Das ist eben die Kehrseite von Open Source - jeder kann’s nutzen wie er will. Auch der Baumarkt.
Selbstbau von Kisten macht zwar Spaß, aber man vergisst schnell das man auch dafür einiges an Resourcen braucht. Realistisch betrachtet braucht man einen Akkuschrauber, eine Handkreissäge. Ja theoretisch kann man das auch mit einem Handbohrer und einem Fuchsschwanz hinbekommen, aber damit ein Brett gerade zu bekommen erfordert deutlich mehr Übung.
Auch an die Materialien zu bekommen ist nicht immer ganz einfach. Bei DIY Projekten heißt es ja oft dass man das mit Material machen kann die jeder zu Hause hat. Ich weiß nicht wie oft ich schon losgefahren bin um Material zu kaufen, dass jeder zu Hause hat. Jetzt nach ca. 6 Jahren DIY Holzwerken und 4 Jahre Bienen, habe ich so ab und an die Situation, dass ich für das nächste Projekt nicht noch herumstehenden Reste verwenden kann.
Man kommt irgendwann einfach in eine Blase der eigenen Möglichkeiten. Ich erfreue mich auch immer daran wie einfach meine Oberträgerbeuten zu bauen sind und wieviel günstiger so ein Oberträger im Vergleich zu einem Rähmchen ist. Dann fällt mir wieder ein, dass ich eine 250 Kappsäge, eine 400 Euro Tischkreissäge und eine 300 Euro Bandsäge dafür benutze. Gut, die Geräte dienen auch anderen Projekten, aber wenn ich die nicht hätte, wäre es deutlich günstiger das im Imkerbedarf zu kaufen.
Die Idee hinter der Bienenkiste, oder eher die Philosophie in die das eingewebt ist, ist ja ein Rückfahren des Resourcenverbrauchs, eben eine andere Lebensweise. Das kann ich für mich prinzipiell unterschreiben, so wie aktuell, kann es auf Dauer nicht weitergehen. Wie es weitergehen soll, kann ich aber auch nicht sagen. Wir können nicht alle Selbstversorger werden. Die meisten von uns haben da einfach die den Platz dazu.
Bienenhaltung kann, und war es bei mir, aber sozusagen die Einstiegsdroge in das ganze Thema Umwelt und Nachhaltigkeit sein. Wenn das damit beginnt, dass jemand im Baumarkt eine Holzkiste kauft und im nächsten Jahr die Steine aus dem Vorgarten schmeißt, sehe ich das als Gewinn an.
Das Konzept finde ich rundherum klasse!
Meine erste BK habe ich mir selber gebaut, die Bretter im Baumarkt zusägen lassen, in einem anderen Baumarkt die Verschlüsse gefunden, die Kleinteile selber hergestellt. War spannend und sehr interessant, hatte das in meiner Anfangsbegeisterung auch alles fotografisch festgehalten und dann mit dem Einlaufen des Schwarmes eine kleine Doku gemacht.
Die zweite BK habe ich bei Sebastian als Bausatz gekauft, ist eine super Qualität. Das war dann nicht mehr ganz so wie komplett selbst gebaut, aber von der Materialbeschaffung her deutlich einfacher. Es ist halt alles dabei, was man braucht.
Für beide BK habe ich jeweils ein Dach gebaut und sie auf kleinen Stützen drehbar gelagert, das macht das Öffnen einfacher.
Wenn die BK nun in Baumärkten angeboten wird, bekommt das für mich den faden Beigeschmack der Massenware. Es könnte sein, dass sich dann welche aus Interese halt mal so eine BK kaufen, um das mal auszuprobieren. Aber damit würde das am Ziel vorbei gehen, das hat nix mit Bienenhaltung bzw. Imkern zu tun … wenn es jemand so macht.
Es ist in meinen Augen schon ein bisschen fies, die Baupläne werden open source bereit gestellt, und dann kommt ein Baumarkt und macht Profit damit. Ist es bei open source im Software-Bereich nicht so, dass man sie nutzen darf, aber nicht kommerziell? Und Änderungen/Verbesserungen stellt man auch wieder open source zur Verfügung?
