dass die Larven der zukünftigen Königinnen vom Futtersaft abrutschen und eingehen???

Ich habe schon im Juli abgetrommelt und anschließend den Trommelschwarm wie einen Naturschwarm behandelt, auch direkt in eine direkt daneben stehende Beute eingeschlagen, funktionierte ohne Probleme.
Alles nachzulesen auf meiner alten Stockkarte inklusive Erfahrungsbericht von bf.

https://forum.mellifera-netzwerk.de/forum/thread/3083/bk-in-beilstein---bw?page=5#dis-post-28297
https://forum.mellifera-netzwerk.de/forum/thread/3083/bk-in-beilstein---bw?page=6#dis-post-28451

Gruß
Markus

Habe dann aber allerdings dem Muttervolk eine bereits begattete Königin zugesetzt!
Wenn man das nicht möchte sollte man es früher machen, ich denke bis zur Sommersonnwende sollte es noch gut funktionieren.

Der ideale Zeitpunkt ist sicher im Frühjahr, kurz bevor ein Volk in Schwarmstimmung gerät, aber wer weiß schon wann das ist ?
In der Regel hat man da, in der Bienenkiste zumindest, den Honigraum bereits freigegeben und der sollte zum Trommeln eben leer sein.
So wie Petra oben schreibt kann man den Honigraum aber auch nicht freigeben.
Dann geht es auch locker ohne Schwarmstimmung.

Gruß
Markus

Hi Petra,

ich will gelesen haben, das Problem mit dem HR ist eher, dass die Bienen sehr ungern über die Honigwaben laufen…

Hallo liebe Leute,

vielen Dank erstmal von meiner Seite für Eure Ideen und Erfahrungen!

Ich werde heute mal ausprobieren, ob ich Markus’ Erfahrung machen kann und den Trommelversuch heute Nachmittag starten. Vier meiner sechs Völker haben zweijährige Könniginnen, und trotz Fütterungen, Varroabehandkungen etc. ist es mit denen dann im Herbst erfahrungsgemäß immer plötzlich vorbei…Da ich nicht auf Naturschwärme warten kann und Brutableger bilde (zwei von fünfen haben „gezündet“ nach sechs Wochen), werde ich das mit der neu gebauten „Trommelkiste“ heute nachmittag/abend ausprobieren.

Ich werde berichten.
Summende Grüße in die Runde, Daniel

Viel Erfolg!

Gruß
Markus

Hallo zusammen,

…es war keine gute Erfahrung.
Mein Resumé daraus: ERB + Trommelschwarm gleich No-Go.

Der Reihe nach.
Alles war vorbereitet mit neu produzierter Kiste - Schiebetür nach unten, Belüftung an den Seiten, zwei bedrahtete Leerrähmchen an der Decke zum Sammeln des Schwarms und ein eingehänger Becher für Flüssigfutter. Wider Erwarten ist alles passgerecht geworden und fügte sich perfekt auf die geöffnete ERB.

Dann begann nach kräftigem Räucher-Intro durchs Flugloch eine 1,5 stündige Trommelsession im Wald, welche zwar die Nachbarschaft aufmerksam machte, aber weniger meine Bienen. Einige wenige kamen auf die Oberträger, aber da blieben sie dann.

In der Erinnerung, dass Dunkelheit bevorzugt wird, habe ich die Lüftungsgitter zugehängt, eine Stunde Pause gegeben - dann großes Gekrabbel und Gefliege in der Schwarmkiste, das Gutes verhieß. Weiter ging es mit Schall und Rauch und einer Flüssgfuttergabe aus Zuckerwasser mit Honig. Das „Streicheln“ der Waben, wie es beim Stülper und BiKi möglich ist, habe ich durch einen Klaviaturlauf mit dem Trommelstock durch den leeren Fluglochbereich über die Rähmchen-Unterseiten praktiziert. Jetzt kamen sie aber in Scharen wieder herunter und ins Imkergesicht, falsche Richtung also.

