Da es vermehrt Anfragen gibt, wie man mit Melizitosehonig in der Bienenkiste umgehen kann, haben wir dazu einen aktuellen FAQ-Artikel geschrieben.
FAQ: Waldhonig
An meinem Standort am Waldrand gibt es im Moment viel Honigtau- und Melezitosehonig, den die Bienen eintragen. Kann man das Volk auf diesem Honig überwintern lassen?
In diesem Artikel wird normaler Waldhonig mit Melizitose Honig komplett gleichgesetzt. Das ist ein fataler Fehler!
Während man die Bienen auf Waldhonig durchaus überwintern lassen kann - mit gewissen Risiken was die ausreichende Gelegenheit zu Reinigungsflügen betrifft - ist die Situation bei Melizitose Honig komplett anders: Nicht nur der Reinigungsflug ist das Problem, die Bienen können bei kalten Temperaturen diesen Honig überhaupt gar nicht verstoffwechseln! Es handelt sich um einen Dreifachzucker mit extrem hohen Schmelzpunkt, der bei Bienenstocktemperatur bockhart bleibt. Er muss mit viel Flüssigkeit aufgelöst werden.
Das wiederum können die Bienen im Winter nicht bewerkstelligen. Sie müssten viel zu häufig ausfliegen um Wasser zu holen. Als Konsequenz verhungern sie jämmerlich auf vielen, vielen Kilo Melizitose Reserve.
Das Problem wird natürlich dadurch verschlimmert, dass der Melizitose Honig wenn es ihn gibt, oft gleich in Massen eingetragen wird, beispielsweise 25 kg in kurzer Zeit.
Man kann jetzt natürlich Glück haben und die Bienen tragen diesen Honig in frei werdende Brutwaben solange es noch warm ist. Beim Umtragen wird er erneut fermentiert und wird damit auch verfügbar wenn es kalt ist. Es kann also gut sein dass ausreichend "normaler Honig "für die Überwinterung zur Verfügung steht und auf den Melizitose Honig halt erst zurückgegriffen wird wenn es warm genug ist. Quasi als eiserne Reserve für den Frühling.
In der Imkerei im Mobilbau hilft man hier beherzt nach und schleudert die betroffenen Waben - falls noch möglich -etwas aus und alles was nicht rausgeht lässt man umtragen indem man die betreffenden Waben in eine zusätzliche Zarge oben einhängt und evtl. etwas Licht reinlässt (Glasdeckel mit Stohmatte z.B.)
Damit ist das Problem vom Tisch.
Warum die wesensgemäße Imkerei nicht für Waldstandorte geeignet sein soll erschließt sich mir nicht! Der ursprüngliche Lebensraum der Bienen hierzulande ist der Wald! Deshalb muss man auch davon ausgehen, dass sie durchaus ihre Tricks haben um mit schwierigen Trachten zurechtzukommen!
Vielen Dank für diesen Artikel.
Ich wohne zwar in Waldnähe (Luftlinie 500m zum Frankfurter Stadtwald, ein Mischwald) konnte dieses Problem bisher bei mir aber nicht beobachten. Vermutlich bieten die umliegenden Kleingärten genug Nektar.
Bitte spezifiziert den Zeitraum den der Autor mit „Nach der Tracht sollten sie möglichst lange warten, bevor Sie füttern.“ meint etwas griffiger: Tage oder Wochen oder welches Anzeichen?
Ich verstehe Wolfgangs Anmerkung und hätte dazu gerne eine Zweitmeinung.
Vielen Dank.
Es gibt natürlich viele Meinungen und Strategien zu Melizitose. Dieser Artikel ist nach meinem Dafürhalten ganz zutreffend und beschreibt mein erprobtes Vorgehen sehr gut.
Was die Zeit betrifft die man die Bienen mit ihrem Zementhonig alleine lassen soll, bevor man einfüttert: Das variiert natürlich extrem und hängt von der Menge an Melizitose ab, der eingetragen wurde und natürlich davon, ob’s noch Tracht gibt: Wenn es noch viel gibt (heuer dank des vielen Regens blüht es noch allerorten), dann wird gar nicht gezehrt! Man soll die Bienen wirklich quantitativ davon zehren lassen. Erst danach einfüttern. Man kann ja schon mal die Varroa Behandlung vorab machen, damit die Zeit im Herbst dann nicht zu eng wird.
