Ablegerbildung mit der ERB?

Hallo,

Ich habe eine Frage zur Möglichkeit der Ablegerbildung mit der ERB und freue mich über Antworten!

Folgende Situation: Aktuell haben wir zwei ERB, eine ist mit einem kräftigen Volk besiedelt, die gut durch den Winter gekommen sind und aktuell rasch wachsen, letztes Jahr sind sie nicht geschwärmt. Die zweite ERB ist leer. Wir imkern seit Jahren nur mit Bienenkisten, lassen schön schwärmen usw. und haben keine Erfahrung mit Ablegerbildung. Aber könnten wir jetzt nicht einfach einen Ablager bilden, sobald wir Weiselzellen sehen und dann eine Wabe mit Weiselzellen, Vorräten und Bienen rübersetzen und außerhalb vom jetzigen Flugradius wachsen lassen? Habt ihr Erfahrungen mit Ablegerbildung? Oder ist das keine gute Idee / funktioniert nicht / Bedeutung zuviel Störung und Stress für ein Volk?
Mir scheint das so „einfach“?

Freue mich über Rückmeldungen und eure Meinung.

Viele Grüße, Steffi

Liebe Steffi,

Nein.

„Gehen“ im Sinne von „funktionieren“ täte das bestimmt, jedoch gibst Du Dir die Antwort schon selbst:

Genau. :wink:

Nach meinem Verständnis ist es in der Wesensgemäßen Bienenhaltung essentiell wichtig, die Integrität des Brutnestes zu bewahren. Bei der Ablegerbildung respektiert man aber genau dies nicht. Es werden eine oder mehrere Brutwaben zusammen mit den ansitzenden Bienen entnommen. Das zurück bleibende Volk muss nun mit dem plötzlich reduzierten Brutnest klar kommen, während der unfreiwillige Ableger aus der Schwarmzelle (oder einer noch zu bauenden Nachschaffungszelle) eine Königin ziehen muss. In der Wesensgemäßen Bienenhaltung wird über den natürlichen Schwarmtrieb vermehrt. Der Bien zieht seine Königin selbst heran.

Aber wie gesagt: „Gehen“ täte das schon, jedoch wäre man da sicherlich näher an der konventionellen Imkerei als an der Wesensgemäßen Bienenhaltung. Da Ihr ja schon schwärmen lasst, würde ich diesen natürlichen Weg bevorzugen, um die zweite ERB zu besiedeln.

Liebe Grüße,
Michael

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wenn Weiselzellen da sind und diese verdeckelt werden, könntest du ja einen vorweggenommenen Schwarm machen

Wenn du genügend junge Bienen, Brut, Futter und Pollen mit gibst, kannst du es auch am gleichen Standort machen. Das Flugloch musst du einengen, dass nur eine Biene durch kommt, dann gibt es auch keine Räuberei. Die Flugbienen fliegen zwar größtenteils zur Heimatkiste zurück, aber das macht nichts, solange genug junge und bald schlüpfende Bienen nachrücken…

Genügend heisst: 1x Brutwabe mit Bienen bestückt + weiter Bienen von anderer Wabe abschütteln. 1x Futterwabe + 1x Mittelwand. Die Brutwabe kommt an die Wand oder an ein Schied auf Fluglochhöhe, dann die MW und die Futterwabe+ Weiteres Schied.

Das ganze geht auch ohne Weiselzelle, wenn auch jüngste Brut 1-3 Tage alte Maden oder Stifte mit dabei sind.

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Nachtrag:

Im Buch „Imkern mit der Einraumbeute“ wird die Möglichkeit der Bildung eines Königinnenablegers auf den Seiten 92-93 beschieben.

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Ablegerbildung klappt, wie in jeder anderen Mobilbaubeute, auch in der ERB sehr gut. Es ist die einfachste, schnellste und sicherste Art der Völkerbildung.

Ich mache gerne Königinnenableger mit zwei Brut-und einer Futterwabe im Mai. Am besten, wenn das Ursprungsvolk schon in Schwarmstimmung ist und Weiselzellen angesetzt hat.

Umsetzen an einen anderen Standort muss man eigentlich nicht. Füttern je nach Tracht schon. Wichtig ist den Ableger nicht gerade vor den Eisheiligen zu bilden. Die können sich und die Brut anfangs nur bedingt wärmen.

Einfach mal probieren. Ob das nun besser oder schlechter ist, als Schwarmvorwegnahme, Schwärmen etc., muss jeder selber entscheiden. Hat alles sein Für und Wider.

Gruss

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Hallo und erst einmal vielen Dank für eure Antworten. Ich habe mich dieses Jahr erst einmal dagegen entschieden, nun ist die leere ERB auch schon mit einem Schwarm besiedelt, auch schön! Vielleicht dann in den kommenden Jahren, zumindest weiß ich nun schon einmal, dass es funktioniert und es auch schon gute Erfahrungen damit gibt. Ich stimme dir da zu, MasterTom, dass alles sein Für und Wider hat.