Flugloch wurde verschlossen und die Sache noch für eine weitere Stunde sich selbst überlassen. Dann schien die Schwarmkiste gut gefüllt zu sein, so klang es jedenfalls. Die Ernüchterung kam mit dem Schließen der Schiebetür - der Großteil saß immer noch an den Oberträgern. An den Sammelrähmchen hingegen nichts los.

Nach noch einer Stunde habe ich die Kiste abgenommen - jetzt hatten sich gefühlte 500gr an von unten an die Schiebetür gehängt. Kiste auf den Kopf gestellt, die Bienen hereingefegt, Kellerhaft und Hoffnung. Am nächsten Tag weiterhin Unruhe in der Schwarmkiste, keine Traube. Regelbetrieb und Königin (hoffentlich!) dagegen im Herkunftsvolk. Außer Spesen nichts gewesen.

Der Könniginnenzüchter aus meinem Verein hat sich gefreut. Die blaugepunktete Queen ist wohl als neue Regentin angenommen worden, denn gestern wurden massenhaft Männer herausgeworfen.

Meine Deutung der unschönen Erfahrung ist, dass der Schwarm nicht über den eingelagerten Honig geht, wie von Markus und Kevin angesprochen, oder aber alles gibt, um diesen zu schützen - warum sind sie sonst trotz allem Getöse auf den Oberträgern sitzengeblieben.

In wieweit die (nicht) vorhandene Schwarmstimmung Einfluss hatte, so kaum nachvollziehbar. Allerdings nehmen auch Erdbeben und Waldbrände keine Rücksicht auf die Brunftzeit…

So long also meine Eindrücke - im nächsten Jahr lern’ ich endlich Könniginnensuchen )=;

Viele Grüße, Daniel

Schade, dass es nicht, wie von dir erwartet, geklappt hat.
Meine Erfahrungen beziehen sich einzig und allein auf die Bienenkiste, da hat es bislang immer prima funktioniert.
Vielleicht ist sie ERB nicht so gut geeignet, um einen Trommelschwarm zu produzieren, das könnte ich mir vorstellen aber ich kann es eben nicht beurteilen.
Gibt es denn überhaupt Erfahrungen von jemandem der schonmal eine ERB abgetrommelt hat?

Gruß
Markus

Ja, ein entscheidender Punkt könnte neben dem „freigegebenen“ Honigraum auch das Abfahren der Stabilbaus mit den Händen sein. Das geht mit BiKi, Stülper und sicher auch der Warré.
Bei der BiKi war die Sache nach max. 1,5 Stunden „durch“.

Hast Du an der TBH mal getrommelt? Stelle ich mir, da es ebenfalls eine Art Trogbeute mit Oberträgern ist, auch eher schwierig vor.

So ganz richtig verstehe ich den Vorgang nicht: Ein Trommelschwarm ohne Schwarmstimmung ist doch auch „nur“ ein Kunstschwarm!? Aber warum sollte man den in der ERB abtrommeln? Wäre es nicht einfacher Bienen abzufegen und die Königin zu suchen und zuzusetzen? In der ERB wäre das doch möglich, im Gegensatz zu BiKi oder Stülper, oder?
Rein vom Gefühl her, wenn ich das Bild vom Versuchsaufbau oben sehe, würde ich sagen, dass drumherum viel zu viel Platz in der ERB ist und die Trommelkiste auch viel zu groß :man_shrugging: In der Bienenkiste ist die Fläche im Querschnitt an der Trommelstelle viel kleiner und selbst da ist die Gefahr, dass die Bienen anders ausweichen als geplant sehr groß. Trommelt man in der Mitte, gehen sie zum Rand und umgekehrt. Deswegen muss man ja schon sehr gleichmäßig überall trommeln und langsam hoch gehen. Das kann ich mir bei der ERB nicht vorstellen, wie das gehen soll :thinking:

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@Cupido

Ein Trommelschwarm ohne Schwarmstimmung ist doch auch „nur“ ein Kunstschwarm!? Wäre es nicht einfacher Bienen abzufegen und die Königin zu suchen und zuzusetzen? In der ERB wäre das doch möglich, im Gegensatz zu BiKi oder Stülper, oder?