Extrem hilfreich ist eine Beutenwaage oder ein naheliegendes Wägevolk (online Daten überall verfügbar).
Hallo Wolfgang,
nicht die wesensgemäße Imkerei, sondern die Bienenkiste ist nicht gut geeignet für Waldstandorte. Der Grund ist, dass Du hier keinen Einfluß mehr auf die Zusammensetzung des nach der Ernte eingetragenen Überwinterungshonigs nehmen kannst, indem Du gezielt bestimmte Futterwaben entnimmst oder hinzufügst.
Das Argument, dass Bienen ursprünglich auch mit schwierigen Waldtrachten (Honigtau) zurecht kamen, ist nur richtig, solange nicht geerntet wird. Dann überwintern die Bienen auf einem Jahresmischhonig, der auch Honigtau enthält. Das ist weniger problematisch.
Wenn jedoch der Frühjahrs- und Sommerhonig geerntet wird, und danach noch viel Waldtracht eingetragen wird, enthält diese evtl. ganz überwiegend Honigtau, und das kann zu den bekannten Problemen führen.
Dass der ursprüngliche Lebensraum der Bienen der Wald ist, bedeutet übrigens nicht, dass nicht viele Waldbienenvölker im Winter verhungert sind, so wie auch viele andere Waldtiere im Winter verhungern. Die Natur ist nicht zimperlich.
Da muss ich jetzt wiederum weit überwiegend zustimmen!
Besonders richtig ist: Wenn der Frühjahrshonig geerntet wurde und der Waldhonig NICHT, dann gibt’s ein Problem. ABER: Warum sollte man diesen klassischen Imkerfehler denn machen?
Wenn man die Bienen in oder an den Wald stellt, dann wird man das ja auch deswegen machen, weil Waldhonig eingetragen wird und auch geerntet werden kann.
Abgesehen davon wird ja auch eingefüttert mit leicht verdaulicher Kost. Das Mischungsverhaltnis kriegt.an so oder so hin.
Sommerurlaub geht halt nicht, wenn man es auf Waldhonig abgesehen hat. Da wird geerntet! Mein Vater war nie im Sommer weg. Meine Mutter hat es ihm jährlich vorgehalten!
Und fürwahr: Die Natur ist nicht zimperlich. Aber die Evolution hat schon die Sorte Bienen überleben lassen, die es drauf hat und weiß, wie man mit dem ganz normalen „täglich Brot“ (dem Waldhonig) umzugehen hat. Womit wir wieder bei der Frage sind, wieviel imkerlicher Eingriff denn nun wesensgemäß ist.
Und egal wo man im Mobil- oder Stabilbau imkert, Wald, Wiese, Gärten…ohne Eingriff geht’s nun mal nicht.
Verlust der Königin zur Unzeit? Eingriff oder nicht?
Abgang zahlreicher Nachschwärme mit Niedergang vieler tausend Bienen? Vielleicht doch zeitig eingreifen?
Ich selbst habe meinen eigenen Standpunkt ehrlich gesagt noch nicht gefunden!
Grüße, Wolfgang
Ich mache mit meinen beiden Warre-Völkern im Forst „Ganzjahreshonig“.
Geerntet wird nur einmal im Jahr und es bleibt viel Honig für die Bienen.
Eine einmalige Ernst im Frühjahr habe ich noch nicht probiert.
Gerstung hatte ja auch empfohlen:
Zuerst Honig füttern und dann Zuckerwasser.
Das Zuckerwasser verbauchen sie zuerst im Herbst/Winteranfang.
Für die Durchwinterung und das beginnende Brutjahr steht der gute Honig zur Verfügung.