Viele Grüße,
Steffi

Ich will kurz darauf eingehen, was wir auch in unseren Kursen im Ausbildungsverbund und an der Fischermühle vermitteln:

Wenn wir davon ausgehen, dass sich im Schwarmprozess der Volkszusammenhalt auflöst, kommen Königinnenableger, also Ableger mit Weiselzelle, als Möglichkeit der Vermehrung in Betracht.
Aber eben nur im Schwarmprozess, wenn die Bienen sich sowieso vermehren wollen. Wir möchten nicht aus der Notmaßnahme „Königin nachschaffen lassen“ eine Betriebsweise machen. Auch wenn das und vieles andere bei Bienen „funktioniert“.

Hier gibt es zwei verschiedene Methoden (und wer weiß wieviele noch…): Norbert @Naturbauimker nimmt die Ableger mit zwei Brutwaben und erweitert dann links und rechts. Die Altwaben verbleiben später als Kern im Volk.
Johannes Wirz dagegen entfernt den Ablegern die alten Waben, sobald die Brut ausgelaufen ist und die junge Königin in Eilage geht, so dass das junge Völkchen sein Wabenwerk komplett neu errichtet.

Dabei ist aber sicher auch zu berücksichtigen, welche Motive man dabei hat: Sollen es schnell viele Völker werden? Will man dabei eine Selektion betreiben, indem man von den Lieblingsvölkern stark vermehrt und es bei den weniger geliebten nur beim Vorschwarm belässt? Geht es um das Beenden der Schwarmstimmung oder die kontrollierte Vorwegnahme von „Nachschwärmen“? Usw.

Ich persönlich schätze sehr, wenn im verbleibenden Bienenstock das Brutnest vollständig erhalten bleibt und altern darf, solange der Bien dort lebt. Deshalb würde ich es nicht auseinandernehmen wollen.

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Zur Info:
Ich, und wohl die meisten Imker, verstehe unter einem "Königinnenableger " einen Ableger in den die Altkönigin übnernommen wird. Einen Ableger mit Weiselzelle würde ich einfach „Ableger“ nennen.

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Danke, guter Hinweis, @MasterTom! Da scheint es tatsächlich unterschiedliche Betrachtungsweisen zu geben.

Auch in der biene&natur ist es der „Ableger mit Altkönigin“:

In Norberts @Naturbauimker Buch (siehe oben) wird ein „Ableger mit Königinnenzelle“ „Königinnenableger“ genannt, also wie @Katrin es oben schrieb.

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Hab ich auch so gelesen. Scheint eine Lex Mellifera zu sein.

Für den ersten Teil stimme ich gerne zu. „Ableger“ allein ist mir aber noch zu unkonkret, weil die Ablegerbildung mit Nachschaffungsköniginnen zur gängigen Praxis „da draußen“ gehört und wir das ja im Zusammenhang mit dem Schwarmprozess spezifizieren wollen.

Wenn ein Volk in Schwarmstimmung direkt aufgeteilt wird, weil man z. B. bei der Schwarmvorwegnahme die Königin nicht hat finden können, dann ist sie in einer der neuen Einheiten dabei. Das könnte dann der Königinnenableger sein, auch wenn er Weiselzellen dabei hat. Die anderen wären Weiselzellenableger. Und was was war, merkt man danach.

Grundsätzlich ist es mir wichtig, mich mit anderen Imkern unterhalten und verstehen zu können. Wenn mir jemand was von einem Königinnenableger erzählt, weiß ich noch nicht: Schwarmstimmung oder nicht? Wenn er sagen würde, „Weiselzellenableger“, könnte ich zumindest von Schwarmstimmung ausgehen, wenn nicht Schwarmstimmung in eine stille Umweiselung oder Nachschaffung hineininterpretiert worden ist… Meistens frage ich eh nach.

Auf jeden Fall ist die Lex Mellifera nicht in Stein gemeißelt, so wie wesensgemäß hoffentlich beweglich bleibt… Und wenn ich bedenke, dass wir uns an der Fischermühle jedesmal halb in die Haare kriegen, ob das Volk, aus dem der Vorschwarm ausgezogen ist, das Tochtervolk heißen soll, weil es mit einer Tochterkönigin weiterlebt oder das Muttervolk, weil es den Schwarm abgegeben hat… :crazy_face:

Will eigentlich jemand einen Terminologie-Thread eröffnen…? (Ich nicht ;-))

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Wie sagte ein alter Chinese:
„Die Dinge beim richtigen Namen nennen!“
Man muss schon wissen - was der andere überhaupt meint …
Gerade bei „Fachleuten“ aus den verschiedensten Bereichen gehen die Begriffe weit auseinander.

Alles Gute vom Rolf

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