Hallo Bienenfreunde,
ich wurde heute zur Schwarmrettung gerufen. Vorgestern zog ein großer Schwarm in den Zwischenboden eines alten Bauernhauses mit Fachwerkfassade ein. Direkt neben dem Einflugspalt konnte ich zwischen 2 Balken 2 Ziegelsteine mit einem Stemmeisen relativ geräuschlos und ohne zu klopfen entfernen, das ganze von der Leiter aus in etwa 4 m Höhe. Damit hatte ich erstmal den Blick frei auf - eine Unmenge altes Gemüll!
Nach dessen Entfernung war schnell klar, dass sich die Bautraube bis tief hinein erstreckt, der Hohlraum hat nur eine Höhe von vielleicht 15 cm.
Die Fassade habe ich heute Abend provisorisch mit Schaumstoff verschlossen, mir fehlt noch die zündende Idee, wie ich da beikomme. Hat jemand Erfahrung mit Bienen und Staubsauger? LG
Kleinere Insekten wie Fruchtfliegen im Zuchtansatz hab ich oft mit Staubsauger umgesetzt, das braucht allerdings etwas Bastelei, denn der ungebremst Sog ist zu stark und macht sie kaputt, außerdem will man sie ja nicht im Beutel haben.
Ich hab folgendes genutzt:
Ein Ansaugrohr oder Schlauch (1), mit einem Auffangbehälter verbunden, in den die Insekten reingesaugt werden. Aus dem Auffangbehälter führt auch ein Rohr oder Schlauch wieder heraus (2), welches mit Gaze verschlossen ist, damit die Insekten da nicht rein rutschen. Der Schlauch geht zum Ansaugrohr des Staubsauger (4). Dort wo die beiden sich verbinden sollte man Luftlöcher anbringen können (3), um den Sog abzumildern. Da muss man ein bisschen probieren dass man soviel Sog hat, dass sie gut reingesaugt werden aber nicht soviel, dass sie kaputt im Auffangbehälter ankommen. Kann auch sein, dass der Sog bei den großen Dimensionen, die man für Bienen braucht, nicht reduziert werden muss…
Viel Erfolg auf jeden Fall, egal wie…
Moin.
Es gibt zum Aussaugen von Ofenrohren genau solch einen Eimer zu kaufen.
Habe ich auch schon benutzt. Saubstauger auf kleinster Stufe… ist schon ziemlich rabiat, wenn die Bienen da durch den Schlauch purzeln… das Volk hat es aber überlebt.
Wir haben die Zwischendecke von oben geöffnet… die Dielen auf dem Balken mit Handkreissäge geschitten. Eintauchtiefe so dass der Balken keine Kratzer bekommen hat. Daher konnten diese hinterher wieder eingesetzt werden. Hat man hinterher fast nicht gesehen.
Wo wohnst du? Den Eimer könnt ich dir auch ausleihen.
Guten Morgen und ganz lieben Dank!!
Andras Hinweise und Skizze waren exakt die zündende Idee. So wertvoll. Alle gängigen Methoden hätten hier komplett versagt.
Eine Aschebox als Zwischenbehälter stand bei mir sogar noch im Keller. Habe sie unten flächig mit Schaumstoff ausstaffiert.
Um die neuen Waben zu schneiden, habe ich meine Pizzaschaufel mitgenommen, ein rundes, ganz flaches Teil aus Edelstahl mit einem 3/4 m Stiel.
Los ging’s gestern Abend gegen 1/2 8 nach einem kräftigen Regenschauer.
Schnell hat sich gezeigt, dass die Methode sehr gut funktioniert, allerdings waren die 1. Wäbchen nicht auf die Schaufel zu bekommen. Also nackter Unterarm ganz rein, kein Problem.
Die Ausdehnung der besetzten Höhle sollte noch eine ganz andere sein. Nach der ersten Anordnung von 3 Waben, ca. faustgross, kam eine zweite mit ähnlicher Größe, eine Unterarmlänge weiter hinten. Mit dem ganzen Schlauch + dem Unterarm ging das gerade noch so. Allerdings zeigte sich dahinter weiteres, ganz helles, also neues Wabenwerk, dieses Mal ca. doppelt so groß, mit Königin?