Der Artikel stammt von Thomas Radetzki, der sehr sehr viel Erfahrung mit Melizitose Honig und Waldtracht hat – auch in der Bienenkiste. Er setzt hier nicht die Honige gleich, sondern empfiehlt für die Bienenkiste dasselbe Vorgehen in beiden Fällen, weil hier die Handlungs-Möglichkeiten gegenüber Mobilbau stark eingeschränkt sind.
Von wem der Artikel auch immer stammt: Es wird nicht auf den Unterschied eingegangen.
Melizitose ist ein extremes Zeug.
Auf normalem Waldhonig kann ein Volk schon überwintern. Das Problem mit dem Abkoten ist bekannt und kann fatal sein.
Ist der Melizitose Anteil sehr hoch, also Zementhonig im Stock gibt es ein zusätzliches Problem. Das Wasserproblem. Das ist ein fundamentaler Unterschied und der muss genannt werden. Darauf können die Bienen einfach sehr, sehr schlecht überwintern. Da braucht’s viel Glück, denn sie verhungern jämmerlich. Zum Abkoten kommt’s erst gar nicht…
Grüße Wolfgang
Hallo, ein Bekannter von mir, konventioneller Imker, hat sich neulich mit mir über Melezitose Honig unterhalten und dabei erwähnt, dass er von seinem Verein den Deckelwachsschmelzer benutzen darf, um seinen Honig zu gewinnen, da hab ich gegoogelt und diesen Video gefunden - fand ich sehr interessant und hilfreich - eventuell wenn jemand Zugang über einen Imkerverein zu einem solchen Gerät erhalten kann, kann der Honig noch gut geerntet werden. Melezitosehonig mit dem Deckelwachsschmelzer ernten (google.de)
Mani
Das schaut ja erstmal nicht schlecht aus, bei einer Schmelztemperatur von 90° C (und das fünf Stunden lang) wird von den Enzymen im Honig aber nicht viel übrig bleiben.
Ich glaube nicht, dass ein so gewonnener Honig verkehrsfähig ist.
Der Typ, mit dem ich mich unterhalten habe, meinte, an dem Wachsschmelzer, den sein Verein hat, kann man die Temperatur oben und unten im Schmelzer einstellen und er würde oben etwa 70 Grad und unten etwas weniger als 40 Grad haben - nach zwei Stunden wären Wachs und Honig getrennt und da der Honig immer unter 42 Grad bleibt, wäre alles okay damit - aber wie gesagt, das ist ein „konventioneller Imker“ mit etwa 50 Völkern!
LG Mani
Bienenwachs wird zwischen 62 und 65 Grad Celsius flüssig, die Waben bleiben ca. 2 Stunden im Schmelzer - wie kann der Honig dabei immer unter einer Temperatur von 42° C bleiben - ich glaube das ist eher nur ein frommer Wunsch.
Ja, da kannst du Recht haben! Aber er will halt seinen Honig wenigstens zum Teil vermarkten, damit er nicht den ganzen Verlust hat!
Mit der Qualität von unserem Honig hat das eh nix gemeinsam!
War ja auch nur als Diskussionsbeitrag gedacht!
mani
Ich würde ja nicht so pauschal die Qualität des Honigs aus konventioneller Imkerei abtun. Dennoch ist das Ausschmelzen eine Unsitte, die aus der Not geboren ist. Die Vermarktung eines erhitzten Honigs darf übrigens nach der deutschen Bienenverordnung ohnehin nur noch als „Kochhonig“ stattfinden. Der bringt zurecht einen sehr niedrigen Preis.
Als Hobby Imker hat man aber durchaus - bei einem gewissen Mehraufwand natürlich - die Möglichkeit den Honig zu einem Teil auszuschleudern und den Rest umtragen zu lassen.
Hat dieses Jahr gut funktioniert. Allerdings geht das natürlich nur im Mobilbau. Und ehrlich gesagt war ich froh, dass ich heuer noch nicht mit dem Stabilbau begonnen habe, obwohl ich mich sehr dafür interessiere.
Übrigens der Waldhonig mit sehr hohem Melizitoseanteil ist ein ganz besonderes Geschmackserlebnis und sehr gefragt!
Grüße von Wolfgang