Vielleicht wäre es eine Lösung (gewesen), an den Handwerker (wie z. B. Sebastian) eine (symbolische) 1 € - Lizenz zu vergeben, an Baumärkte und ähnliche Interessenten gar nicht oder mit einem deutlich höheren Preis und Mindestqualitätsanforderungen.
@ beefree
Hast du ein Bild, wie du das realisiert hast mit dem drehen? Habe auch schon daran gedacht, aber dann sollte die Basis ja richtig stabil sein, oder?
ich kaufe jedes Jahr gebrauchte BK auf, besiedele die mit Schwärmen für die ich keine Abnehmer mehr finde und gebe die besiedelten Kisten dann nach und nach wieder ab.
Ich kenne die Bausätze von dobar die bei Holtermann und auf Baumärkten angeboten werden und bin sehr zufrieden damit. Sie sind deutlich leichter als die Kisten von Mellifera, der Ständer ist besser und sie sind günstiger. Auch nach ein paar Jahren verziehen sie sich nicht - auch am Rückbrett entstehen keine Lücken. Ich selbst habe auch schon drei dieser Bausätze neu gekauft und empfehle sie Anfängern. Auf den Orginalverpackungen steht ein Hinweis zu Mellifera e.V., also scheinen die in Lizenz oder aber zumindest mit Wissen von Mellifera vertriebenen zu werden.
Die Orginalkisten von Mellifera und die Bausätze von Bienen Seb habe ich auch immer mal - beide wiegen deutlich mehr, Qualität ist bei beiden auch nach Jahren noch sehr gut.
Was ich leider von KEINER selbstgebauten Kiste sagen kann die ich je hatte (ca. 8)! Nach ein paar Jahren verziehen sich meist die Rückbretter oder es entstehen anderswo Spalte. Da dringen dann Räuberbienen oder Wespen ein. Die Querleisten brechen oder biegen sich durch, manchmal auch die Brutraumleisten.
Ich selbst traue mir den Selbstbau einer BK nicht zu. Ich besitze keine Werkstatt, keine Werkbank, nur wenige Werkzeuge und müsste sämtliches Material neu kaufen. Da kann ich auch gleich eine komplette Kiste kaufen.
wir haben die Original BK 2019 gekauft, das Rückbrett ist inzwischen unglaublich verzogen. Vor ein paar Monaten hat mein Mann es nachgeschliffen, damit ich es überhaupt irgendwie raus und rein bekomme. Inzwischen ist es aber noch schlimmer. Ich bekomme den haken kaum noch zu. Das hat mich etwas enttäuscht, muss ich gestehen. Ich stopfe nun sämtliche Ritzen immer mit Grashalmen, Zweigen usw. zu. Ein neues Brett ist nun dringend nötig, werde mich auch mal an die Werkstatt direkt melden, denn wenn man für das Rückbrett ein anderes Holz verwenden würde (das sich weniger verzieht), wäre es bestimmt weniger problematisch
Jemand der eine Bienenkiste bauen kann wird auch ohne weiteres ein verzogenes Rückbrett austauschen können. Wer das nicht kann gehört sicherlich nicht zu den Zielpersonen des Projekts.
Bei dem Projekt Bienenkiste geht es um eine Lebenseinstellung und nicht um die Vermarktung eines Produktes.
Zitat:
"…Selbstversorgung und einer nachhaltigen ökologischen Lebensweise im Geiste von Suffizienz und Degrowth"!!!
Ich würde allen Anfängern die diese Lebenseinstellung teilen den Selbstbau einer Bienenkiste empfehlen, bessere Hilfen als in den beiden Büchlein sowie den Internetseiten zum Projekt sind kaum zu finden.
genau das setze ich hier in der Innenstadt NICHT voraus: das jemand in der Lage ist und die Möglichkeit/das Material/den Raum hat sich eine BK selbst zu bauen und diese zu reparieren.