Eine Schlauchverlängerung musste her. Ein Stück Kunststoff Rohr fand ich spontan vor Ort 3 m weiter, es passte wie angegossen, ohne Klebeband…Was für ein Glücksfall!!
Falls es für die Bienen hier ein ganz hinten gibt, mache ich mich jetzt, um 6 Uhr auf, und versuche mit einer 2. Verlängerung die verbliebene Traube zu bergen.
Werde berichten…
Mit bienenfleißigem Gruß
Andreas
Hallo,
ehrlich gesagt verstehe ich die ganze Aktion nicht so richtig…?!?
Das war mMn keine „Schwarmrettung“, sondern das gewaltsame herausreißen eines Biens aus seiner Behausung.
Abgesehen davon daß das ganze nicht ungefährlich war
stellt sich für mich vor allem die Frage nach der Sinnhaftigkeit.
Haben die Bienen dort in der Höhe wirklich jemanden gestört bzw. welchen Schaden hätten die dort anrichten können??
Eigentlich versuchen wir den Bienen möglichst wesensgemässe Behausungen anzubieten und wenn sie dann selber eine gefunden haben reissen wir sie dort wieder heraus??
Nur meine Meinung, aber unkommentiert wollte ich die (erfolgreiche?) Aktion auch nicht stehen lassen…
Gruß Andreas
Hallo an alle! Jetzt komme ich wieder als Spaßbremse:
Finger weg vor der Bergung eines Volkes in 4 Meter Höhe auf einer Leiter ohne die Hände an der Leiter haben zu können. Das ist eine Absturzgefahr die man einfach nicht eingehen sollte. Wenn dann nur mit einem Kletterseil und entsprechende Ausrüstung von oben gesichert.
Dutzende von Schwärme ziehen in irgendwelche Behausungen ein, da sie in der Verzweiflung nichts richtiges finden.
Man sollte mit seinem Ehrgeiz einen Schwarm zu bergen nicht seine eigene Gesundheit gefährden, sonst gibt es bald keine Imker mehr.
Dennoch wünsche ich viel Erfolg mit guter Sicherung!
Ich finde Bienensauger ja doof, durfte neulich aber dabei sein, wie ein Schwarm unglücklich in Blätter gewickelt war und sich nicht gut abschütteln ließ. 1 kg schütteln ging, dann wurde der Schwarm unangenehm.
Der Sauger hat 2 kg Bienen eingesaugt.
Meine Bedenken ob der Gesundheit der Bienen hat sich völlig gelegt: die Bienen sind am nächsten Tag sehr schnell in ie neue Beute gelaufen und es waren vielleicht 50 tote Bienen auf dem Einlaufbrett.
Für ungünstige Situationen oder den letzten Rest Bienen ein zusätzliches Werkzeug. Ansonsten schätze ich den Kontakt mit den Bienen und der Sauger ist dabei kontraproduktiv. Der Akku ist zu klein. Hält nur noch wenige Minuten.
Ich hab mich schon gewundert, dass das Thema emotionsfrei diskutiert werden konnte.
Andreas, du hast vier Herzchen bekommen, also sehen das einige Leute wie du.
Dann kannst du sicher die ethische Frage beantworten:
Was ist besser bzw. eher eine Rettung zu nennen?
- Ein Bienenvolk gewaltsam aus einem Zwischenboden zu reißen (um dich inhaltlich zu zitieren), um ihm durch Menschenhand die Chance auf ein Überleben zu geben.
oder
- Ebendieses Volk in diesem Zwischenboden zu lassen und langsam dahin siechen zu lassen, bis es an einer vom Menschen eingeschleppten VarroaMilbe qualvoll verreckt, da es im Winter das Brüten nicht einstellt?
Ich denke nicht, dass es DIE richtige Antwort gibt.
Ich selbst hatte beide Situationen schon.
Bei der einen waren die Emotionen junger Mütter im Spiel. Da habe ich das Volk „ausgesaugt“, da ansonsten Löcher gebort worden wären und Insektenspray eingeleitet worden wäre. Das Volk lebt noch.