Ja, ich muss bestätigen, was Du schreibst.
Allerdings sollte man das zu einer früheren Zeit machen, z.B. im April. Da ist mir bei der Durchsicht schon mal die Königin in die Hände gefallen ohne dass ich sie gesucht hätte. In den vergangenen Jahren habe ich auch Ende März schon Brutableger gebildet, die fast gut angegangen sind.
Dieses Jahr hatte ich nicht die Zeit, das rechtzeitig anzugehen, und zuletzt war der Versuch, die Könnigin in 18 vollbesetzten Dadantwaben zu finden, erfolglos, und außerdem waren die Damen not-amused.
Dazu dann noch das Glück, dass ich die Ableger in diesem Jahr zu einem Zeitpunkt gezogen habe, dass das perfekte Hochzeitsreise-Zeitfenster (4. Woche) eine Punktlandung auf die Eisheiligen war.
Das vergesse ich hoffentlich nie :=)

Nein , da könnte man ja viel einfacher Ableger machen wenn man wollte…
Getrommelt habe ich bislang nur an der Bienenkiste.

Gruß
Markus

Abtrommeln ist ja eher ein Verfahren aus dem Stabilbau, wo Ablegerbildung bzw. Vorwegnahme von Schwärmen nicht regulär möglich sind.

Sehr interessant, dass Du das mal in der ERB ausprobiert hast.

Ich muss ja gestehen, dass ich in einer vollen ERB auch keine Königin finde. Deshalb zeichne ich meine Königinnen im Herbst (Frühjahr geht auch). Zum hat das den Vorteil, dass ich oft Völker an Anfänger abgebe und gemerkt habe, dass die viel besser klarkommen, wenn die Königin eindeutig zu erkennen ist. Sie kann mit Vorsicht behandelt werden und geht nicht aus versehen verloren. Zum anderen, weil man zur Schwarmzeit Vorwegnahmen, oder Königinnenableger schnell und gezielt praktizieren kann.

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Oh ja, die gemachte Erfahrung wird bei mir wohl auch bleibende Auswirkungen haben, was die Kennzeichnung angeht.

Und die freien Tage im nächsten April für Vorwegnahme oder Ableger werden jetzt schon geblockt - am besten gleich mit dem passenden Wetter dazu :upside_down_face:

Ich muss da jetzt mal nachfragen… Da ich noch nie einen Trommelschwarm gemacht habe starre ich auf das obige Zitat. Ich habe aus Videos und Erklärungen hier im Forum in Erinnerung dass man leicht bis spürbar über die Waben streicht. Sie sollen etwas schwingen. Ist deine Beschreibung real, du hast kräftig die „Trommel“ gerührt? Macht man das so? :thinking: Meine Bienen würden mir dies echt übel nehmen…

Ist deine Beschreibung real, du hast kräftig die „Trommel“ gerührt? Macht man das so?

Eigentlich nicht!

Und das war Teil der Herausforderung, die an Stabilbaubeuten (wie auch der Bienenkiste) bewährte Praxis an einer Rähmchenbeute umzusetzen.
Die BiKi wird auf den Kopf gestellt, die Schwarmkiste in den leeren Honigraum eingebracht, die freiliegenden Waben mit einem Laken bedeckt, und dann von unten nach oben abgestrichen. Getrommelt wird von der Seite mit den Oberträgern, dem „Dach“. Da man damit die Längsseite erreicht, nimmt der Schall immer einen kurzen Weg. Lautes Einknüppeln auf die BiKi ist nicht notwendig. Viel Räuchern auch nicht, da der Smoker alle besetzten Stellen gut erreicht und angepasst eingesetzt werden kann.
Meine Hoffnung war, „Schal und Rauch“ allein wirksam genug einsetzen zu können, da das Abstreichen der ERB-Rahmen ja allenfalls an den Randwaben möglich ist. Zu Lesen dazu, wie das Abtrommeln mit den längeren Wegen mit Rähmchensystemen funktioniert, konnte ich nirgendwo etwas finden, auch unter Magaziner-Seiten. Es gab nur den Versuch.

Quintessenz für alle Rahmen-Imker: Bitte nicht nachmachen!!!