Hallo zusammen,
ich habe schon etwas im Forum gestöbert aber zu diesem Thema konnte ich noch keinen Eintrag finden.
Nach zwei Jahren fleißig Drohnen schneiden im Zuge der Varroabehandlung stelle ich mir immer häufiger die Frage wie sinnvoll dies ist.
Der rein wissenschaftliche, quantitativ Fakt ist belegt. Die Varroas halten sich gern bei den Drohnen auf. Da liegt es auf der Hand diese zu töten und die Drohnen gleich mit.
Das ist der Punkt wo meine Zweifel aufkommen. Wie förderlich ist es für die Gesundheit des Biens wenn man ständig die Drohnen tötet? Ja, wir töten mehr Varroas, aber wie sehr schädigen wir mit dieser Maßnahme den Bien?
Haben wir wirklich den größeren Nutzen mit dem töten der Drohnen?
Wäre schön zu wissen wie ihr darüber denkt bzw. eure Praxis aussieht.
Guten Abend René,
meiner Meinung nach ist der Drohnenschnitt nicht wesensgemäß. Es ist ein Radikaleingriff des Imkers in die natürliche Entwicklung des Biens.
Varroa ist ein großes Problem. Doch kann man es gut in Griff bekommen indem man extensiv arbeitet und den Verflug der Bienen zwischen den Beuten möglichst verhindert. Das heißt, viel Platz lassen zwischen den Beuten. Bei mir sind es 50 Meter und auch nur 3 Beuten an einem Standort. Im Radius von 1,2 Kilometer stehen die nächsten Bienenstöcke und auch nur in Einzellage. 0,047 Varroen fallen bei mir durchschnittlich im Jahr / am Tag.
Bedenke, dass ein wildlebendes Bienenvolk eine Landschaft von einem Kilometer im Radius beansprucht und sich kein zweites Volk sich in diesem Gebiet einnisten würde…
Gruß, Sebastian
Was mir dazu immer durch den Kopf gut:
1.) Wenn alle Imker Drohnenbrut rausschneiden und es deswegen sehr wenig Drohnen gibt: welche Auswirkung hat das auf die Begattung von Jungköniginnen?
2.) Wissen wir noch zu wenig welche Aufgaben Drohen neben der Begattung noch im Bien haben. Brut wärmen? Kommunikation zwischen Völkern?
Martin
Ich denke, diese Frage sollte sich in diesem Forum gar nicht stellen…
Gruß
Markus
Hallo René und herzlich willkommen im Forum!
Deine Fragen überraschen mich. Eigentlich hast Du Dich bei der Registrierung in diesem Forum doch der wesensgemäßen Bienenhaltung verpflichtet und Dich vorher auch damit auseinandergesetzt?
Dieser Absatz beantwortet Deine Frage:
Wesensgemäße Bienenhaltung entsteht durch eine respektvolle, offenherzige Beziehung zu den Bienen. Die Art der Haltung orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen und Instinkten des Bienenvolks. Die Bienen bauen ihre Waben selbst und vermehren sich über den Schwarmtrieb. Auf die gängige Praxis der künstlichen Königinnenzucht wird verzichtet. Die Integrität des sensiblen Brutnestes wird gewahrt.
Siehe besonders den letzten Satz. Das Drohnenbrutschneiden widerspricht daher der wesensgemäßen Bienenhaltung! Daher ist es auch wenig überraschend, dass Du hier in diesem Forum nichts dazu finden konntest.
Meine Praxis sieht so aus (und dies sollte Standard in diesem Forum sein): Ich lasse den Bien das tun, was er für richtig hält. Wenn er viel Drohnenbrut erzeugt, dann hat er das so entschieden und ich lasse ihn in jedem Fall gewähren.
Viele Grüße,
Michael
Erst einmal vielen Dank für eure Kommentare welche mir die Unsicherheit nimmt bzw. Klarheit bei diesem Thema verschafft.
Mir war bisher nicht klar wie die wesensgemäße Bienenhaltung das Drohnenbrut schneiden von einer Ameisensäure unterscheidet. Beides sind für mich radikale Eingriffe!
Die Ameisensäure wird jedoch ohne wenn und aber angewandt.
Deshalb auch die Frage an euch um diesen Unterschied heraus zu lesen.
Im Buch „Imkern mit der Einraumbeute“ konnte ich zu diesem Thema auch kein klares dagegen finden.
Aber wie @EmmBee schon schreibt, es wird garnicht erst erwähnt weil nicht relevant.
Vielleicht noch kurz zu meiner Person damit ihr die Frage einordnen könnt.
Ich bin Anfänger im dritten Bienenjahr.
Ich wurde von einem netten Bienenpaten an das Imkern mit Zander (Aumeier / Liebig) herangeführt.
Im zweiten Jahr habe ich diese Bienenhaltung hinterfragt und mich stark für wesensgemäße Bienenhaltung interessiert. In diesem Jahr starte ich mit meiner ersten Einraumbeute und dem Ziel einer wesensgemäßen Bienenhaltung.