Im zweiten Fall - vor kurzem - habe ich alle Beteiligten überzeugen können, dass die Bienen keinen Schaden anrichten werden.
Das Volk wird im Winter wegen meiner Untätigkeit verrecken. (um mich selbst zu zitieren)
Ich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken.
Ich halte eine Bewertung der Situation - ohne jede Frage gestellt zu haben - für völlig unangemessen.
Schönen Abend noch.
Wer garantiert dass die Menschenhand das Überleben rettet? Dann dürften in Obhut des Menschen keine Bienen an der Varroa verenden.
Vielleicht sollten die Bienen die Chance bekommen selber zu überleben.
Ich meine ja nicht dass alle Schwärme einfach sich selbst überlassen werden sollen.
Aber im konkreten Fall hatte der Schwarn schon eine neue Behausung bezogen, er hing nicht übergangsweise in einem Baum…
Wenn alles nur um des Bienenwohls und der Beruhigung der Bewohner wegen gemacht wurde ist ja alles in Ordnung.
Aber vielleicht muss man auch ehrlich zu sich selber sein warum der Aufwand und das Risiko in 4m Höhe in Kauf genommen werden musste.
Arg viele andere Freiwillige hätte der Hausbesitzer sicher nucht gefunden.
Manchmal muss man auch einfach loslassen können.
Mit Deinem Varroa-Argument müsstest du auch auf Bäume klettern und frei lebende Bienenvölker aus der Spechthöhle saugen, oder?
Vielleicht kann Andreas ja noch etwas zu seinen Beweggründen sagen?
Nix für ungut, jeder muss für sich selbst entscheiden.
Das kann ich jetzt wirklich sehr gut verstehen, dass Du angefressen bist. Und ich gebe Dir Recht: So ein Schwarm, der in unzugänglicher Umgebung eingezogen ist, ist dem Tod geweiht. Die Tatsache, dass sie sich die Behausung gesucht haben sagt nicht, dass diese wesensgemäß wäre. Es gibt halt nichts besseres. Es gibt keine ausgehöhlten riesigen Bäume.
Ein weiteres Mal beobachte ich wie hier das Argument „wesensgemäß“ verwendet wird um ein Verhalten oder eine Maßnahme abzuwerten. Nur wer kann sich anmaßen, zu definieren was denn nun wesensgemäß wirklich ist? Deshalb plädiere ich hier dafür, auf der Sachebene Argumente pro und contra zusammenzutragen und nicht auf der emotionalen Ebene zu bewerten.
Ich bin der Meinung, jeder sollte für sich selbst seinen eigenen möglichst wesensgemessen Weg finden dürfen.
Ich kenne einige „konventionelle“ Imker, die in einer beispielhaften Weise *wesensgemäß" und liebevoll mit ihren Haustieren umgehen, ohne sich so zu nennen und ohne Gerstung und Steiner überhaupt zu kennen… Dennoch möchte ich hier gerne dazulernen, weil der Ansatz und die Herangehensweise eine ganz andere ist. Dogmen helfen bestimmt nicht dabei, den Bienen gerecht zu werden. Vielmehr die Offenheit für Gedanken und Ideen.
Wolfgang
Lieber Andreas @Ostalbkiste,
ich erkenne keine Antwort auf das Dilemma.
Ich hätte mir gewünscht, dass du Andreas @FiMu-Imker erstmal fragst, und frühestens nach seiner Antwort eine Wertung per Holzhammer rausholst.
Lieber Wolfgang,
vielen Dank für das Verständnis.
Ich selbst behaupte übrigens nicht schon ein wesensgemäßer Bienenhalter zu sein. Das maße ich mir nicht an und bin ganz sicher nicht fehlerfrei. Aber ich orientiere mich an dieser Idee.
Grüße Thomas
So, die Bergung ist leider noch nicht zu Ende, mein 1. Bienensaugen möchte ich später bewerten, wenn die Aktion abgeschlossen ist.
Zur Sicherheit: safety first!!!
ACHTUNG nicht nachmachen!
