Stechiges Bienenvolk

Liebe Imkerschaft,

Zum ersten Mal habe ich ein stechiges Bienenvolk. Kaum hebe ich den Deckel an, schon stechen sie zu.

2021 habe ich das Bienenvolk „adoptiert“. Es stammt von einem Anwärter, der doch nicht mehr Imker werden wollte. Das Volk war eher schwach. Kein Schwarm, sondern ein scheinbar ungünstig zusammengesetzter Kunstschwarm. Auch war es sehr vermilbt. Ich habe das Volk schon im Frühjahr gegen Milben behandelt, auch im Sommer und im letzten Winter. Zum Winter war die Milbenbelastung dann gering.

Auffällig war die Position des Brutnests. Es war nicht direkt am Flugloch, sondern rechts davon. Die Bienen mussten über 3 Waben laufen, um ausfliegen zu können. Die 4 Waben direkt am Flugloch waren voller Honig - so sind sie auch in den Winter gegangen.

Schwarmstimmung gab es kaum. Im Spätsommer zeigten sich 2-3 Nachschaffungszellen in der Wabenmitte an den äußeren Brutwaben.

2022 - vor 8 Tagen habe ich das Volk zum ersten Mal von oben geöffnet. Es war bereits sehr groß. Nur noch rechts vom Brutnest gab es noch Winterfutter. Links war schon viel frischer Nektar und Pollen eingetragen. Das Brutnest ist jetzt mittig. Weil das Volk so unruhig war und begann mich zu stechen, konnte ich nur das Winterfutter entfernen und 1 Leerrahmen einhängen. Die erste Honigzarge hat dann es auch bekommen. Mein Eindruck war, daß es dem Volk zu eng geworden war und deshalb „schlecht gelaunt“.

Vorgestern habe ich überprüfen wollen, ob der Honigraum angenommen wurde. Resultat: das Volk ist weiterhin sehr brausig und wehrhaft. Erstaunlicherweise ist die erste Honigzarge bereits voll (noch nicht verdeckelt). Ich habe eine zweite aufgesetzt. Zwar steht der Raps nicht unweit, aber im Vergleich zu meinen anderen Völkern, haben sie schon extrem viel eingetragen.

Auf den Oberträgern liegt ein Tuch - beim Anheben des Deckels hört man schon das Brausen darunter. Die Bienen strecken alle ihr Hinterleib in die Höhe…

Was meint Ihr, beruhigt sich ein solches Volk wieder? Kann einer von Euch von Erfahrungen berichten? Gibt es eine Möglichkeit ein solches Bienenvolk zu besänftigen? Was habe ich übersehen oder nicht erkannt?

Ich werde die Königin nicht abdrücken oder austauschen. Kommt mir nicht mit Lösungsvorschlägen aus der konventionellen Imkerei.

Aufgrund der Erfahrungen von 2021 überlege ich, ob das Volk unzufrieden ist mit ihrer Königin und sie eh schon am Umweiseln sind…? Drohnen und Spielnäpfe sind vorhanden.

Ich freue mich von Euch zu hören!

Liebe Grüße,
Sebastian

Lieber Sebastian, dass die unzufrieden sind und umweiseln wollen, ist doch wohl mehr eine Hoffnung des Imkers? Denn Bienen haben kein Problem damit, stechlustig zu sein. Außerdem ist es recht wahrscheinlich, dass die Stechlust (wenn sie genetisch verankert ist) beim Umweiseln nicht verschwindet.
Zum Einordnen: Ich hatte mal in einer Bienenkiste ein ganz anderes Kaliber. Die flogen mich auf 8m Nähe aggressiv an. Dagegen klingt das Problem, dass Deine angreifen beim Öffnen, noch aushaltbar. Möglicherweise mehr Rauch geben, Dich mehr schützen? Abwarten, ob gute Tracht sie etwas „zufriedener“ macht? Es macht natürlich viel mehr Spaß mit einem sanftmütigen Volk.
Bei einem dauerhaft aggressiven Volk kenne ich keine andere Methode als den Austausch der Königin, am besten mit einer züchterisch begatteten. Mal sehen, ob es doch noch andere Tipps gibt.

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Lieber Jakob,
Vielen Dank für Dein Kommentar.
Nicht die Stechlustigkeit der Bienen ist das Problem. Jedes Bienenvolk sollte die Fähigkeit haben auch wehrhaft zu sein!

In der Regel arbeite ich ohne Schleier und Rauch - da „holt“ man sich immer mal wieder ein Bienenstich. Das ist also nicht das Problem.

Im Vergleich zu meinen anderen Völkern, ist die Stechlustigkeit überaus auffällig. Auch das alle Bienen auf den Oberträgern sitzen und den Hinterleib in Höhe strecken - kurz nach dem Öffnen der Beute - ist auffällig. Beides sind Indikatoren eines „Problems“, das die Bienen dabei sind zu regeln.

Am Freitag werde ich die Situation vorsichtig prüfen und bei Interesse, gerne berichten.

Gruß,
Seb