Das sollte etwas die irritierten Antworten von @EmmBee und @tyson erklären.
@sebastian und @MartinLE vielen Dank für eure Information, Anregungen und Tipps.
Nix für Ungut.
Daher macht es durchaus Sinn seinen ersten Beitrag mit einer kurzen Vorstellung zu beginnen, das erklärt so manches.
Willkommen im Forum.
Gruß
Markus
Hallo Rene,
da du von Drohnenbrut schneiden redest gehe ich davon aus, dass du in einer Magazinbeute imkerst. Sollte dies so sein, so finde ich deine Frage durchaus legitim, da du es wahrscheinlich nicht anders gelernt hast. Tatsächlich ist es de facto so das die Milben sich in der Drohnenbrut besonders gut und gerne vermehren, da sie durch die um 3 Tage längere Brutdauer ca. 1-2 Milben pro Zelle mehr produzieren können. Selbst in der Demeterimkerei ist das Drohnenschneiden als legitimes Mittel zur Varroabekämpfung zugelassen. In der wesensgemäßen Imkerei setzt man aber auf die Selbstheilungs- und Regulierungskräfte des Biens. Da es mir zu Beginn meines Imkerlebens auch so gelernt habe und mir dies von Anfang an aber nicht gefallen hat, habe ich es schon ab dem zweiten Jahr meiner Imkerei gelassen. Und siehe da es funktioniert trotzdem und ich habe weder mehr noch weniger Verluste wie alle anderen konventionellen Imker auch (und das schon seit 9 Jahren in Dadantbeuten). Zudem führt auch das Drohnenschneiden zu einer künstlichen Verengung des genetischen Pools an begattungsbereiten Drohnen. Da aber nicht gezielt gezüchtet wird und die Standbegattung in der wesensgemäßen Bienenhaltung Teil der Philosophie ist, ist ein großes Spektrum an Drohnen absolut wichtig. Mögen die besten gewinnen😉…Wichtiger als alles Drohnenschneiden ist das regelmäßige Schwärmen der Bienenvölker. Durch das Schwärmen entsteht automatisch eine natürliche Brutpause, in der auch die Milben keine Chance haben sich zu vermehren. Und leider immer noch die konsequente Varroabehandlung mit organischen Säuren, sofern bestimmte Befallsschwellen überschritten werden.
Um auch diese zu vermeiden, müssten alle Imker komplett mit dem Behandeln aufhören, bis sich über viele Jahre varroatolerante Völker herausgebildet hätten. Das würde aber wahrscheinlich über 95% aller Bienenvölker das Leben kosten. Wer wollte aber dabei schon mitmachen …
Hallo Andreas,
vielen Dank für deinen kleinen, ausführlichen Exkurs.
Ja, ich imkere bisher in Magazinbeuten wo mir das Drohnen schneiden als wichtiges Handwerkzeug gelehrt wurde.
Aber die Weitsicht eröffnet nun andere Wege.
Nichts für ungut, René @enerchiw! Jetzt ist mir klar, woher Dein Anliegen kommt!
Ich finde es toll, dass Du diesen Weg gehst! Das ist anscheinend etwas Besonderes, wenn ich mich so in meinem Imkerverein umschaue, wo die Leute das Drohnenbrutschneiden vollkommen unreflektiert praktizieren, weil sie es so gelernt haben („das haben wir schon immer so gemacht“ und „die Drohnen kosten sowieso nur Honig und sind eh überflüssig“). Zum Glück gibt es bei uns seit diesem Jahr eine kleine, aber feine wesensgemäße Gruppe, durch die eine gewisse Gegenbewegung stattfindet.
In diesem Sinne: bitte weiter so, René!
Hallo Zusammen, ich komme aus der konventionellen Imkerei und habe immer brav die Drohnenbrut geschnitten. Seit drei Jahren stelle ich mich auf wesensgemäße Bienenhaltung nach Mellifera um und schneide auch die Drohnen nicht mehr. Nach meiner Ansicht sind die Völker besser aufgestellt, wenn die Männer bleiben dürfen und durch die Schwarmvermehrung und die dadurch bedingten Brutpausen ist die Varroalast überschaubar.
Ich bin froh diesen Schritt gewagt zu haben und sehen meine Völker mit ganz anderen Augen. Es ist ein schönes Gefühl so mit den Bienen zu arbeiten.
Liebe Grüße in die Runde und eine gute gesunde Zeit für alles was Lebt
Andreas
Jeder muss selber - für sich - entscheiden, was er sich und anderen auferlegt …
Rolf
Hi,
es gibt nur einen Weg aus dem Varroadilemma und das sind Vorroaresistente Bienen.
Wenn ich das richtig verstanden habe sind zwei Gene dafür verantwortlich das die Bienen die Varroa in der Brut erkennen und ausräumen oder nur den Deckel öffnen und wieder verschließen.
einfach mal nach VSH Zucht im www suchen.
mfg Dirk