Das trifft in der Großstadt auf ziemlich wenig Leute zu. Aber ernsthaftes Interesse an Imkerei besteht bei vielen Leuten. Und wer sich dann schon mit Betriebsweisen auseinandergesetzt und sich bewusst für wesensgemäße Imkerei in BK entschieden hat dem empfehle ich eine fertige Kiste.
wir können das Brett austauschen, mein Mann wird sich drum kümmern. Ich wollte oben nur erwähnen, dass ich etwas verwundert über die Qualität bin, weil sich das Brett so schnell verzogen hat. Mein Mann hätte auch die Fähigkeiten, eine Bienenkiste selbst zu bauen - wir haben mit dem Kauf aber gerne Mellifera und die Bingenheimer Werkstatt unterstützt (dafür hat er zusammen mit den Kindern für unsere 3 Beuten die Dächer gebaut und die dann aus Resthölzern vom Kindergartenbau, die wir seit Jahren im Keller lagern). Auch wenn jemand theoretisch die Fähigkeiten mitbringt, ist es doch trotzdem legitim und völlig ok, sich eine fertige Beute zu kaufen. Manchmal fehlt vielleicht schlichtweg die Zeit
Ja, dem Bien ist es egal wer die Kiste gebaut hat, oder wer sie sich gekauft hat.
Das mit dem Rückbrett schein bei gekauften Kisten ein Problem zu sein.
Hier meine Idee: Also Akkuschrauber und Lattenreste vorausgesetzt, der kann das
gekaufte Rückbrett mit Querleisten, aussen angebracht stabilisieren und passgenau halten.
LG
Siggi
Was Erhard in dem oben verlinkten Beitrag formuliert hat ist der Entwurf einer Lebenseinstellung von dem wir uns alle etwas aneignen sollten, wenn wir es uns auch in Zukunft auf dieser Erde gemütlich machen wollen. So oder so werden wir einige Schritte zurück treten müssen, in Richtung Krainer Bauernstock, entweder mit Vernunft oder die Natur wird es uns lehren und die Natur ist ein strenger Erzieher.
Selbstverständlich ist es für viele Menschen möglich 300 € per Paypal auf den Tisch zu legen, bei Mellifera eine Biki zu bestellen und per Paketdienst vor die Haustür liefern zu lassen.
Das Erhards Lebensentwurf in unserer Gesellschaft bisher nicht funktioniert spiegeln auch die bisherigen Beiträge zum Thema wieder.
Zitat:
„Eine fertige Bienenkiste im Baumarkt oder Imkereibedarf zu kaufen, entspricht dagegen nicht dem ursprünglichen Konzept.“
Das ist natürlich eine wunderbare und sehr wichtige Anregung und ich versuche mich auch so gut ich kann (vor allem im Alltag) danach zu richten (und das seit mehr als zwei Jahrzehnten). Sicher ist es so, dass bei vielen Imkerinnen und Imkern dieses Bewusstsein durch das Zusammenleben mit Bienen mehr und mehr erwacht und das Selberbauen einer Bienenkiste aus möglichst vorrätigen Materialien ist eine tolle Sache, keine Frage! Erhards Gedanken sind inspirierend. Aber für einen Wandel braucht es deutlich mehr und ich würde es auch gut finden, wenn sich jemand (aus welchen Gründen auch immer) zwar eine fertige Bienenkiste kauft, dafür aber vielleicht in anderer Weise auf Nachhaltigkeit im Alltag achtet. Wie viele von uns wählen denn z.B. beim täglichen Einkauf biologische Produkte? Ja, ich habe meine Bienenkiste im Mellifera-Shop gekauft, auch die Einraumbeute und ich habe nach wie vor ein gutes Gefühl dabei. Manchmal leiste ich mir solche Dinge, verzichte dafür auf andere. Ich schüttle die 300 Öre auch nicht einfach aus dem Ärmel (vielleicht weißt du ja, dass wir 6 Kinder haben…).
