Kuhurin zur Stärkung von Bienenvölkern

Hallo Michael

Umgang mit Varroa von David Heaf… Sehr interessant zu lesen. Der Gedanke des Nichtbehandelns und den Bienen das Entwickeln der Abwehr zu überlassen ist nicht neu, Darwin eben. Es scheint dort auch richtig Erfolg zu geben.

Ganz ehrlich, ich wage es einfach nicht die Behandlung mit AS und OS einzustellen und das Risiko einzugehen alle 5 Völker zu verlieren (das wird im Artikel angesprochen).

Dann muss man im Blick haben welche Zeiträume die Evolution verbraucht um Anpassungen vorzunehmen, das können schon mal tausende oder mehr Jahre sein. (mit dem Risiko des Totalverlusts der Art, wenn die Anpassungen nicht gelingen).

Nachdenklich stimmt mich die Frage im Text: Wollen wir Völker retten oder die Art?

Danke für diese Fortbildung. Ich weiß nicht ob ich irgendwann nicht behandele, Es hängt ja auch mit den Imkern im Umkreis zusammen. Aber interessant war der Exkurs in jedem Fall.

Grüße Frank

Es gibt auch Leute in der Welt, lese ich in den Nachrichten, die Kuh-Urin als Vorbeugemaßnahme gegen Corona… trinken. In welchen Mengen habe ich nicht gesehen. Hmmm.

Hallo Michael,
reden wir jetzt von Varroa oder von EFB.
Der Artikel hat nichts mit Varroabehandlung zu tun, oder versteh ich da was falsch?
LG
siegfried
PS: Bist du der Michael Dreyer aus Bremen von den Stadtbienen.org?
https://www.asb-bremen.de/news/asbienen-koenigin-samarienchen-und-ihr-volk-beziehen-ihr-neues-zuhause
https://www.stadtbienen.org/wissen/jahresablauf/ameisensaeurebehandlung/

Interessant ist für mich, dass auf dieser Homepage die AS-Behandlung als Anwendung empfohlen wird.

Hallo bien.sumsum,

ich glaube du hast mich falsch verstanden… ich möchte dir deine Erfolge als Nichtbehandler nicht absprechen und denke auch das eine Säurenbehandlung keine Dauerlösung sein kann.

Allerdings:

Ich bin kein Wissenschaftler und viele andere wohl auch nicht.

Für dich als Wissenschaflter sind die von dir geteilten Videos und Links warscheinlich einfach anzuwenden und umzusetzen. Für mich als Imkeranänger sind die Videos aber erstmal schwere Kost auf „denglisch“ in Hinterzimmer Tonqualität (somit keine geeignete Lektüre für die Allgemeinheit)

Aus meiner Anfängersicht sieht diese ganze Thematik noch sehr nach „Pinonierarbeit“ aus.
Und ja, Pinoniere sind wichtig. Aber Pioniere sind eben nicht die Breite Masse und auch keine Anfänger.

Es dürfte also noch dauern bis sich das Thema " treatmentfree" durchsetzt und auch in den großen Verbänden Gehör findet. Und wenn dann müssen Studien (keine Selbststudien) die Erfolge beweisen.

Du teilst hier Nischenmaterial in einem Nischenforum und selbst hier wird das Thema offensichtlich kritisch beäugt. Was wird dann wohl der 57 jährige Durchschnnittsimker dazu sagen?

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Dieses Video fand ich. Sehr allgemein gehalten, aber ich habe gelernt wie die Anwendung erfolgt. Auch dass der Kuh-Urin nicht auf die Varroen wirken soll sondern auf die aus dem Befall folgenden Infektionen.
In der BK und der Warre würde dies nicht funktionieren, die Brutwaben können nicht gezogen werden.
Damit lass ich das Thema für mich ruhen.

Ich glaube Du hast mich missverstanden. Es geht mir nicht darum zu bestreiten, dass in einigen Teilen der Welt und auch Europas Honigbienen über längere Zeiträume ohne Varroabehandlung gehalten werden können. Schon seit den Gotlandexperimenten weiß man im Grunde, dass das möglich ist. Deshalb gratuliere ich den Waliser Imkern die ohne Behandlung auskommen.

Man weiß aber auch, dass Varroatoleranz multifaktoriell ist, d.h. jede tolerante Population hat andere Strategien, um die Varroa in Schach zu halten. Neben der Taktik der Bienen (Putzverhalten, Brut ausräumen, Schwärmen, etc.) sind auch klimatische und geografische Merkmale sehr wichtig. Insgesamt gibt es eine Vielzahl von Stellschrauben die in einer bestimmten Kombination Varroatoleranz ergeben können. Welche Stellschrauben es gibt und wie welche wirkt, ist bis dato noch nicht abschließend geklärt. Weil das Thema so komplex ist, funktioniert es auch nicht tolerante Königinnen, oder Völker einfach umzusiedeln. In neuer Umgebung verlieren sie ihre Tolerenz und gehen wieder „normal“ an Varroa ein.