Welcher Tierbesitzer würde nicht eine Leiter 2 m hochsteigen, um sein Kätzchen in 4 m Höhe zu Bergen? Zumal, wenn er sich absolut sicher fühlt und er beruflich regelmäßig Sicherheitsunterweisungen zu dem Thema erhält.
Zu meiner Motivation:
Bislang bin ich bei vergleichbaren Besiedlungen immer zu spät gekommen und war überzeugt: hier ist nichts zu machen.
Ich liebe Bienen sehr und dieser Fall hat mir keine Ruhe gelassen.
Seit über 10 Jahren beobachte ich einige Völker an vergleichbaren Stellen, über den Winter kommen die sehr sehr selten, welch Jammer.
Also stand ich am Tag 3 nach Bienenbezug mit dem Hausbesitzer im ehemaligen Schlafzimmer des alten Hauses (seit 40 a nicht mehr bewohnt), um an der richtigen Stelle den Dielenboden aufzusägen. Er wollte das nicht wirklich…
Er war der Meinung, es handele sich um Wildbienen, und er tue damit der Natur etwas Gutes.
Von außen gab es hier keinen Druck, gestört hätte das Leben der Bienen niemanden, aber auch nicht ihr Sterben.
Erst im 2. Schritt dann die Überlegung, ob man womöglich doch von außen irgendwie drankommen könnte.
LG
Naja, deswegen kamen jetzt die sechsbeinigen Hausbesetzer
Aber echt, die Aktion ist doch irgendwie noch mehr für Dich als für die Bienen? - Aber vielleicht ist das ja auch okay so, wenn Du das Gefühl hattest, sicher auf der Leiter zu stehen und den Lütten mehr zu helfen als zu schaden…
Ende gut, alles gut?
Mit einer kleinen Aufmerksamkeit an den Bauern = Hausbesitzer in Form eines Glases Honig aus ganz frischer Ernte konnte ich gestern meine Schwarmbergung endlich ERFOLGREICH abschließen!!
Erst eine Saugschlauchverlängerung von 1 m war lang genug, um auch den hintersten Bienen die Prozedur nicht zu ersparen. Dann war die Königin dabei, 1,7 kg Bien durften außerhalb des Flugradius einlaufen, dabei fand ich auf dem Tuch nur ganz vereinzelt tote Bienen, eigentlich im normalen Umfang.
Dennoch möchte ich für das Verfahren keine Werbung machen und kann es nur dann empfehlen, wenn jede andere Möglichkeit versagt.
Lessons learned:
- der Schaumstoff flächig im Boden des Zwischenbehälters hat zumindest für weiche Landungen gesorgt
- durch den flexiblen Schlauch bei meinem ersten Versuch war es mir nicht möglich, das Ende vernünftig in die Bienentraube zu führen und ich habe dadurch unnötig viel Gemüll und vor allem Spelzen, vermutlich damals als Dämmung verwendet, eingesaugt. Die Bienen haben sich dann in dem Gemenge in der Zwischenbox abgemüht, weil sie sich dort ja schnellstens aufhängen wollten.
- Hinzu kam, dass die Wandung meiner Box so beschaffen ist, dass die Bienen nicht hochkrabbeln können. Als Ort für eine Nacht ist das Teil also nicht geeignet, obwohl die Belüftung und sogar eine Futtergabe gut realisiert werden könnte.
- Den Unterdruck konnte ich direkt am Staubsauger gut dosieren, damit überstehen die Bienen das „Geflogenwerden“ durch den Schlauch.
Fazit: es funkioniert, ist aber wenig elegant und sehr mechanisch.
Und jetzt bitte den Staubsauger wieder ganz schnell vergessen, sollte mal ein Scharm am Boden sitzen (Brennesseln, hohes Gras, etc.). Da hab ich mit folgender Methode schon die besten Erfahrungen gemacht:
Rechts und links der Traube ein Bälkle, Äste oder Steine. Darauf eine Leerzarge über die Bienen stellen, darüber eine 2. oder auch 3. Leerzarge, Deckel drauf - fertig. Am nächsten Morgen - spätestens nach 24 h - sollten sich alle Bienen am Deckel innen / in der obersten Zarge als Bautraube zusammengefunden haben.
Viel Erfolg wünscht FiMü-Imker Andreas