Um aber bei Erhards Ideen und Gedanken zu bleiben: ich schätze diese sehr, genauso, wie ich Erhard schätze
Liebe Grüße, Michèle
Generell finde ich eine möglichst weite Verbreitung der Bienenkiste als einen sehr positiven Aspekt.
Da der „Erfinder“ ja ausdrücklich eine breite Streuung in Kauf genommen hat, als er die Bauanleitung öffentlich ließ. ist das ja nicht zu negativ zu sehen.
Sicherlich wird es der Spezies Biene eher gut tun als schaden, wenn viele Menschen sich Bienenkisten zulegen, die vorher keine Bienen, oder Bienen im Magazinbau gehalten haben.
Es ist doch schon davon aus zu gehen das sich die neuen Eigner der BK mit der Thematik, zumindest in den Grundzügen, auseinander setzen, viele bestimmt auch intensiv.
Ich hoffe also auch zukünftig auf ein möglichst weite Streuung und Vermehrung der Bienenkiste.
Da bin ich nicht so optimistisch wie du … das liegt aber nicht am Bienenkisten-Konzept sondern an der Misanthropie meinerseits …
Allerdings werden hier im Forum schon oft Fragen gestellt, die nicht unbedingt eine eigene, vorhergehende Auseinandersetzung vermuten lassen. Ich habe auch schon (sehr dumme) Fehler gemacht und Bienen gequält und umgebracht – aus Unwissenheit oder Unsicherheit etc. Ich hoffe einfach, dass mein Bienen-Karma-Konto irgendwo +/– Null ist. Was andere machen will ich gar nicht bewerten, aber dass jede Bienenkiste ein Erfolg und Gewinn ist sehe ich skeptisch …
Ja, ich bin von Haus aus Optimist und lösungs- und nicht problemorientiert wie ein Großteil der Menschen in Deutschland.
Misanthropie: Da ist man natürlich in einem Forum und auf der Erde im allgemeinen nicht so gut aufgehoben. Bald 8 Milliarden Menschen…obwohl wenn die schlimmsten Befürchtungen (oder Hoffnungen für den Ein oder Anderen) in 2-3 Jahren eintreten, sind es ja rapide schnell weniger
Ein Fehler zu machen ist nicht dumm, nur den gleichen Fehler 2 x zu machen ist dumm.
Der Koeffizient für Fehler ist, meiner Meinung nach, auf jeden Fall bei der Bienenkiste deutlich geringer als bei der Magazinimkerei.
Auch bad habits wie z.B. die konventionelle Varroabekämpfung o.ä. werden, so denke und hoffe ich, nicht so schnell ohne Nachfragen übernommen.
den Selbstbau der Bienenkisten oder auch anderer Bienenbehausungen finde ich besonders bei Neulingen sehr sinnvoll für eine tiefere und von Beginn an selbständige Beschäftigung mit der eigenen, anstehenden Bienenhaltung. Ich habe auch so angefangen…
Viel wichtiger und mit nachhaltigeren Eindrücken verbunden war für mich, schon den ersten Schwarm selbst zu bergen. Seither ist jede Begegnung mit einem Schwarm für mich ein unvergessliches Erlebnis, welches eine starke Beziehung zu den Bienen herstellt. Auch bei anderen Einsteiger*innen nehme ich das so wahr.
Wenn ich einen Schwarm dann weitergebe, versuche ich, so viel von seiner Geschichte weiterzugeben, wie nur möglich, um auch dieses Gefühl ein Stück weit zu transportieren. So erhalten „meine“ Schwärme z. B. immer Namen, die sich auf ihre Herkunft beziehen. Einen so liebevoll behandelten Schwarm setze ich gefühlsmäßig gleich mit einer liebevoll geschreinerten Bienenwohnung.
Soweit meine bescheidenen Gedanken dazu. Ich hoffe, die schießt niemand ins All