In Wales hat man also Glück gehabt, dass sich eine Varroatoleranz eingestellt hat. Auch hier sind die Gründe die dazu führten noch nicht alle bekannt. Trotzdem herzlichen Glückwunsch!

Nun sind wir aber nicht in Wales. Ob sich unter unseren Bedingungen eine varroatolerante Honigbienenpopulation einstellt ist schlicht ungewiss. Vermutlich wird sich das auch in Deutschland unterschiedlich gliedern, manche Gegenden werden Glück haben, andere eben nicht. Anders als in Wales, wo die Toleranz ja schon da war und nur entdeckt werden musste, muss sie bei uns erst erreicht werden. D.h. bei großflächiger Einstellung der Behandlung würde es kurzfristig zu großflächigen Völkerausfällen kommen. Ganze Gegenden wären praktisch honigbienenleer. Nach einiger Zeit ergäbe sich dann vielleicht tatsächlich eine tolerante Population. Aber auch hier bleibt offen, ob man mit dieser Population imkern kann und ob es sie im ganzen Land geben wird.

Die Sache ist kompliziert und ich wage nicht vorherzusagen wie sie ausgeht. Ich kann jeden Imker verstehen der den Status Quo vorzieht und sich nicht auf ein Nichtbehandlungsexperiment einlassen will.

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Das ist auch so ein Missverständnis in diesem Zusammenhang: behandlungsfrei kann eine Population längere Zeit überleben, aber kein einzelnes Bienenvolk. Die durchschnittliche Lebensdauer von unbehandelten Völkern, auch in der Wildnis, beträgt 2 Jahre. Das ist dem Hobbyimker mit 1 oder 2 Völkern einfach zu wenig und daher für ihn keine Alternative.

Das vielgerühmte und immerhin 6 Jahre erfolgreiche Gotlandprojekt ist inzwischen auch beendet, da gescheitert. Es wäre einfach zu schön, wenn sich Varroatoleranz so einfach herstellen/züchten ließe, die genetisch so verankert ist, dass man die dauerhaft resistenten Bienen auch an anderen Orten halten könnte als in der Umgebung in der sie eine Toleranz entwickeln konnten - und wenn es in Deutschland nicht so eine hohe Imkerdichte gäbe, und die Bienen nicht in ihnen abträglichen Beuten gehalten würden, und die Wirtschaftsweise eine andere wäre usw., usf. Da diese optimalen Verhätnisse aber wohl noch auf sich warten lassen, brauche ich entweder eine so große Population/Imkerei, dass ihr jährliche Völkerverluste von 1/3 bis zur Hälfte nichts ausmachen, oder ich muss weiterhin behandeln. Leider.

Im übrigen ist jedweder Säugerurin aufgrund seines Harnstoff- und Harnsäuregehalts desinfizierend. Man braucht also ggf. nicht mal aufs Feld, um an die Wunderwaffe zu kommen. :wink:

In Wikipedia kann man dazu lesen:
" Entgegen der weit verbreiteten Ansicht, dass Urin beim gesunden Menschen in der Blase keimfrei sei, enthält er schon dort eine Vielzahl verschiedener Bakterien. Da die untere Harnröhre nicht keimfrei ist, enthält Urin beim Austritt bis zu 10.000 Keime pro Milliliter."
Bei Kühen wird das nicht anders sein, selbst wenn es heilige Kühe sind.

Die „ständig erlebten Klagen“ Einzelner stehen etwas im Widerspruch zu Deiner vorhergehenden Selbst-Deklaration als Wissenschaftler. Denn als solcher solltest Du wissen, dass dies eine subjektive Datenlage ist, aus der man keine Schlüsse ziehen kann.
Ich befürchte, Deine Haltung zu diesem (für mich höchst merkwürdigen) Wundermittel Kuh-Urin ist genauso subjektiv, mehr von Haltung als von Wissen geprägt. Deswegen schließe ich mich mal der Warnung an, dies solle bitte keiner an seinen Bienen ausprobieren!

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Soweit ich weiß ist das Projekt nicht gescheitert. Hier mal ein Artikel der den Stand zum Thema varroatolerante Bienen aktuell zusammenfasst, ab Seite 18:

https://www.bienen.ch/fileadmin/user_upload_relaunch/Dokumente/SBZ-Ausgaben/2019/0119-SBZ-web.pdf

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Danke für diesen guten Überblick über den Stand der Forschung! :+1: :+1: :+1:
Leider gibt es keine einfachen Lösungen und bis heute hat niemand eine Betriebsweise oder Biene gezüchtet, wo die Varroatoleranz portierbar wäre. Sie ist immer standortgebunden. Und Peter Rosenkranz sagte einmal, dass die Bienenvölker, die bei der „James Bond Methode“ übrig bleiben, seien „ugly bees“ – also Bienen, mit denen man als Imker nichts anfangen kann.